Für die Studie wurden alle deutschen Kommunen nach einheitlichen Kriterien analysiert. Erfasst wurden dabei insgesamt 24 typische Einrichtungen und Angebote des täglichen Lebens – darunter Supermärkte und Schulen, Arztpraxen, Spielplätze und Grünanlagen, Gastronomie, Schwimmbäder und Haltestellen des ÖPNV.

Als Berechnungsgrundlage diente die durchschnittliche Gehgeschwindigkeit eines Erwachsenen, wobei in einem speziellen Index auch die Gehgeschwindigkeiten von beispielsweise Älteren oder Kindern berücksichtigt wurden. Bei Zielen, die üblicherweise seltener aufgesucht werden und deshalb oftmals an wenigeren Standorten vorzufinden sind, wurde hingegen die durchschnittliche Geschwindigkeit mit dem Fahrrad angesetzt – etwa bei Schwimmbädern, Fachärzten oder Bibliotheken.

Auch viele kleine und mittelgroße Städte schneiden gut ab

Im Ergebnis zeigt sich: Im Durchschnitt erreichen Menschen in Deutschland rund drei Viertel dieser Einrichtungen innerhalb von 15 Minuten zu Fuß oder mit dem Fahrrad. In den am besten bewerteten Städten liegen die Ziele im Schnitt sogar nur sechs bis acht Minuten entfernt. "Es ist ein weitverbreiteter Irrtum, dass nur Großstädte oder hippe Gründerzeitviertel kurze Wege ermöglichen", so Adam. "Unsere Daten belegen, dass funktional durchmischte Quartiere mit kurzen Wegen auch in Großwohnsiedlungen oder Gartenstädten möglich sind."

Eine zentrale Erkenntnis: Von Quartieren mit guter Nahversorgung profitieren Menschen unterschiedlicher sozialer Herkunft. "Die Sorge, dass gute Erreichbarkeit automatisch zur Verdrängung einkommensschwächerer Haushalte führt, hat sich nicht bestätigt", erklärt Adam.

Die Vorzüge des Leitbildes

Die "15-Minuten-Stadt" ist nicht nur ein planerisches Ideal, sie bietet konkrete Antworten auf aktuelle Herausforderungen der Stadtentwicklung: Sie erleichtert den Alltag, stärkt Nachbarschaften und die soziale Interaktion, macht Quartiere lebendiger, fördert lokale Unternehmen und verbessert die Gesundheit und Lebensqualität für alle Menschen in der Stadt. Zudem entlastet sie die Umwelt und fördert den Klimaschutz.

"Wenn wir wollen, dass Menschen sich im Alltag häufiger zu Fuß oder mit dem Rad fortbewegen, müssen wir die Bedingungen dafür konsequent verbessern", betont die Forscherin. Die Studie liefere dafür praxisnahe Empfehlungen – ohne neue Gesetze und große Umbauprogramme. Entscheidend sei aber die Zusammenarbeit von Verkehrs- und Stadtplanung.

  • Nachverdichtung locker bebauter Wohngebiete, die Umnutzung leerstehender Gebäude oder die Mischnutzung von Flächen

  • Verbesserung der Infrastruktur für aktive Mobilität durch breitere Geh- und sichere Radwege, mehr Barrierefreiheit und weniger individuellen Autoverkehr

  • Bürgerinnen und Bürger aktiv einbinden sowie Bedarfe direkt vor Ort erfragen und Lösungen gemeinsam entwickeln

Das stadtstrukturelle Leitbild der "Stadt der Viertelstunde" wurde erstmals 2016 vom kolumbianischen Urbanisten und Professor an der Pariser Sorbonne Université Carlos Moreno formuliert und knüpft programmatisch an frühere Konzepte wie beispielsweise die "polyzentrische Stadt" oder die "Stadt der kurzen Wege" an.

Links/Studien

Schwarze, B. et al.: Die Stadt der Viertelstunde. Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), 2025.

pm

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