Mit Ökotechnologie kämpft Scandlines um den Fehmarnbelt
Die Reederei Scandlines bereitet ihre erste rein elektrisch betriebene Fähre auf den Einsatz am Fehmarnbelt vor. Das rund 147 Meter lange Schiff, gebaut auf der türkischen Cemre-Werft, durchläuft derzeit eine intensive Werfterprobung. Später in diesem Jahr soll die Fähre in den Dienst zwischen den Häfen von Puttgarden auf Fehmarn und Rødbyhavn auf Lolland gestellt werden.
„Mit unserer neuen emissionsfreien Fähre machen wir einen weiteren großen Schritt in Richtung einer grüneren Zukunft des Fährverkehrs“, sagt Scandlines-Manager Rasmus Nielsen. „Wir kombinieren nachhaltige Technologie mit hoher Kapazität und effizientem Betrieb – zum Vorteil der Umwelt und unserer Kunden.“
Die Reederei, die drei Infrastrukturfonds gehört, will den Fährbetrieb trotz des Fehmarnbelttunnels langfristig fortsetzen. Der von Dänemark und der Europäischen Union finanzierte, rund 18 Kilometer lange Absenktunnel soll im Jahr 2029 in Betrieb gehen. Allerdings ist der Termin derzeit noch mit Unsicherheiten behaftet, weil sich die Absenkung der auf Lolland produzierten Tunnelelemente in die Ostsee verzögert. Die Tunnelportale auf Fehmarn und auf Lolland hingegen sind bereits weitgehend fertiggestellt.
Die Überfahrt mit Fähren zwischen den beiden Inseln auf der sogenannten Vogelfluglinie dauert heutzutage rund 45 Minuten. Durch den Fehmarnbelttunnel – einen kombinierten Bahn- und Straßentunnel – dauert die Fahrt mit dem Auto oder Lkw etwa zehn Minuten. Züge sollen den Tunnel innerhalb von sieben Minuten passieren können.
Vor Jahren hatte Scandlines gegen die Finanzierung und die Co-Finanzierung des Tunnels durch Dänemark und die EU geklagt, die Reederei sah dies als eine Verzerrung des Wettbewerbs an. Letztlich unterlag das Unternehmen mit seinen Klagen im vergangenen Jahr aber vor dem Europäischen Gerichtshof.
Scandlines betreibt auf der Vogelfluglinie und auf der Verbindung zwischen Rostock und dem dänischen Gedser bereits seit Jahren dieselelektrische Hybridfähren. Das neue Schiff und dessen künftige Schwesterschiffe ist hingegen für einen vollelektrischen Betrieb auf dem Fehmarnbelt konzipiert. In Puttgarden kann die Fähre laut Scandlines am neu installierten Landstromanschluss innerhalb von zwölf Minuten wieder aufgeladen werden, in Rødbyhavn innerhalb von 17 Minuten, also jeweils innerhalb der üblichen Zeitspanne zwischen dem An- und Ablegen.
Die neue, 80 Millionen Euro teure Elektrofähre kann 140 Passagiere sowie 66 „Frachteinheiten“ befördern – Pkw, Lkw oder Busse. Auch das neue Schiff ist mit Dieselgeneratoren ausgerüstet, die Strom für die Elektromotoren des Hauptantriebs erzeugen können, speziell auf längeren Passagen ohne Zugang zu Landstrom wie etwa bei der Überführungsfahrt von der Türkei nach Nordeuropa.
Olaf Preuß ist Wirtschaftsreporter von WELT und WELT AM SONNTAG für Hamburg und Norddeutschland. Die maritime Wirtschaft zählt zu seinen Schwerpunktthemen. Seit vielen Jahren berichtet er auch über den Bau des Fehmarnbelttunnels.
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