Tagesplus nach Dementi von Powell-Entlassung
Die US-Börsen haben mit leichtem Tagesplus geschlossen. Am Nachmittag sorgten Berichte über die Entlassung des US-Notenbankchefs für Unruhe. US-Präsident Trump dementierte rasch.
Die US-Börsen haben ihren Seitwärtskurs fortgesetzt. Am Mittwoch gingen der Dow Jones als auch der breiter gefasste S&P 500 mit Tagesgewinnen aus dem Handel. Der Dow Jones schloss bei 44.254,78 Punkten, und damit 0,53 Prozent fester.
Der marktbreite S&P 500, der am Dienstag nach einem frühen Rekordhoch etwas ins Minus gerutscht war, gewann 0,32 Prozent auf 6.263,70 Punkte. Für den technologielastigen Nasdaq 100, der ebenfalls eine Bestmarke aufgestellt und ein knappes Plus ins Ziel gerettet hatte, ging es zur Wochenmitte letztlich um 0,10 Prozent auf 22.907,97 Punkte hoch.
Schnelle Erholung nach Trump-Dementi
Nach dem Frankfurter Börsenschluss hatte kurzzeitig ein - später von Trump dementierter - Bloomberg-Bericht über die bevorstehende Entlassung des US-Notenbankchefs Jerome Powells für Verkäufe gesorgt. Trump werde den Fed-Chef vermutlich bald entlassen, hatte Bloomberg unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten Regierungsinsider berichtet.
Trump dementierte den Bericht. "Nein, wir haben nichts vor", sagte er auf die Frage, ob er Powell entlassen wolle. Auf die Frage, ob er eine Entlassung des Notenbankchefs vollständig ausschließe, fügte der Präsident hinzu, dass dies "höchst unwahrscheinlich" sei, "es sei denn, er muss wegen Betrugs gehen". Er räumte aber ein, dass er mit republikanischen Abgeordneten über einen Rauswurf gesprochen habe.
Trump schon länger unzufrieden mit Powell
Viele Analysten hatten gewarnt, dass eine Entlassung Powells durch Trump die Finanzmärkte erschüttern und zu einer folgenschweren juristischen Auseinandersetzung über die Unabhängigkeit der Notenbank führen würde. Die Reaktion der US-Börsen am Mittwoch fiel daran gemessen verhalten aus.
Die Amtszeit von Powell endet im Mai 2026. Trump hatte Powell immer wieder heftig angegriffen und Zinssenkungen verlangt. Er beschimpfte ihn auf der Pressekonferenz als "Blödmann", der einen schrecklichen Job mache. Es gebe viele Leute, die den Posten als Notenbankchef anstrebten, sagte Trump. Er suche aber nur "Niedrigzinsleute" für den Job.
Euro auf Achterbahnfahrt
Größer waren die Auswirkungen der Spekulation über die Entlassung auf den Euro. Sie haben die Gemeinschaftswährung am Mittwoch auf eine Achterbahnfahrt geschickt. Mit einer Schwankungsbreite von rund 1,6 US-Cent erlebte die seit Tagen schwächelnde Gemeinschaftswährung den turbulentesten Tag seit Monaten.
Obwohl US-Präsident Donald Trump den Berichten schon nach kurzer Zeit widersprach, kostete die Gemeinschaftswährung mit zuletzt 1,1630 US-Dollar etwas mehr als vor dem Aufkommen der Spekulationen. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs davor auf 1,1602 (Dienstag: 1,1665) Dollar festgesetzt und der Dollar damit 0,8619 (0,8572) Euro gekostet.
Fed-Bericht überrascht nicht
Die Veröffentlichung des Konjunkturberichts der Federal Reserve, dem "Beige Book", am Mittwoch überraschte Anlegerinnen und Anleger dagegen nicht. Die US-Konjunktur hat sich der US-Notenbank zufolge zuletzt leicht belebt, der Ausblick ist jedoch neutral bis leicht pessimistisch.
Die von der Regierung von US-Präsident Donald Trump verhängten höheren Zölle übten Aufwärtsdruck auf die Preise aus, berichteten die befragten Unternehmen. In zahlreichen Branchen werde erwartet, dass der Kostendruck in den kommenden Monaten hoch bleibe. Dies erhöhe die Wahrscheinlichkeit, dass die Verbraucherpreise bis zum Spätsommer schneller stiegen. Die Beschäftigung habe nur sehr leicht zugenommen, heißt es in dem Bericht weiter. Viele Unternehmen wollten zudem wichtige Entscheidungen über Neueinstellungen und Entlassungen aufschieben, bis die Unsicherheit nachlasse.
Tesla mit Gewinnen
Der US-Autobauer Ford setzt seinen Negativtrend fort. Das Unternehmen ruft fast 700.000 Fahrzeuge zurück, um ein seit langem bestehendes Problem mit Rissen in einem Autoteil zu beheben. Am Ende des Mittwochs stand ein Verlust von über fünf Prozent. Für den Konkurrenten Tesla ging es dagegen nach oben - um mehr als 3,6 Prozent. Hintergrund sind Berichte über die Markteinführung einer neuen, sechssitzigen Variante seines Sportwagens Model Y in China, wo das Unternehmen Marktanteile an heimische Konkurrenten verloren hat.
Für Dow-Spitzenreiter Johnson & Johnson ging es um sechs Prozent bergauf. Der Pharma- und Medizintechnikkonzern blickt nach einem überraschend guten zweiten Quartal zuversichtlicher als bisher auf das laufende Jahr.
DAX mit fünftem Verlusttag in Folge
Der deutsche Leitindex konnte dagegen seine Tageszuwächse nicht halten - und schloss am Ende mit dem fünften Tagesminus in Folge. Das Börsenbarometer fiel um 0,21 Prozent auf 24.009 Punkte. Der MDax der mittelgroßen Börsentitel büßte 1,17 Prozent auf 30.721 Zähler ein.
Generell mahnen Beobachter, auch zeitweise Kursgewinne mit Vorsicht zu genießen. Der DAX ist technisch angeschlagen; auch die schwache Saisonalität spricht tendenziell eher für weitere Verluste. Das deutsche Börsenbarometer befindet sich nach seinem jüngsten Rekordhoch bei 24.639 Punkten weiter im Konsolidierungsmodus.
Sentiment-Analyse pessimistisch
Zunächst hatten Anlegerinnen und Anleger heute trotz der unsicheren Weltlage wieder beherzter zugegriffen. Zeitweise hatte der DAX um bis zu 0,5 Prozent zugelegt. Anlass war unter anderem, dass aus den USA entlastende Nachrichten zu den Erzeugerpreisen gekommen waren. Diese waren entgegen der Annahmen im Juni auf Jahressicht nur um 2,3 Prozent und damit weniger als erwartet gestiegen. Noch am Dienstag hatte das Plus von 0,3 Prozent bei den US-Verbraucherpreisen im Juni Anlegerinnen und Anleger verunsichert. Es war der höchste Anstieg seit Januar.
Doch diese gute Nachricht kann die Gesamtlage nicht wesentlich verändern. Die ist geprägt durch die Unsicherheiten durch die US-Zollpolitik. Das zeigt auch die aktuelle Sentiment-Analyse der Börse Frankfurt unter heimischen institutionellen und privaten Anlegerinnen und Anlegern. "Die Sentiment-Indizes beider Panels zeigen den höchsten Pessimismus in diesem Jahr an", heißt es in der Auswertung. Allerdings handele es sich im historischen Zusammenhang noch nicht um Extremwerte. Auch glaubt Analyst Joachim Goldberg, dass sich heimische Vermögensverwalter offenbar gegen das Schlimmste abgesichert haben, was die US-Zölle anbelangt. "Vielleicht auch mit der Absicht, auf niedrigerem Niveau wieder als Nachfrager zurückzukommen."
US-Banken profitieren, aber nicht an Börsen
Die US-Banken legten im Zuge der Berichtssaison neue Daten vor. Die Geldhäuser zählen zu den Gewinnerinnen der aktuellen Handelsstreitigkeiten. So schnitt die Investmentbank Goldman Sachs dank der Kurskapriolen an den Finanzmärkten im Zuge der US-Zollpolitik im zweiten Quartal deutlich besser ab als erwartet. Allerdings gaben die Aktienkurse dennoch nach: Goldman Sachs-Papiere sanken um 2,5 Prozent. Vor knapp zwei Wochen hatten sie noch einen Rekord aufgestellt - seitdem tendiert der Kurs seitwärts.
Bei Bank of America stand heute ein Kursrückgang um mehr als vier Prozent zu Buche. Die überraschend guten Erträge im Handelsgeschäft halfen den Aktien nicht viel.
Mit minus 5,5 Prozent deutlicher unter Druck standen die Anteilscheine von Morgan Stanley. Hier dämpften unerwartet hohe Kosten und die Vorsorge für faule Kredite die Stimmung.
Verabschiedet sich Rheinmetall vom Autogeschäft?
Der Rüstungskonzern Rheinmetall erwägt einem Medienbericht zufolge die Abspaltung des Geschäfts für Autozulieferungen. Dazu spreche das Unternehmen mit dem Finanzinvestor One Equity Partners (OEP) über eine mögliche Übernahme, berichtete das "Handelsblatt" unter Berufung auf Informationen aus Finanz- und Branchenkreisen. Die Gespräche befänden sich in einer frühen Phase und könnten noch scheitern. Rheinmetall wolle nur bei einem guten Preis verkaufen.
Der Rüstungskonzern habe zu Marktgerüchten keine Stellung nehmen wollen, hieß es weiter. OEP habe eine Anfrage zunächst unbeantwortet gelassen. In dem Geschäftsbereich, genannt Power Systems, sind mehrere Autozulieferer gebündelt, die Bauteile für Benzin- und Dieselmotoren für zivile Pkw und Nutzfahrzeuge herstellen. Rheinmetall würde sich durch die Abspaltung auf das boomende Rüstungsgeschäft konzentrieren. An der Börse sorgte die Nachricht nur für einen kleinen Sprung nach oben.
Chemiewerte geben nach
Eine Gewinnwarnung von Renault belastete am Mittwoch auch die Volkswagen-Aktie mit minus 1,8 Prozent. Die Aktien der Premiumhersteller BMW und Mercedes-Benz hielten sich besser. Renault brachen an der Pariser Börse um fast 18 Prozent ein.
Die Reißleine zogen Anlegerinnen und Anleger auch bei den Papieren von Fuchs. Eine Gewinnwarnung des Herstellers von Schmierstoffen zog einen Kurseinbruch von mehr als 13 Prozent nach sich. Auch andere Chemiewerte wie BASF, Lanxess und Wacker Chemie verloren bis zu vier Prozent.
Europas Börsen schwächeln - Chipwerte unter Druck
Der EuroStoxx50 gab auf 5.341 Zähler nach. Europaweit müssen heute Chipwerte Federn lassen. Grund ist die verhaltene Geschäftsprognose des niederländischen Chip-Anlagenbauers ASML, die den gesamten Sektor nach unten zog. Die ASML-Aktien rutschten um 7,6 Prozent ab und waren damit die größten Verlierer im Amsterdamer Leitindex.
Andere europäische Branchenriesen, wie ASM International, STMicroelectronics und Aixtron, verloren zwischen rund zwei und vier Prozent. Der Bedarf an Spezialchips für Künstliche Intelligenz bescherte ASML im vergangenen Quartal zwar einen überraschend hohen Auftragseingang. Allerdings räumte der Konzern ein, dass er 2026 möglicherweise nicht wachsen wird. "Und was bei ASML passiert, betrifft meist auch die anderen Hersteller von Anlagen zur Herstellung von Halbleiterplatten", kommentierte Michael Roeg, Analyst beim Finanzdienstleister Degroof Petercam.
Stellantis glaubt nicht mehr an die Brennstoffzelle
Der Opel-Mutterkonzern Stellantis zieht sich aus der Entwicklung und Produktion von Brennstoffzellen-Autos zurück. Man erwarte nicht mehr, dass sich wasserstoffbetriebene leichte Nutzfahrzeuge vor Ende des laufenden Jahrzehnts flächendeckend etablieren, teilt der zweitgrößte Autokonzern Europas mit.
Luxuskonzern Richemont mit florierendem Schmuckgeschäft
Die anhaltende Nachfrage nach Schmuck der Marken Cartier, Van Cleef & Arpels und Buccellati hat dem Luxusgüterhersteller Richemont im Frühling gute Geschäfte beschert. Der Umsatz des Schweizer Konzerns stieg von April bis Juni in Lokalwährungen um sechs Prozent auf 5,4 Milliarden Euro.
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