Überraschende Zahlen: Industrieproduktion steigt weiter
Unter kniffligen Bedingungen geht es für die deutsche Industrie weiter aufwärts. Drohenden US-Zöllen zum Trotz produzieren die Unternehmen im Mai mehr als im April. Sollte der große Handelskrieg ausbleiben und das Investitionsprogramm der Regierung zünden, besteht Hoffnung auf einen nachhaltigen Aufschwung.
Nach einem Minus im April ist die Industrieproduktion in Deutschland im Mai wieder angestiegen. Die Produktion im Produzierenden Gewerbe kletterte im Vergleich zum April um 1,2 Prozent, wie das Statistische Bundesamt unter Berufung auf vorläufige Ergebnisse mitteilte. Besonders machten sich demnach Zuwächse in der Automobilindustrie, der Energieerzeugung und der Pharmaindustrie bemerkbar. Im weniger schwankungsanfälligen Dreimonatsvergleich wuchs die Produktion von März bis Mai um 1,4 Prozent.
Besonders positiv entwickelte sich den Statistikern zufolge die Produktion in der Energieerzeugung mit einem Plus von 10,8 Prozent. In der Pharmaindustrie wuchs die Produktion um 10,0 Prozent, die Autoindustrie trug mit einem Wachstum von 4,9 Prozent zum positiven Ergebnis bei. Hingegen schrumpfte die Produktion im Baugewerbe um 3,9 Prozent.
"Die Industrieproduktion scheint ihre seit Jahresbeginn zu beobachtende Aufwärtsbewegung fortzusetzen, nachdem sie infolge der US-Zollankündigungen im April einen vorübergehenden Dämpfer erlitten hatte", erklärte das Bundeswirtschaftsministerium. Es verwies aber auf die auslaufende Frist für eine Zoll-Einigung mit den USA in dieser Woche und erklärte, angesichts dessen sei die weitere Entwicklung "von hoher Unsicherheit geprägt".
IMK erwartet deutliche Erholung
US-Präsident Donald Trump hatte Anfang April hohe Zollaufschläge gegen zahlreiche Staaten verhängt und diese kurz darauf für die meisten Länder für eine 90-tägige Verhandlungsphase auf zehn Prozent reduziert. Für die EU läuft die Frist am Mittwoch aus, für zahlreiche weitere Länder bereits am Dienstag. Brüssel und Washington haben bislang keine Einigung im Zollstreit erzielt. Die USA sind der größte Abnehmer von Waren "Made in Germany".
Im Jahresverlauf könnte jedoch die inländische Nachfrage anziehen und die Produktion vor dem möglichen Zoll-Gegenwind abschirmen. "Dank der geplanten spürbaren Erhöhung der öffentlichen Investitionen durch die Bundesregierung dürfte sich zum Jahresende die deutsche Wirtschaft zunehmend erholen", sagte der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Sebastian Dullien. Dabei könne auch der Investitionsbooster eine spürbare Wirkung entfalten. Damit sollen sich die Abschreibungsbedingungen für neue Ausrüstungen wie Maschinen und Fahrzeuge deutlich verbessern.
Sorge bereitet Experten der weitere Rückgang der Bau-Produktion. "Die Vertiefung der Rezession im Bausektor ist ernüchternd", sagte dazu der Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, Cyrus de la Rubia. "Die Zinssenkungen der Notenbank wirken sich offensichtlich nicht positiv auf die Aktivität in diesem Sektor aus." Das liege auch daran, dass die Senkungen zwar auf die kurzfristigen Zinsen wirkten, aber nicht auf die langfristigen, die relativ hoch geblieben seien. "Darüber hinaus klagen viele Unternehmen aus der Branche auch weiterhin über hohe Materialkosten", sagte de la Rubia.
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