Billigplattform Temu strebt "aggressiv" in den Lebensmittelhandel
Seit gut zwei Jahren ist Temu in Deutschland aktiv und erzielt mit seinen meist extrem billigen Angeboten bereits einen Milliardenumsatz. Nun drängt die chinesische Plattform unter anderem auch in den Handel mit Lebensmitteln und Kosmetik. Die Hersteller reagieren ganz unterschiedlich.
Die chinesische Billig-Versandplattform Temu versucht, groß in den Lebensmittelhandel in Deutschland einzusteigen. Einem Bericht der "Lebensmittelzeitung" (LZ) zufolge hat das Unternehmen ein neues Team aufgebaut, das "aggressiv" um deutsche und europäische Lieferanten von Konsumgütern und Lebensmitteln wie Kosmetik, Getränken, Süßwaren oder auch Gartenartikel werbe.
Temu steht in der Kritik sowohl von Verbraucherschützern als auch von Markenherstellern und Händlern. Auf der Plattform verkaufen meist chinesische Anbieter zum Großteil extrem billige Produkte. Verbraucherschützer beklagen, dass diese nicht immer europäischen Standards und gesetzlichen Vorgaben entsprächen und teils unsicher seien. Hersteller sehen in den Angeboten immer wieder Kopien, die ihre Markenrechte verletzten und ihren Ruf schädigten.
Auf die Anwerbeversuche von Temu reagieren deutsche Unternehmen ganz unterschiedlich. Laut LZ richtet Temu seine Bemühungen derzeit vor allem auf kleinere Unternehmen, etwa aus dem Süßwaren- oder dem Beauty-Bereich. Die Gründerin von Bears with Benefits, eines Herstellers für Nahrungsergänzungsmittel, schrieb in einem Beitrag bei LinkedIn, Temu stehe "in direktem Widerspruch zu allem, wofür unsere Brand steht". Es sei "brandgefährlich, wie asiatische Billig-Plattformen den europäischen Markt fluten - oft an Regulierungen vorbei, unter Missachtung von Produktsicherheit, Nachhaltigkeit oder Arbeitsstandards."
Von guten Erfahrungen mit Temu als Vertriebskanal berichtet gegenüber der LZ dagegen die Firma Wurstbaron, die auf der Plattform seit wenigen Monaten etwa Party-Snacks und Grillgut vertreibt. Das Unternehmen aus dem Bayerischen Wald erzielt auf der Plattform nach eigenen Angaben "starke Verkaufszahlen". Der Service von Temu als Geschäftspartner sei gut. Lediglich beim Umfeld, in dem die Produkte in der Temu-App präsentiert würden, gebe es noch "Luft nach oben".
Temu ist seit seinem Start in Deutschland 2023 extrem schnell gewachsen. Der Umsatz hierzulande betrug im vergangenen Jahr Schätzungen zufolge mehr als eine Milliarde Euro. Das bisherige Haupt-Geschäftsmodell ist allerdings in Gefahr. Denn die EU plant, die bisherige Zollfrei-Grenze von 150 Euro in ihrer derzeitigen Form abzuschaffen und Pauschal-Gebühren für Sendungen von Temu und anderen Plattformen von außerhalb Europas einzuführen.
Zuletzt bemüht sich Temu, in neue Produktbereiche vorzustoßen und vor allem mehr lokale Anbieter auf seine Plattform zu locken. Als "lokal" kennzeichnet Temu alle Anbieter mit Sitz in Europa.
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