Ein so gewagtes Bauwerk gäbe es sonst nirgends auf der Welt: Eine Hängebrücke, welche Sizilien und das italienische Festland verbinden sollte. Die Pläne dafür existieren seit Jahren. Doch nun will Italiens Regierung vorwärtsmachen. Bereits Ende dieses Monats soll die letzte Baubewilligung vorliegen.

Eine Bar mit Sicht auf die Meerenge. Hier trinkt Floriana ihren Kaffee. Das Stichwort «Brücke» bringt sie sofort in Rage: «Wir leben in einem Naturschutzgebiet. Die Bücke würde alles zerstören. Das macht keinen Sinn.»

Ist die Brücke erdbebensicher?

Gemäss Gegnerinnen und Gegner würde die gigantische Brücke die einzigartige Landschaft der Meerenge zerstören. Sie gefährde zudem Pflanzen, Tiere, aber auch Menschen; denn Messina liege doch in einer Erdbebenzone. Es sei nicht wahr, dass die Brücke starken Erdbeben standhalten könnte.

Legende: Schon bald soll der Bau der Brücke beginnen. SRF/Franco Battel

Diese Angst ist weitverbreitet, denn die Brücke würde genau dort gebaut, wo im Untergrund zwei Erdplatten aufeinanderstossen.

Wenn der Staat schon Milliarden investiere, dann doch bitte in Projekte, die den Leuten hier etwas bringen: «Wenn ich mit dem Zug von Messina nach Trapani fahre, dauert es 20 Stunden», so Floriana.

Das ist übertrieben, aber Siziliens Bahnnetz ist veraltet. Die Hälfte des Trinkwassers versickert, weil die Wasserleitungen löchrig sind. Viele Schulen und Spitäler sind marode.

Legende: Der Widerstand gegen die Brücke ist gross. «Hände weg von der Strasse» heisst es auf diesem Transparent. Reuters/Daniele Mascolo

Es gibt aber durchaus auch andere Meinungen. «Die Brücke ist eine sehr gute Idee», sagt etwa Lorena. Die Brücke werde helfen, die ganze Region zu entwickeln.

Noch herrscht Fährbetrieb

Was aber sagt sie zur Erdbebengefahr? Schliesslich haben Erdstösse vor gut 100 Jahren Messina weitgehend zerstört und Zehntausende Todesopfer gefordert. Die Gefahr sei bekannt und die Ingenieure hätten sicher alles unternommen, damit die Brücke sicher sei.

Lorena hofft, dass der Bau der Brücke und später ihr Betrieb Arbeitsplätze schaffe. Noch aber ist es nicht soweit.

Noch herrscht Fährbetrieb zwischen Messina auf Sizilien und Villa San Giovanni in Kalabrien. Lastwagen quälen sich über eine enge Rampe und verschwinden im dicken Bauch der Fähre. Ganze Züge verlädt man hier auf Schiffe.

Für die drei Kilometer, die das italienische Festland von Sizilien trennen, benötigen der Güter- und Zugsverkehr oft Stunden. Über die Brücke wären es nur Minuten.

«Schlimmstenfalls droht eine gigantische Bauruine»

Daniele Ialacqua war Mitglied von Messinas Stadtregierung. «Es liegen fast alle Baubewilligungen vor, die letzte kommt wohl Ende Juli. Und eben kündigte Italiens Regierung an, sie wolle auch Gelder für Verteidigung in die Brücke investieren, denn sie sei von strategischem Nutzen.»

Legende: Daniele Ialacqua hält wenig von der Brücke. SRF/Franco Battel

Darüber kann Ialacqua nur den Kopf schütteln. Er ist gegen die Brücke und geht davon aus, dass sie trotz der Baubewilligung und vorhandener Mittel dann doch nicht gebaut werde.

«Es gibt ungelöste und unlösbare Probleme», sagt Ialacqua und nennt etwa die Stahlseile, die die Brücke über drei Kilometer in der Luft halten sollen. So starke Seile gebe es doch gar nicht.

Legende: Eigentlich soll die Brücke in Zukunft Sizilien mit dem Festland verbinden. Doch gleichzeitig spaltet sie die Bevölkerung. Reuters/Tony Gentile

Im schlimmsten Fall drohe an der Meerenge von Messina eine gigantische Bauruine.

Eine ältere Dame im Badekostüm, die Ialacqua zugehört hat, mischt sich vom Strand her ein. Sie ist anderer Meinung. Sie sei wegen der Arbeitsplätze für die Brücke, und um schneller drüben zu sein.

Die Brücke über die Meerenge. Eigentlich soll sie Sizilien mit dem Festland verbinden. Doch gleichzeitig spaltet sie die Bevölkerung.

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