«Gringos raus aus Mexiko-Stadt» – das steckt dahinter
Darum geht es: Das derzeit angespannte Verhältnis zwischen den USA und Mexiko spiegelt sich jetzt auch auf den Strassen wider: Eine Demonstration gegen Gentrifizierung und steigende Mietpreise in Mexiko-Stadt eskalierte am Freitag. Ein Mob zog durch die Strassen, bedrohte US-Amerikaner, schmiss Fenster von US-Ketten ein und sprayte Drohungen gegen «Gringos», so werden die nördlichen Nachbarn oft bezeichnet, an Wände. Die Verdrängung, auch verursacht durch zuziehende US-Staatsangehörige, die aufgrund tiefer Lebenskosten nach Mexiko ziehen, sorgt seit der Pandemie für einen Wandel in der Neun-Millionen-Stadt und der Metropolitanregion mit über 22 Millionen Menschen.
Der Ort der Proteste: Die Proteste gegen die Mietpreise entzündeten sich diesmal in einem angesagten Quartier mit schicken Cafés und Läden, wie die freie Journalistin Flurina Dünki berichtet. Vor allem seit Beginn der Pandemie liessen sich dort viele Expats und digitale Nomaden aus den USA nieder. Das treibt die Mieten in den hippen Quartieren in die Höhe und verdrängt die dort wohnenden Einheimischen. «Gringos raus» und «lerne Spanisch» lauten nun etwa die Slogans. Auch auf den sozialen Medien wird laut Dünki aus Protest gegen die steigenden Mietpreise zum Teil gehetzt.

Der grosse Unterschied: Die Löhne in Mexiko waren im Verhältnis zu den Mieten schon immer tief. Viele können in ihrem ersten oder zweiten Job nicht bei den Eltern ausziehen. In unteren Schichten leben bis zu vier Generationen unter einem Dach. Nun sind die Preise aber schneller gestiegen, bei stagnierenden Löhnen. Höhere Schichten in den besseren Quartieren sind ebenfalls betroffen. Da jetzt Leute mit grösserem Geldbeutel protestierten, sei die Politik gezwungen, zumindest Antworten zu liefern, wenn auch noch keine Taten, so Dünki.
Der Dominoeffekt: Der rasche Anstieg der Wohnbevölkerung mit Dollar-Einkommen in den teureren Quartieren hat laut Dünki tatsächlich einen weitreichenden Einfluss. Der Preis für eine Dreizimmerwohnung hat sich dort seit der Pandemie auf 1300 Franken verdoppelt. Zum Vergleich: Das Mittelklasse-Einkommen liegt zwischen 600 und 1000 Franken. Die starke Verteuerung des Wohnraums führt zu einem Dominoeffekt in den günstigeren Quartieren, wo tiefere Einkommensschichten vertrieben werden. Ein weiterer gewichtiger Grund für die Krise ist laut Dünki die Spekulation durch Immobilienfirmen. Denn gemäss städtischen Schätzungen stehen ungefähr 200'000 Wohnungen auf dem Stadtgebiet leer.
Das Airbnb-Gesetz: Das Parlament hat ein Gesetz verabschiedet, das das Airbnb-Geschäft einschränken soll. So dürfen künftig einzelne Gastgeber nicht mehr als drei Objekte anbieten, sonst gilt es als Gewerbe. Hintergrund: Das Angebot auf Airbnb ist in Mexiko zu drei Vierteln in den Händen dreier grosser «Gastgeber». Hierbei ist nicht bekannt, ob Einzelpersonen oder Unternehmen dahinterstecken. Zudem wurde die Mietzeit auf 180 Tage pro Jahr begrenzt. Gegen das Gesetz gingen allerdings 125 Verfassungsklagen ein. Viele Klagen wurden bereits abgewiesen.
Die Fussball-WM 2026: Die Fussball-WM 2026 in Mexiko, Kanada und den USA dürfte laut einer Studie die Mietpreise in Mexiko-Stadt noch stärker und vor allem dauerhaft in die Höhe treiben. Betroffen sind vor allem die Quartiere rund ums Azteken-Stadion, wo zwei neue Einkaufszentren, Wohngebäude und eine neue Buslinie entstehen.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke