Bisher haben den Sprung an die Frankfurter Börse in diesem Jahr nur der Elektrotechnik-Spezialist Pfisterer und die Software-Firma Innoscripta geschafft. Eigentlich will mit Brainlab ein Hoffnungsträger für Neuemissionen nachziehen. Doch daraus wird nichts.

Nach Autodoc macht auch der zweite deutsche Börsenkandidat in diesem Sommer einen Rückzieher. Der Münchner Medizintechnik-Softwareanbieter Brainlab sagte den für Donnerstag geplanten Börsengang kurz nach dem Ende der Zeichnungsfrist ab.

Vorstandschef Rainer Birkenbach schrieb in einer E-Mail an die Mitarbeiter, die "derzeitigen geopolitischen Unsicherheiten" wirkten sich auf die Kapitalmärkte aus. Das Umfeld für einen Börsengang sei deshalb derzeit "nicht optimal", obwohl es "beträchtliches Interesse an Brainlab" gebe. Brainlab habe den Schritt daher "nach reiflicher Überlegung verschoben". Den Börsengang später nachzuholen, werde weiterhin geprüft, hieß es in der Mitteilung des Unternehmens.

Die begleitenden Banken hatten am Montag mitgeteilt, der Preis werde zwar am unteren Ende der Preisspanne liegen, die von 80 bis 100 Euro reichte, auf diesem Niveau sei die Emission aber vielfach überzeichnet. Brainlab galt als ein Hoffnungsträger für Neuemissionen in Deutschland, von denen es 2025 bisher nur zwei kleinere gab. Die Voraussetzungen waren eigentlich gut: Die Schwankungen an den Märkten hatten sich zuletzt deutlich beruhigt, der Leitindex Dax liegt nur drei Prozent unter seinem Allzeithoch.

Der Berliner Auto-Ersatzteilhändler Autodoc hatte seine Emission in der vergangenen Woche mangels Nachfrage auf unbestimmte Zeit verschoben. Bisher haben den Sprung an die Frankfurter Börse in diesem Jahr nur der Elektrotechnik-Spezialist Pfisterer und die Software-Firma Innoscripta geschafft, die beide im Freiverkehrssegment "Scale" gelistet sind.

Im Herbst stehen in Frankfurt größere Börsengänge wie die Rückkehr des Pharmakonzerns Stada an den Aktienmarkt an. Bald nach dem Sommer wollen Insidern zufolge auch der Prothesen-Hersteller Ottobock, die Deutsche-Börse-Tochter ISS Stoxx und möglicherweise der Netzbetreiber TenneT Deutschland den Schritt wagen. Die niederländische Regierung hatte die Entscheidung aber zuletzt auf September verschoben. Zudem stehen die Abspaltung und der Börsengang des Autozuliefer-Geschäfts von Continental unter dem Namen Aumovio an.

Für Mitarbeiter ändert sich nichts

Brainlab wäre am unteren Ende der Preisspanne mit knapp 1,7 Milliarden Euro bewertet worden. Das Unternehmen wollte mit dem ihm zufließenden Erlös von 160 Millionen Euro das Geschäft auf andere Medizin-Sparten ausdehnen. Bisher werden die Software und die dazugehörigen Geräte zur Steuerung von Operationen in der Gehirnchirurgie und bei Tumor-Bestrahlungen angewandt, nun sollen Orthopädie, Sportmedizin und Hals-Nasen-Ohren-Behandlungen hinzukommen.

Insgesamt sollten beim Börsengang Aktien für 416 Millionen Euro verkauft werden. Damit wollte der Münchner Finanzinvestor EMH Partners seine Beteiligung von 35 auf knapp 20 Prozent reduzieren. Firmengründer Stefan Vilsmeier hält 50,1 Prozent.

Für die Mitarbeiter werde sich nichts ändern, Brainlab sei stärker denn je, schrieb Birkenbach. Auch der strategische Kurs werde beibehalten. "Geduld ist nicht gerade unsere Stärke. Aber so schwierig das für uns ist: Genau das müssen wir jetzt zeigen."

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