Krise der Stahlindustrie verschärft sich
Hohe Energiekosten, Preisdruck aus dem Ausland und dann noch die Unsicherheiten durch den Zollstreit mit den USA: All das setzt der Stahlbranche massiv zu. Die Rohstahlproduktion ist so niedrig wie zuletzt in Zeiten der Finanzkrise.
Wegen harter Konkurrenz aus dem Ausland und der Konjunkturschwäche stellt Deutschlands Stahlbranche deutlich weniger her. Die Rohstahlproduktion im Inland sei im ersten halben Jahr um knapp zwölf Prozent auf 17,1 Millionen Tonnen gesunken, teilte die Wirtschaftsvereinigung Stahl mit.
Die Stahlbranche, an der rund 88.000 Jobs hängen, ist schon länger krisengebeutelt. Ihr machen die hohen Kosten der energieintensiven Produktion zu schaffen, gleichzeitig drängen ausländische Billigproduzenten auf den Markt. Auch die US-Zollpolitik ist ein massiver Belastungsfaktor.
Rohstahlproduktion auf Finanzkrisen-Niveau
"Der Produktionseinbruch in unserer Branche zeigt, wie dramatisch es um den Industriestandort Deutschland steht", sagt die Hauptgeschäftsführerin der Vereinigung, Kerstin Maria Rippel. Die Rohstahlproduktion liege auf dem Niveau der Finanzmarktkrise im Jahr 2009.
Die Stahlunternehmen litten besonders unter der schwachen Inlandsnachfrage aus wichtigen Abnehmerbranchen wie Bau, Maschinenbau und Automobilindustrie. So fordert Rippel einen Stahlgipfel als Spitzentreffen auf höchster politischer Ebene mit der Branche.
Salzgitter senkt Prognose fürs laufende Jahr
Auch für die Zukunft sehen viele Stahlkonzerne düster. Am Donnerstagabend senkte der Stahlkonzern Salzgitter nach einem schwachen zweiten Quartal die Prognosen für das Gesamtjahr. Auch in der zweiten Jahreshälfte sei noch keine spürbare Markterholung zu erwarten, teilte das Unternehmen überraschend mit.
Demnach dürfte der Umsatz im laufenden Jahr nicht bei 9,5 bis 10 Milliarden Euro liegen, sondern nur bei 9,0 bis 9,5 Milliarden. Auch das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) dürfte mit 300 bis 400 Millionen Euro die bisherige Prognose von 350 bis 550 Millionen eher unterschreiten.
Harte Sparpläne
Die Salzgitter-Aktie geriet am Freitag unter massiven Verkaufsdruck und knickte um gut 16 Prozent ein. In ihrem Sog verloren auch Papiere des Stahlkonkurrenten Thyssenkrupp rund drei Prozent.
Bereits im ersten Quartal hatten ein schwaches konjunkturelles Umfeld und eine sinkende Stahlnachfrage auf die Ergebnisse gedrückt. Viele Industriekunden hielten sich auch wegen der US-Zollstreitigkeiten mit Investitionen zurück. Angesichts der schwachen Entwicklung hatte Salzgitter sein laufendes Sparprogramm zuletzt deutlich verschärft.
Auch Deutschlands größter Hersteller Thyssenkrupp hat für seine Stahlsparte ein Sparprogramm aufgelegt, das einen deutlichen Abbau der Kapazitäten und Tausende Stellenstreichungen umfasst. Das Unternehmen hatte zum Jahreswechsel noch 27.000 Beschäftigte, 2030 sollen es nur noch 16.000 sein - dies durch die Verringerung der Produktionskapazitäten und die Streichung von Stellen, aber auch durch die Auslagerung oder den Verkauf von Unternehmensteilen.
Weniger Lohn für Beschäftigte
Kürzlich einigte sich das Management nach harten Verhandlungen mit der Gewerkschaft IG Metall auf einen harten Sparplan, der das Einkommen eines Beschäftigten um durchschnittlich acht Prozent senken wird.
Beide Unternehmen müssen zudem hohe Investitionen für die Dekarbonisierung der energiefressenden Stahlherstellung stemmen. Angesichts der schlechten Lage hat Europas Nummer 1, ArcelorMittal, die Milliarden-Pläne für die Umrüstung ihrer Werke in Deutschland auf "grünen Stahl" gestoppt.
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