Datenpanne in Afghanistan kostet London viel Geld
In den letzten drei Jahren hat die britische Regierung wegen eines Datenlecks 4500 Afghaninnen und Afghanen ins Land geholt. Auf Facebook waren zuvor Listen veröffentlicht worden mit Menschen, die unter anderem mit britischen Streitkräften in Afghanistan zusammengearbeitet hatten. Nun hat der britische Verteidigungsminister John Healey Details über die Geheimaktion bekannt gegeben.
Wie sind die Reaktionen in Grossbritannien auf die Dimension der Geheimaktion?
Es war bekannt, dass es 2021 beim Abzug der Briten aus Kabul zu Pannen kam. Doch das Ausmass war nicht bekannt. Und es war ebenso wenig bekannt, dass man in einer Geheimoperation mindestens 4000 Afghaninnen und Afghanen und herausholen musste. Die britischen Medien sprechen von einer peinlichen Episode für den britischen Staat und fordern eine parlamentarische Untersuchung. Aber nicht nur der Sachverhalt der Ausschleusung wird kritisiert, sondern auch, dass diese Panne so lange unter Verschluss gehalten wurde. Der Verteidigungsminister argumentierte im Parlament, dass dies zum Schutz der betroffenen Afghaninnen und Afghanen getan worden sei.
Wie kam es zu dem Datenleck?
Im September 2022 schickte offenbar ein britischer Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums eine E-Mail an alle afghanischen Antragstellerinnen und Antragsteller, die sich beworben hatten für eine Umsiedlung nach Grossbritannien. Diese Mail enthielt die Namen, aber auch Profilbilder und insbesondere auch persönliche Informationen, in welcher Weise die Leute für die britischen Institutionen gearbeitet hatten. Diese Nachricht wurde an alle Empfängerinnen und Empfänger verschickt und so gerieten die Informationen auch in die Hände der Taliban. Es war quasi eine Liste von Landsleuten, die fortan als Verräterinnen und Verräter galten und deshalb gefährdet waren.
Was ist bekannt über die betroffenen Personen?
Sie arbeiteten in vielerlei Funktionen für die Briten. Sie waren sogenannte Ortskräfte, zum Teil der britischen Botschaft in Kabul. Also Übersetzerinnen und Übersetzer, Fahrer, Sicherheitskräfte, aber auch Leute, die direkt mit der britischen Armee als Armeeangehörige zusammengearbeitet und gedient haben. Dazu kommen auch Mitarbeitende von Entwicklungsprojekten, die von den Briten finanziert wurden. Oder Mitarbeitende in den Medien, im Gesundheitswesen. Sie wurden durch die Briten wegen des Datenlecks geoutet – und damit nicht nur sie, sondern auch ihre Angehörigen. Die britischen Medien berichten aus verlässlichen Quellen, dass die Taliban dann oft an ganzen Familien Vergeltung üben.
Welche Konsequenzen hat das Ganze für die Regierung?
Die Regierung gibt keine genauen Zahlen bekannt, was die Operation bis jetzt logistisch und finanziell bedeutet. Aber eines lässt sich sagen: Die Ausschleusung, die Unterbringung der Leute in Grossbritannien, die Betreuung und allenfalls auch die Wiedergutmachungsforderung gehen ins Geld. Die Rede ist von umgerechnet 400 Millionen Franken bis weit über eine Milliarde. Und was sich sicher nicht mit Geld beziffern lässt, ist der Reputationsschaden, den die britische Regierung durch diese Panne erleidet.
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