China verkauft mehr Waren nach Deutschland
Auf dem deutschen Markt landen zunehmend auch technisch ausgefeilte Produkte aus China - etwa Maschinen. Wird das zur Gefahr für deutsche Unternehmen?
Daten der chinesischen Zollverwaltung zeigen: China verkauft immer mehr Waren nach Deutschland. Im Mai waren es 22 Prozent mehr als im Mai 2024, im April 20 Prozent mehr als im Vorjahresmonat und im März zwölf Prozent mehr. Es sind längst nicht mehr nur einfache Waren wie Textilien, Lederwaren, Möbel und Plastikwaren. Nach Daten des deutschen Statistischen Bundesamtes sind mehr als die Hälfte chinesischer Güter mechanische oder elektrische Maschinen und Apparate.
Trend zu Lasten des deutschen Maschinenbaus?
Dieselbe Statistik zeigt, dass es auch umgekehrt geht. Im vergangenen Jahr waren 42 Prozent der deutschen Exporte nach China mechanische oder elektrische Maschinen und Apparate. Weitere 22 Prozent des deutschen China-Exports waren Autos, Laster und Landmaschinen.
Die Warenlisten der deutschen Außenhandelsstatistik offenbaren: Aus China kommen immer teurere und technisch ausgefuchste Güter nach Europa. Allerdings macht das Beispiel der Maschinen und Apparate zugleich deutlich, dass es noch vor allem Massenwaren und einfachere Instrumente sind. Deutschland exportiert hingegen hochkomplexe Geräte.
Doch der Trend geht bei chinesischen Angeboten zu leistungsstarken und teuren Apparaten. Das muss zu Lasten der Verkaufschancen des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus gehen. Aktuelle Angaben des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau bestätigen das. Zwar freut sich der VDMA insgesamt über etwas mehr Aufträge. Die sind jedoch einzig Ländern der Eurozone zu verdanken.
Für China liegen dem VDMA keine Auftragszahlen vor, dafür aber Lieferzahlen. Der Anteil von Maschinen ist am deutschen China-Export nach wie vor mit knapp 20 Prozent hoch. Doch der Export sinkt insgesamt - und damit auch der Maschinenexport. China kauft immer weniger in Deutschland: In den ersten fünf Monaten dieses Jahres waren es laut chinesischem Zoll gegenüber dem Vorjahreszeitraum sechs Prozent weniger (in Dollar gerechnet).
Chinas Industrie schwächelt
Dabei ist die chinesische Wirtschaft derzeit in schlechter Stimmung. Neueste Daten des chinesischen Einkaufsmanagerindex signalisieren zwar insgesamt leichte Aufhellung. Es könnte sogar sein, dass die chinesische Volkswirtschaft über das Niveau wächst, das allein zum Erhalt des bestehenden Wohlstands nötig ist. Doch im Detail sieht es anders aus: Denn die Einkaufsmanager in Industriebetrieben sind längst nicht so entspannt wie die aus der chinesischen Bauwirtschaft und von den Dienstleistern. Das zeigt: Im Inland, bei Immobilien und Serviceleistungen, werden bessere Geschäfte erwartet, während die für den Export wichtige Industrie schwächelt.
Die Erwartungen von Einkaufsmanagern werden in vielen Volkswirtschaften systematisch gemessen. Was Unternehmen einkaufen, signalisiert, wie die Geschäftsaussichten sind. Wenn viel Halbwaren und Rohstoffe bestellt werden, rechnet das Management mit vielen Bestellungen der eigenen Kundschaft. Da Einkaufsmanager besonders nah an den Erwartungen in ihren Unternehmen und den Angeboten am Markt sind, kann aus ihrer Stimmung geschlossen werden, wie es weitergeht.
Schnell alternde Bevölkerung
Was ist los in China? Zwar wird ein Markt mit 1,4 Milliarden Menschen immer beachtlichen Grundbedarf haben. Doch werfen die sozialen Verhältnisse in China schwierige Fragen auf. Die Bevölkerung altert schnell. Es fehlt an jungen Menschen, die die Alten versorgen können. Zugleich entfliehen viele Menschen der Armut auf dem Lande und drängen in Städte. Die gewachsene Mittelschicht stellt steigende Ansprüche. Doch die Wirtschaftsleistung pro Kopf ist seit Jahren konstant. Es wird also kein zusätzliches Geld verdient, um Sozialeinrichtungen, Bildung, Wohnraum und Pensionen bezahlen zu können.
Seit Jahresanfang steckt China in einer Deflation: Die Preise sinken. Das lähmt die Wirtschaft. In dieser vertrackten Situation liegt es nahe, die Industrie zu fördern. Sie schafft Arbeit und soll international gängige Waren produzieren. Mit immer mehr Exporten kann dringend benötigtes Geld verdient werden.
Ist den Daten zu trauen?
In den 1980er-Jahren waren chinesische Daten und Statistiken nur mit Vorsicht zu genießen. In der kommunistischen Diktatur wurden Wirtschaftszahlen manipuliert. Mittlerweile scheinen öffentliche Verwaltung und Staatspartei eingesehen zu haben, dass detaillierte Statistiken wesentlich sind, um Entwicklungen zu steuern. Amtliche Daten aus China wirken heute plausibel.
Zwar gibt es amtliche Datenbanken auf Englisch. Sie sind aber für Außenstehende schwer zu nutzen. Erkennbar geht es nicht um Transparenz. Wer etwa Daten zum Außenhandel beim chinesischen Zoll sucht, muss Werte einzeln abrufen. Bei jedem Wert sind Hürden zu überwinden, die automatisierte Abfragen verhindern sollen. Die chinesische Statistikbehörde veröffentlicht viele gängige Daten nicht. Sie müssen über den Umweg bei wissenschaftlichen Instituten gefunden werden.
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