• Die Automobilbranche verändert sich grundlegend – das bringt Herausforderungen für ganze Regionen mit sich.
  • Für Zulieferbetriebe bedeutet der Wandel: Anpassung an neue Technologien und Produktionsbedingungen.
  • Auch in Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen geraten viele Zulieferer unter Druck.

Coronakrise, Energiekrise, Kriege, Zölle und der allgemeine Wandel in der Automobilindustrie: "Dieser Mix hinterlässt auch Spuren in der Thüringer Zulieferindustrie und damit auch bei den Beschäftigten", sagt Rico Chmelik, Geschäftsführer des Verbands Automotive Thüringen.

Wir sind mittendrin in der Veränderung der Industrie.

Rico ChmelikVerband Automotive Thüringen

Entlassungen, Standortschließungen und Insolvenzen bei Thüringer Autozulieferern seien mehr geworden: "Die Anzahl der Vorfälle, die haben dieses und letztes Jahr eine Dichte erreicht, wie es die fünf bis zehn Jahre zuvor nicht der Fall war. Das sind halt für uns Zeichen dafür, dass die Globalisierung, die Transformation, der Strukturwandel in vollem Gange sind."

Zulieferer müssen sich anpassen

Trotzdem betont Chmelik: Die große Mehrheit der 690 Thüringer Zuliefererunternehmen mit ihren rund 60.000 Beschäftigten gehe robust durch diese Zeit. Man passe sich an Anforderungen wie zum Beispiel eine CO2-neutrale Produktion oder den Einsatz von KI und Digitalisierung im Fahrzeug an.

Doch nicht für jeden Zulieferer sei die Anpassung so einfach, sagt Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Sven Schulze: "Stellen Sie sich vor, man hat eine Gießerei, die Zylinderköpfe gießt. Die können nicht morgen Batterien produzieren. Also, auch dort ist es dann nicht mal eben möglich, das zu verändern und neue Wege zu gehen, zumindest nicht von heute auf morgen."

Sachsen-Anhalt will Branche erhalten

Als Minister, der selbst zehn Jahre lang als Ingenieur in der Autozulieferbranche gearbeitet hat, stehe er in engem Kontakt zu den Unternehmen, die aktuell Schwierigkeiten haben, sagt Schulze.

Sein großes Ziel sei es, die Automobilzulieferindustrie in Sachsen-Anhalt auch in den kommenden Jahrzehnten zu erhalten. "Dass hier also nicht die Lichter ausgehen für diese tollen Unternehmen, sondern, dass wir diesen Transformationsprozess mitbegleiten und immer dort, wo wir können und wo die Unternehmen auf uns zukommen und um Unterstützung bitten, diese Unterstützung auch gewähren."

Etwa 25.500 Menschen arbeiten in Sachsen-Anhalt in diesen oft familiengeführten Unternehmen. Auch Schulze betont: Die allermeisten stehen auf starken Füßen.

Autozulieferindustrie ist wichtigste Branche in Sachsen

In Sachsen ist die Autozulieferindustrie die wichtigste Branche: Rund 70.000 Menschen arbeiten hier. Dirk Vogel leitet das Automobilzulieferer-Netzwerk in Sachsen. Etwa 5.000 Arbeitsplätze seien in den vergangenen Monaten abgebaut worden: "Das merkt man nicht direkt, weil sehr viel abgebaut wurde über das Thema Zeitarbeit. Das heißt, dort sind einfach Menschen bei den Personaldienstleistern nicht mehr abgerufen worden."

Die US-Zölle und zunehmende Lieferengpässe bei seltenen Erden würden sich erst in den nächsten Monaten richtig auswirken, sagt er. Außerdem kritisiert Vogel die Autobauer: "Wir haben aktuell sehr hohe Forderungen nach Preisnachlass durch die Fahrzeughersteller selber. Also, es wird durchaus bei den Zulieferern angedroht, die Aufträge abzuziehen. Das heißt, man will die Produktion letztendlich gezielt in Billiglohnländer verlagern." Damit das nicht passiert, wünscht er sich Planungssicherheit – und auch Investitionen und Förderprogramme für die Automobilindustrie.

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