Donald Trump droht Russland und russischen Handelspartnern mit 100 Prozent Zöllen – wenn es in 50 Tagen keinen Waffenstillstand gibt. Welche Länder könnte das treffen?

Kehrtwende gegen Russlands Machthaber Wladimir Putin: US-Präsident Donald Trump will Ernst machen und neue Waffenlieferungen in die Ukraine ermöglichen. Mit enthalten in seinem Droh-Paket sind auch neue Strafzölle gegen Russland und sogar gegen Russlands Handelspartner, wenn der Kreml nicht innerhalb von 50 Tagen einer Waffenruhe zustimme.

Konkret droht Trump mit 100 Prozent Zöllen gegenüber Russland, aber auch mit Sekundärzöllen derselben Höhe gegenüber Staaten, die russisches Öl importieren. Der US-Senat wollte sogar 500 Prozent Strafzölle gegen verbündete Länder und russische Handelspartner erheben.

Die Regierung in Moskau ist von den Einnahmen aus Öl- und Gasverkäufen abhängig, sie machen einen großen Teil des russischen Haushaltsbudgets aus. Sanktionen, die auf Ölexporte abzielen, könnten Russland empfindlich treffen.

Wie funktionieren Trumps Sekundärzölle?

Wer aber kauft denn überhaupt noch Rohstoffe aus Russland? Und: Wie wahrscheinlich ist es, dass Trump die Zölle auch wirklich umsetzt, wenn weder Putin noch seine Handelspartner wie Chinas Xi Jinping einlenken?

Wie genau Trump sich die Zölle und Sekundärzölle vorstellt und sie angewandt werden sollen, ist unklar. Trump selbst sagte nur: "Wir werden sehr hohe Zölle anwenden, wenn wir nicht in 50 Tagen einen Deal haben" und "Zölle von ungefähr 100 Prozent, man würde sie Sekundärzölle nennen. Sie wissen, was das bedeutet".

Auf Nachfrage des Nachrichtensenders "CNN" erklärte das Weiße Haus später, dass diese 100 Prozent Sekundärzölle alle Staaten betreffen würden, die russisches Öl importierten. Auch aus dem Pentagon hieß es später, dass die Details noch ausgearbeitet würden.

Donald Trump und die Ukraine Und er bewegt sich doch (ein klein wenig)

Welche Länder handeln noch mit Russland?

Die Liste der Handelspartner Russlands, die von den Zöllen betroffen sein könnten, ist auch deshalb interessant, weil die USA selbst gerade noch Rohstoffe aus Russland beziehen, genauso wie einige EU-Länder – darunter auch Deutschland.

USA: Uranium aus Russland

Die USA selbst haben laut Zahlen der US-Handelsvertretung im Jahr 2024 nur Waren im Wert von etwa 3 Milliarden Dollar aus Russland importiert – etwa 34,3 Prozent weniger als noch 2023. Den Löwenanteil davon machen laut dem Statistikportal Statista Düngemittel, Metalle und Chemikalien aus. Darunter sind aber auch für die USA wichtige Stoffe wie Uranium, der Treibstoff für amerikanische Nuklearreaktoren. 

Bisher hatte Trump sich noch nicht konkreter dazu geäußert, ob die angedrohten Zölle sich nur auf Ölimporte beziehen oder auch diese Waren betreffen sollen. Die USA exportierten laut aktuellen Zahlen zuletzt Waren im Wert von etwa 500 Millionen Dollar nach Russland. Den Import von mineralischen Brennstoffen aus Russland wie Öl, das 2021 noch in Milliardenhöhe in der Statistik auftauchte, haben die USA weitestgehend eingestellt.

China: Russlands bester Öl-Kunde

Aktuell ist China Russlands wichtigster Handelspartner. Dabei soll russisches Öl etwa 75 Prozent der Exporte ausmachen. Russische Ölfelder verfügen sogar über direkte Pipelines dorthin. Insgesamt soll sich der Handel zwischen China und Russland im Jahr 2024 auf 244 Milliarden Dollar belaufen haben.

Wenig überraschend kam aus dem chinesischen Außenministerium auch prompt Protest gegen Trumps 100-Prozent-Zolldrohungen. China lehne "alle einseitigen illegalen Sanktionen und extraterritoriale Gerichtsbarkeit entschieden ab", so ein Sprecher. Unklar ist, ob Donald Trump wirklich einen erneuten Zoll-Streit mit China riskieren würde, um Russland zu einem Waffenstillstand mit der Ukraine zu bewegen. Das Handelsvolumen zwischen den USA und China belief sich 2024 auf 582 Milliarden Dollar.

IT-Sicherheit Cyberangriffe aus Russland: "Das ist erst der Anfang"

Indien: der zweitgrößte Ölkäufer

Seit dem Beginn der westlichen Sanktionen gegen Russland ist Indien zu Russlands zweitgrößtem Ölkäufer aufgestiegen. Laut der Nachrichtenagentur Reuters soll das Land aktuell täglich 1,8 Millionen Barrel Öl aus Russland importieren – etwa 40 Prozent der gesamten indischen Öl-Importe. Sollte Trump wirklich auf seinen Sekundärzöllen beharren, stünden Indiens Exporte in die USA auf der Kippe, die 2024 immerhin ein Volumen von 87 Milliarden Dollar hatten.

Türkei: Öl und Gas

Die Türkei ist Russlands drittgrößter Ölimporteur – mit aktuell etwa 400.000 Barrel Öl am Tag. Dabei hat sich der Handel zwischen der Türkei und Russland seit Putins großangelegter Invasion der Ukraine mehr als verdoppelt, auf etwa 46 Milliarden Dollar waren es 2024. Dabei kamen auch 42 Prozent der türkischen Gasimporte 2024 aus Russland. Für die Türkei wäre es nicht leicht, darauf zu verzichten. Der Handel zwischen den USA und der Türkei hatte 2024 ein Volumen von etwa 32 Milliarden Dollar.

Ungarn und Slowakei: EU-Länder importieren Öl und Gas

Seit dem Beginn der großangelegten russischen Invasion der Ukraine haben die EU-Staaten ihre russischen Öl-Importe zwar von 27 Prozent der EU-Importe im Jahr 2021 auf drei Prozent 2024 verringert. Aktuell importieren Ungarn und die Slowakei jedoch immer noch russisches Öl. Möglich macht das eine Ausnahmeregel der europäischen Sanktionen.

Auch russisches Gas fließt weiterhin in die EU, wenn auch weniger: So sollen im ersten Quartal 2025 etwa 18 Prozent der Gasimporte in die EU aus Russland gekommen sein. Dabei importieren die Slowakei und Ungarn aktuell noch russisches Gas durch die Turkstream-Pipeline. 

Deutschland: über Umwege Gas aus Russland

Zwar importiert Deutschland kein russisches Gas mehr direkt via Pipeline – über LNG-Häfen kommt aber trotzdem Gas aus Russland im europäischen Netz und letztendlich auch in Deutschland an. So soll der Import von flüssigem Gas über See im Jahr 2024 sogar ein Rekordhoch erreicht haben. Zwar dürfen russische Gas-Tanker dafür nicht mehr direkt an deutschen LNG-Terminals anlegen – ein Bericht von NGOs wie der Deutschen Umwelthilfe legt allerdings nahe, dass Deutschland noch 3,0 bis 9,2 Prozent seines Gases aus Russland beziehen könnte. Die Zahlen sind ungenau, weil schwer nachzuvollziehen ist, wie viel russisches Gas über die europäischen Netze in Deutschland ankommt. So tauche Gas, das beispielsweise über belgische LNG-Häfen ins Netz eingespeist wird, in deutschen Datenbanken als "belgisches Gas" auf – auch wenn Belgien selbst kein Gas produziere, so ein Bericht der "Financial Times". Aber Deutschland importiert nicht nur Gas. 

Laut Zahlen des Statistischen Bundesamtes exportiert Deutschland auch monatlich (Stand: April 2025) noch Waren im Wert von etwa 0,6 Milliarden Euro nach Russland. Waren aus Deutschland machen, laut Daten des UN-Statistikportals UN Comtrade, etwa drei Prozent des gesamten russischen Imports im Jahr 2024 aus. Deutschland ist damit auf Platz sechs der wichtigsten Import-Länder Russlands.

Interview "Frauen erheben oft die Stimme an Stellen, wo Männer schweigen"

Österreich: Exporte nach Russland

Auch Österreich importierte 2024 noch Waren im Wert von etwa 2,4 Milliarden Euro aus Russland – vor allem Gas. Mittlerweile scheint Österreich den Import von russischem Gas eingestellt zu haben. Auch weil Ende 2024 eine Pipeline stillgelegt wurde, die zuvor noch russisches Gas durch die Ukraine nach Europa beförderte. Österreich selbst exportierte 2024 Waren im Wert von 992 Millionen Euro nach Russland, vor allem Pharmaerzeugnisse.

Macht Trump Ernst oder fährt er TACO-Strategie?

Ob Donald Trump seine 100-Prozent-Zölle für russische Handelspartner durchsetzt, wenn Russland sich nicht zu einer Waffenruhe bewegen lässt, ist derzeit schwer zu sagen. Selbst wenn er mit seiner Zolldrohung den Export von russischem Öl einschränken könnte – letztendlich würde das die weltweiten Energiepreise in die Höhe treiben. Das würden auch US-Amerikaner an der Zapfsäule merken. In den USA jedenfalls macht schon seit Monaten der Begriff "TACO" die Runde, wenn es um Trumps Zolldrohungen geht: Das Akronym steht für "Trump Always Chickens Out" (dt. Trump zieht immer zurück).

Capital ist eine Partnermarke des stern. Ausgewählte Inhalte können Sie mit Ihrem stern+ Abo sehen. Mehr aus Capital finden Sie auf www.stern.de/capital.

  • Donald Trump
  • Wladimir Putin
  • Ukrainekrieg
  • Zoll

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke