Vorschläge, Renteneinkünfte umzuverteilen, haben für Wirbel gesorgt. Der einzig faire Weg, um Ansprüche der riesigen Boomer-Generation zu bezahlen, ist die Steuerkasse.

In Rente mach' ich mir ein schönes Leben. Ein Gedanke, den sicher die meisten Menschen der sogenannten Boomer-Generation mal hatten. Dazu zählt man die Jahrgänge der 1950er bis Mitte 60er. Der Vorschlag einiger Wirtschaftsforscher, Boomer zur Stützung schmaler Renten und des "Systems", zur Kasse zu bitten, hat für ordentlich Wind gesorgt. Auch wir beim stern erhielten auf Meinungsbeiträge zu diesem Thema große Resonanz.

Meinung Der Boomer-Soli verdient wenigstens eine ernste Diskussion

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Ich kenne eine Menge Boomer. Ihr Einstieg in die Arbeitswelt war zäh, erzählen sie mir. Später, in den 90ern, lief es besser. Dann, um die Jahrtausendwende herum, wurde klar, dass es mit der Rente nicht ganz so üppig werden würde wie gedacht. Zu wenig Kinder am Start, hieß es. Jedenfalls im Hinblick auf die Sicherung der gesetzlichen Rentenversicherung. Untergangsstimmung, einschneidende Reformen. Der Ausweg: privat vorsorgen. Dazu noch irgendwas Betriebliches abschließen. Alles zusammen könnte dann reichen – für das schöne Leben. Zumindest einigermaßen.

Rente: Den meisten Ruheständlern geht es gut

Und siehe da: Der Kraftakt ging und geht für Millionen Boomer auf. Erstens ist die Rentenversicherung nicht untergegangen. Nie zuvor gab es in Deutschland so viele Versicherte, sprich Beitragszahler, wie heute. Und die Rentenhöhe hängt nicht nur von der Zahl der Einzahler ab, sondern auch von der Produktivität der deutschen Wirtschaft. Zweitens: Private und betriebliche Altersvorsorge zahlen sich aus, schweißtreibenden Finanzmarktkapriolen der vergangenen 30 Jahre zum Trotz. Sofern man nicht Opfer von Provisionsgier oder gar Betrügern wurde. Und so geht es den allermeisten der heute 21 Millionen Ruheständlern ganz leidlich. Verdientermaßen.

Meinung "Boomer-Soli": Das ist Rentenraub à la Robin Hood!

Dass heute rund eine Million dieser Gruppe, also rund fünf Prozent der Rentnerinnen und Rentner, mit sehr niedrigen Bezügen auskommen müssen, ist ein sozialpolitischer Malus. Auch die Aussicht, dass der Anteil dieser Menschen künftig steigen wird. Dahinter steckt jedoch kein "System"-Problem der Rentenversicherung, sondern Arbeitsökonomie: geringe Einkommen, unter-, teils zerbrochene Erwerbsbiografien. Persönlich, familiär oder gesundheitlich bedingt. Dazu drastisch gestiegene Lebenshaltungskosten. Grundrente plus Wohngeld plus Lebensmittel einer Tafel – kein allzu schönes Leben.

Nur Arbeit schützt vor Altersarmut

Immer wieder zeigt sich: Menschen in Arbeit zu bringen, tendenziell in Vollzeit, ihnen Teilhabe an seriöser und kostengünstiger Altersvorsorge, betrieblich wie privat, zu organisieren, ist und bleibt der beste Schutz vor Altersarmut. Das alles umzusetzen, ist die sozialpolitische Aufgabe der Stunde. Bärbel Bas, die zuständige SPD-Bundesministerin, hat dazu jüngst Vorschläge gemacht, die in die richtige Richtung gehen.

Arbeitsministerin Bas will Betriebsrenten attraktiver machen

Und die Boomer, denen es leidlich geht? Sie können nichts dafür, dass sie so viele sind und somit noch gut 20 Jahre einiges kosten werden. Doch sie beteiligen sich aktiv an ihrer Finanzierung: Der steuerpflichtige Anteil ihrer Renten wird weiter steigen. Auf etwaige Geldanlage-Erträge zahlen sie Kapitalertragssteuer.

Um ihre Renten zu bezahlen, wird es für alle, Jung und Alt, eine Zeitlang nur einen fairen und damit erträglichen Weg geben: die Steuer, sprich den Staatshaushalt. Mit dem Zuschuss des Bundes werden Ansprüche der Versicherten bezahlt, die nicht durch die Beiträge gedeckt sind. Seit vielen Jahren. Pensionen werden vollständig aus Steuermitteln gezahlt. Ökonomische Puristen mögen das zwar nicht. Aber es funktioniert, solange die deutsche Wirtschaft nicht völlig und nachhaltig zusammenbricht. Was zumindest seitdem die Boomer auf der Welt sind, noch nie passiert ist.

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