• Laut einer aktuellen Analyse des Verbands der Gasspeicherbetreiber könnte es bei einem sehr kalten Winter zu Engpässen bei der Gasversorgung kommen.
  • Weil die Füllstände der Gasspeicher zuletzt deutlich schneller gestiegen sind, hält der Interesseverband der Gaswirtschaft Warnungen vor einem Gasmangel für zu früh.
  • Weil die Gasspeicher bisher aber nicht annähernd vollständig gebucht sind, könnte die weitere Befüllung der Gasspeicher ins Stocken geraten.

Vor zwei Wochen trat Bundeswirtschaftsministerin Katharina Reiche vor die Presse und erklärte: Die Alarmstufe für Gas werde auf die erste Stufe – die sogenannte Frühwarnstufe – herabgesetzt. "Die Speicheraktivitäten haben deutlich zugenommen. Vor zwei Monaten lagen die Füllstände noch bei 33 Prozent, jetzt sind wir bei 50 Prozent – Tendenz steigend", so Reiche.

Staatliche Eingriffe zur Befüllung der Gasspeicher sind Reiche zufolge nicht mehr notwendig. Die Preise hätten sich stabilisiert und die Infrastruktur – etwa durch LNG-Terminals – biete ausreichend Sicherheit. Bis zum 1. November sei ein Speicherfüllstand von 80 Prozent gut erreichbar.

Branchenvertreter zweifeln an Versorgungssicherheit im Winter

Doch seit dieser Pressekonferenz mehren sich kritische Stimmen aus der Branche. Mehrere Vertreter warnen: Das Speicherziel von 80 Prozent sei womöglich nicht zu schaffen – mit potenziellen Folgen für die Versorgung im Winter.

Der Fachjournalist Heiko Lohmann vom Branchendienst "energate Gasmarkt" verweist auf eine aktuelle Untersuchung: "Gerade letzte Woche hat der Verband der Speicherbetreiber INES eine aktuelle Analyse vorgelegt, die genau dieser Frage nachgegangen ist", so Lohmann. "Und da ist die eindeutige Aussage: Wenn der Winter sehr kalt wird, dann kann es eng werden. Zu ähnlichen Erkenntnissen kommen auch die Fernleitungsnetzbetreiber in Deutschland."

Füllstände der Gasspeicher steigen zuletzt deutlich schneller

Weniger besorgt zeigt sich hingegen der Interessenverband "Die Gas- und Wasserstoffwirtschaft". Verbandsvorstand Timm Kehler beobachtet eine spürbare Belebung am Markt: "Wir sind aktuell Mitte Juli mitten in der Einspeichersaison. Wir stehen derzeit bei 56 Prozent Speicherfüllstand. Das Spannende ist: In den vergangenen zehn Tagen ist sehr viel passiert. Wir haben allein in den vergangenen zehn Tagen fünf Prozentpunkte mehr an Speicherfüllung gesehen."

Ein möglicher Grund: Marktakteure können nicht mehr darauf setzen, dass der Staat im Notfall einspringt und teures Gas einkauft. Denn mit der Rückstufung auf die Frühwarnstufe ist dieser Mechanismus vorerst ausgesetzt. Händler und Versorger stehen nun selbst in der Verantwortung. Für Timm Kehler ist es daher zu früh, um vor einem Gasmangel zu warnen.

Fehlende Buchungen von Gasspeichern bremsen Einspeicherung aus

Doch die Sorgen der Speicherbetreiber lassen sich damit nicht vollständig entkräften, sagt Journalist Lohmann. Denn laut dem Interessenverband Initiative Energien Speichern (INES) gebe es ein strukturelles Problem und zwar, "dass die Speicher nicht vollständig gebucht sind. Das heißt, die weitere Befüllung könnte stoppen oder ins Stocken geraten, weil einfach ein Gutteil der Speicherkapazität, mindestens 30 Prozent, bisher noch gar nicht gebucht ist. Es gibt also niemanden, der da einspeichern kann."

Tatsächlich sind laut INES derzeit nur rund 70 Prozent der Speicherkapazitäten vertraglich gebunden. Das bedeutet: Selbst wenn mehr Gas verfügbar wäre, es könnte aktuell gar nicht vollständig eingelagert werden. Für einen normalen Winter könnte das ausreichen. Doch bei einem extrem kalten Winter wären die Speicher laut INES bereits Ende Januar 2026 leer.

Mit der Frühwarnstufe bleibt die Bundesregierung im Beobachtungsmodus. Ein Krisenteam analysiert regelmäßig die Lage – und könnte bei Bedarf erneut eingreifen, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

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