Darum geht es: Während viele Schweizerinnen und Schweizer gerade ihre Ferien in Italien verbringen, können sich viele dort lebende Menschen ihrerseits keine Ferien leisten. Eine Studie eines italienischen Vergleichsportals zeigt, dass heuer rund zehn Prozent der Italienerinnen und Italiener den Sommer zu Hause verbringen (müssen).

Im Zuge der Pandemie ist alles teurer geworden – doch die Löhne sind weit weniger stark gestiegen.
Autor: Franco Battel SRF-Korrespondent für Italien, lebt in Rom

Tiefe Löhne: Laut der italienischen Caritas leben im Land bis zu sechs Millionen Menschen in Armut – bei insgesamt rund 58 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern. «Das ist aber nur die Spitze des Eisbergs», sagt SRF-Korrespondent in Rom, Franco Battel. Auch viele Angehörige der italienischen Mittelschicht hätten Mühe, mit ihren vergleichsweise tiefen Löhnen durchzukommen. So verdiene eine Lehrerin oder ein Lehrer oft weniger als 2000 Euro pro Monat.

Neue Entwicklung: Früher konnten sich offenbar noch mehr Italienerinnen und Italiener Sommerferien am Meer leisten. Ein Grund dafür, dass sich das in den letzten Jahren geändert hat, ist der Teuerungsschub, den Italien im Zuge der Pandemie 2020 und 2021 erlebt hat. «Alles in Italien ist markant teurer geworden – doch die Löhne haben bei Weitem nicht mitgehalten», sagt der Korrespondent. Viele Leute würden deshalb auf Ferien oder auch auf auswärts essen verzichten.

Die Familie hilft aus: Weil vielen Italienerinnen und Italienern das Geld für teure Ferien fehlt, verbringen zahlreiche von ihnen die freien Tage im Sommer bei den Eltern oder anderen Verwandten. Wer also in Rom, Mailand oder Turin arbeitet, fährt während der Sommerferien beispielsweise ins «Hotel Mama». So sind die Auslagen für die Ferien tief, und man sieht seine Verwandten oder Eltern wieder einmal.

Das tut die Politik: «Es gibt viele Versprechungen für Besserung – das Problem ist aber die Realität», stellt Korrespondent Battel fest. Italien leidet unter einer vergleichsweise geringen Produktivität, zudem sind der unterentwickelte Süden des Landes und die vergleichsweise hohe Jugendarbeitslosigkeit hemmende Faktoren. All diese Probleme lassen sich nicht schnell und einfach lösen. «Es braucht einen langen Atem – eine Amtszeit einer Regierung reicht da bei Weitem nicht aus», so der Korrespondent.

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