Wie «kostbares Plastik» dabei hilft, bedrohte Vögel zu schützen
Carolina Proaño wühlt in einer Kiste. Die Ecuadorianerin hält triumphierend einen Schlüsselanhänger hoch. «Schau! Die Idee ist, dass jeder Tourist so einen Schlüsselanhänger oder Plastikschmuck mitnimmt – und auf dem Etikett schreibe ich jeweils drauf, wie viel Gramm Plastik man damit von der Insel zurück mit aufs Festland nimmt.»

Eigentlich hatte Carolina Proaño nie gedacht, dass sie hier in ihrem Atelier auf den Galapagos-Inseln mal Schmuck und Magnete aus Plastik herstellen würde. Draussen, auf der Terrasse vor ihrem Haus, ist der Blick frei auf die türkisblaue Bucht von Santa Cruz. Motorboote fahren an uns vorbei, und das Wasser ist so klar, dass wir sogar kleine Haie sehen.

Sie sei eigentlich Meeresbiologin, spezialisiert auf Seevögel, erzählt Proaño: «Ich erforsche Albatrosse und den Galapagos-Sturmvogel, der vom Aussterben bedroht ist. Meine Kollegen und ich fanden verendete Tiere und Nistplätze voll mit Plastik. Unser Abfall gefährdet das Überleben dieser Tiere und so begann ich darüber nachzudenken, was ich ausser wissenschaftlichen Studien noch tun kann, um diese Vögel zu schützen.»
Aus Abfall Schmuck machen
Die Galapagos-Inseln sind als Heimat weltweit einzigartiger und gefährdeter Vogelarten ein besonders sensibles Ökosystem. «Das Leben auf den Galapagos-Inseln bringt eine grosse Verantwortung mit sich. Wir müssen hier so nachhaltig wie möglich leben. Und so stiess ich auf die weltweite Bewegung Precious Plastic aus den Niederlanden.»
Das Projekt mit dem «kostbaren Kunststoff» stellt online frei zugänglich Anleitungen zur Verfügung, mit denen man aus Plastikmüll zum Beispiel Schmuck herstellen kann und jeder kann mitmachen. Die Idee sei es, selber aktiv zu werden, sagt Proaño – anstatt darauf zu warten, dass Regierungen das Problem mit der Plastikverschmutzung lösen.
Ein schützenswertes Paradies für seltene Vogelarten
Die Galapagos-Inseln sind als Nationalpark besonders von Umweltverschmutzung betroffen. Das Archipel hat zwar nur 29'000 Einwohner, doch jedes Jahr kommen auch Hunderttausende Touristen hierher. Allein 2023 waren es 330'000 Besucherinnen und Besucher. Darunter sind auch viele Schweizerinnen und Schweizer. Und die Touristen sorgen für mehr Abfall.
Die Inseln haben nicht die nötige Infrastruktur, um den Abfall nachhaltig zu verarbeiten oder zu recyceln. Und dass die ecuadorianische Regierung die Koffer der Touristen am Flughafen auf invasive Pflanzen untersuche, aber dann mit Plastik-Bändern versiegle, helfe auch nicht, sagt Proaño und zeigt auf ein rotes Koffersiegel, das sie am Morgen aus dem Meer gefischt hat.
Umdenken in der Gesellschaft nötig
«Die Idee ist, dass jeder Tourist ein Souvenir aus Plastik kauft und mit nach Hause nimmt, um seinen Abfall-Fussabdruck hier auf den Inseln zu reduzieren. Bei über 300'000 Touristinnen pro Jahr, ist das ein grosser Markt. Das, was ich mache, ist eine kleine Sache, aber es ist mein Beitrag», sagt Proaño.

Damit die Vogelnester in einem der grössten Meeresschutzgebiete weltweit tatsächlich freier werden von Plastik, brauche es ein breiteres Umdenken in der Gesellschaft und bei den Regierungen, sagt die Meeresbiologin.
Immerhin: Der Erlös vom Verkauf des Plastikschmucks komme ihrem Seevogel-Schutzprojekt zugute.
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