Wer ist Donald Trumps 100-Millionen-Dollar-Phantom?
Donald Trump hat die Tore für Korruption weit geöffnet: 500 Millionen Dollar hat er inzwischen über seine Kryptobörse World Liberty Financial kassiert. Wer dabei der größte Geldgeber des US-Präsidenten ist - und was er von ihm will - ist ein Rätsel.
Der wichtigste Finanzier von Donald Trump macht sich rar. Dave Lee, Chef der Krypto-Investmentfirma Aqua 1, ist ein Mysterium. Obwohl er angeblich einen millionenschweren Risikokapitalfonds leitet, konnten Journalisten bisher keinen Weg finden, ihn zu kontaktieren. Es gibt kein Bild von ihm. Seine Sprecherin Dora Lee, womöglich seine Frau oder eine andere Verwandte, mauert auf Nachfrage der Nachrichtenagentur Reuters: "Zu diesem Zeitpunkt legen wir keine weiteren Informationen offen als die bereits öffentlich geteilten." Und das ist faktisch nichts.
Seit Donald Trump mit seinen Krypto-Geschäften die Schleusen für Korruption im Weißen Haus weit geöffnet hat, haben sich eine Menge dubioser Figuren in das Umfeld des US-Präsidenten eingekauft. Wie kein US-Präsident zuvor vermischt Trump seine privaten Profitinteressen mit dem mächtigsten Amt der Welt. Nicht nur über Trumps Phantasiewährung $Trump können Lobbyisten und Investoren dem US-Präsidenten direkt die Taschen füllen. Vor allem seine Krypto-Börse World Liberty Financial (WLFI) wird immer mehr zum Tummelplatz für ausländische Geldgeber - und damit zum Einfallstor für fremde Mächte, die die US-Politik beeinflussen wollen.
Bis vor kurzem war Justin Sun noch Trumps größter Gönner. Der Krypto-Milliardär mit chinesischen Wurzeln war bis vor wenigen Monaten noch wegen mutmaßlicher Marktmanipulation im Visier der US-Börsenaufsicht SEC. Nach Trumps Amtsantritt - und nachdem Sun 75 Millionen in Trumps Kryptobörse WLFI investiert hatte - machte die Behörde einen Deal und fror die Ermittlungen ein. Inzwischen hat ihm nun der mysteriöse Investor Dave Lee den Rang abgelaufen. 100 Millionen Dollar hat sein Fonds Aqua 1 im Juni in Trumps Kryptobörse investiert. Lee ist damit zum größten privaten Geldgeber des mächtigsten Mannes der Welt aufgestiegen. Doch wer er ist, was er will und welche Macht er über Trump hat, bleibt ein Rätsel.
Zwielichtige Deals mit dem US-Präsidenten
Wieder einmal führen die Spuren zu den Scheichs am Golf. Lees Fonds Aqua1 nennt sich selbst auf X einen "in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) beheimateten Web3-Fonds mit globaler Perspektive". Der dubiose Fonds vom Golf ist ein ebenso unbeschriebenes Blatt wie sein angeblicher Gründer und Chef Dave Lee. Außer einer E-Mail-Adresse gibt es weder bei X noch auf der Webseite weiterführende Informationen zu Aqua1 und seinen Geldgebern oder Angaben zu Dave Lee und etwaigen anderen Managern. In den offiziellen Handelsregistern von Abu Dhabi und Dubai sind Aqua1 und Dave Lee laut Reuters nicht zu finden. Auch bei der Krypto-Regulierungsbehörde der Emirate sind demnach weder der Fonds noch sein Manager angemeldet. Die hat auf Anfrage "mit Aqua1 oder Dave Lee nicht interagiert." US-Medien fragen sich, ob diese Person überhaupt existiert.
Was Lee und Aqua1 öffentlich sagen, trägt nicht nur wenig dazu bei, Licht ins Dunkel zu bringen. Es schürt den Verdacht dubioser Geschäfte mit Trump, die niemand mitbekommen soll. "Wir bei Aqua1 haben hinter den Kulissen schon seit einer Weile mit World Liberty Financial gewerkelt", heißt es da etwa bedeutungsschwanger auf X. "Dieser 100-Millionen-Dollar-Schritt ist nur der öffentliche Anfang."
Trump und seine Familie kassieren laut Satzung persönlich 75 Prozent dieser gigantischen Token-Einnahmen ihrer Kryptobörse. Einige Hinweise darauf, woher das Geld an die Firma des US-Präsidenten fließt, gibt es. Der Fonds aus Arabien sei "von prominenten lokalen Unterstützern getragen", deutet Dave Lee kryptisch auf X an, und bringe "Kapital aus dem Nahen Osten & Lateinamerika im großen Stil in die Web3-Infrastruktur". Lee gibt auf seinem X-Profil den internationalen Jet-Set-Unternehmer, listet Sao Paulo, New York, Hongkong und Abu Dhabi als Heimatorte auf. Und schürt selbst die Vermutung, dass der US-Präsident bald noch viel mehr Geld von ihm erwarten könne: "Große Namen und echte regionale Schlagkraft sind unterwegs!", verspricht Trumps Krypto-Phantom.
Emirate gehen strategisch vor
Stecken hinter Dave Lee und seinem Fonds Personen, die der VAE-Regierung nahestehen? Einen "strategischen Token-Kauf" nennt Aqua1 seine Beteiligung an Trumps Kryptobörse, für die der Fonds 800 Millionen sogenannte "Governance Token" erwarb. Das sind Kryptomünzen, die vergleichbar mit Aktien auch ein Stimmrecht bei grundlegenden Entscheidungen beinhalten. Nur wenige Geschäftsleute aus den VAE dürften dafür 100 Millionen Dollar flüssig haben. Und wenn, dürften sie eng mit der Herrscherfamilie der Emirate oder anderer Öl-Dynastien vom Golf verbunden sein.
Überraschend wäre es nicht, wenn die VAE-Regierung auf Umwegen in Trump investiert: Erst vor wenigen Monaten hat die autoritäre Stammesmonarchie dem US-Präsidenten mittels eines anderen Fonds einen gigantischen Scheck ausgestellt: Im Mai wurde bekannt, dass die staatliche VAE-Investmentfirma MGX in die Kryptobörse Binance investiert hat - und dabei mit Donald Trumps Stablecoin USD1 bezahlt hat. Durch den Deal kassierte Trumps WLFI, die USD1 herausgibt, auf einen Schlag zwei Milliarden Dollar von der emiratischen Regierung, auf die sie nahezu risikolos Zinsen in Millionenhöhe einstreichen kann.
Sollte die emiratische Regierung auch hinter Aqua1 stecken, würden Scheich Mohammed bin Zaid al-Nahian und seine Regierung nun direkte Teilhaber am Krypto-Business des US-Präsidenten. Wie strategisch die Emirate vorgehen, um sich Einfluss auf die US-Außenpolitik zu sichern, wurde schon bei Trumps Besuch im Mai deutlich. Al-Nahian versprach Investitionen von nicht weniger als 1,4 Billionen über zehn Jahre in den USA. Zudem plant Trump in Dubai ein neues "Trump Tower"-Hochhaus.
Für die großzügige Finanzierung aus den Emiraten revanchierte sich der US-Präsident: Die Regierung in Abu Dhabi erhielt für 1,4 Milliarden Dollar Chinook-Transporthubschrauber und F-16-Teile zur strategischen Abschreckung ihrer Luftwaffe gegenüber dem Iran. Zudem setzte Trump einen massiven Technologie-Transfer in Gang: Er gab den Export von bis zu 500.000 KI-Chips von Nvidia jährlich an den Golf frei und seine Zusage zum Bau eines gigantischen 5GW-Rechenzentrums in Abu Dhabi - dem größten der Welt außerhalb der USA.
500 Millionen Dollar in den Taschen des US-Präsidenten
Für Trump persönlich sind Zahlungen über seine Krypto-Geschäfte eine "Cash Cow" und ein Rettungsanker: Rund 500 Millionen Dollar haben er und seine Familie laut Berechnungen von Reuters inzwischen über WLFI eingesackt. Dieses Geld hat Trump vor dem möglichen Ruin gerettet: Fast 100 Millionen Dollar Schadenersatz schuldet er der Autorin E. Jean Carroll, die ihn glaubhaft der Vergewaltigung in einem Luxuskaufhaus bezichtigte. Und mehr als 500 Millionen Dollar Strafe soll er laut Gerichtsurteil wegen jahrzehntelanger, massiver Bilanzfälschung zahlen. Trumps Berufung gegen die Urteile läuft noch.
Vor seinem Amtsantritt steckte Trump deshalb in akuten Zahlungsschwierigkeiten. Doch seit er sein Krypto-Business aus dem Boden gestampft hat, ist er plötzlich alle Geldsorgen los. Dass daran irgendetwas moralisch anstößig oder gar gefährlich für die Demokratie sein könnte, sehen Trump oder seine Anhänger nicht. Das Weiße Haus bügelt alle Korruptionsvorwürfe inzwischen routinemäßig mit den immer gleichen Stanzen ab. "Präsident Trump setzt sich dafür ein, Amerika zur Krypto-Hauptstadt der Welt zu machen", teilte seine Pressesprecherin Reuters auf Anfrage mit. "Sein Vermögen steckt in einem Treuhandfonds, der von seinen Kindern verwaltet wird. Es gibt keinerlei Interessenkonflikte."
Ethikexperten sehen dagegen durch Trumps skrupellose Geschäftemacherei im Amt längst das Vertrauen der Öffentlichkeit in die US-Regierung gefährdet. Angesichts der massiven Intransparenz über Trumps Geldgeber müsse beim möglichen Einfluss fremder Mächte auf das Weiße Haus "jeder das Schlimmste annehmen", zitiert Reuters den obersten Ethik-Beauftragten von Ex-Präsident George W. Bush: "Es ist unser Recht zu erfahren, wer dem Präsidenten Geld schickt."
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