Londoner Luxusimmobilienbranche spürt den Trump-Effekt
Jessica Bishop wittert ihre Chance: Als Maklerin betreut sie den Verkauf mehrerer Luxusimmobilien im Herzen Londons. Und die politische Grosswetterlage verändert sich gerade ganz in ihrem Sinne: Die Nachfrage gehe durch die Decke, seit Trump die Wirtschaftswelt mit seiner Zollpolitik auf den Kopf stelle. «Ich habe Kunden, die verunsichert sind, wie es weitergeht für ihre Geschäfte, ihre Zukunft und vor allem für ihre Familien», sagt Bishop auf einem Rundgang durch eine luxuriöse Zweizimmerwohnung im Londoner Regierungsviertel. «Viele Amerikaner suchen einen sicheren Ort. Und da scheint ihnen London ideal, um ihre Familie unterzubringen – und von hier aus in Europa aktiv zu sein.»
Wohnen, wo Winston Churchill Kriegsrat hielt
Bishop vermarktet das knapp 100 Quadratmeter grosse Luxusappartement seit rund drei Wochen. Es liegt in einem historischen Gebäude, im ehemaligen Kriegsministerium – wo der damalige britische Premierminister Winston Churchill während des Zweiten Weltkriegs manche Krisensitzung abhielt.

Im geschichtsträchtigen Bau waren auch die Zentralen der britischen Geheimdienste untergebracht. «Amerikanische Kunden lieben solche Anekdoten. Das sind starke Argumente, um diese Wohnung anzupreisen», weiss Jessica Bishop. Sie arbeitet für die Immobilienagentur DDRE Global und ist zuversichtlich, die Wohnung innerhalb weniger Monate zu verkaufen – mit einiger Wahrscheinlichkeit an Amerikaner – für umgerechnet 6 Millionen Franken.
Ehemaliger Google-Chef kauft sich eine 42-Mio-Villa
Der wohl prominenteste Käufer aus Amerika ist der frühere Google-Chef Eric Schmidt. Laut «Financial Times» (FT) hat sich Schmidt im vergangenen Jahr eine Stadtvilla im noblen Londoner Stadtteil Kensington gekauft, für rund 42 Millionen Pfund. Noch wohne er nicht darin, sondern vermiete die Villa. Doch bei Bedarf könnte Schmidt nach London ziehen.
Gemäss FT sind amerikanische Kunden schon vor Donald Trumps Rückkehr an die Macht zur wichtigsten Käufergruppe von Londoner Luxusimmobilien aufgestiegen – und haben darin die Chinesen abgelöst. Im ersten Quartal 2025 sind gemäss der Luxusimmobilienagentur Knight Frank rund 7 Prozent aller Top-Käufe in London von Amerikanern getätigt worden.
Aufbruch zu neuen Ufern
Bereits heute leben gegen 180’000 Amerikanerinnen und Amerikaner im Vereinigten Königreich. Und viele verfolgen mit wachsender Sorge, was in ihrer Heimat vor sich geht. An einer Comedy-Night der «democrats abroad UK» erzählt Unternehmerin Jennie Drimmer: «Gute Freunde haben soeben ihr Haus in Amerika verkauft und ziehen nach Spanien. In unserem Freundeskreis gibt es mehrere, die sich persönlich gefährdet fühlen – schwule oder farbige Menschen, beispielsweise.»
Sorgen macht sich auch die amerikanisch-britische Doppelbürgerin Maureen Cronin. Sie ist Lehrerin und lebt seit 27 Jahren in London. Sie ist mit einem Briten verheiratet. «Mein Mann wird in diesem Sommer nicht mit mir in die USA in die Ferien fliegen. Er ist Filmemacher und Jude – und er befürchtet, in den USA auf einer schwarzen Liste zu sein, weil er kürzlich einen Film über Palästina gemacht hat.»

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