Zehntausende demonstrieren in Belgrad gegen Regierung
- In der serbischen Hauptstadt Belgrad sind erneut zehntausende Menschen auf die Strasse gegangen, um gegen die Regierung zu demonstrieren.
- Sie fordern vorgezogene Neuwahlen und den Rücktritt von Präsident Aleksandar Vučić.
- Am späteren Abend kam es zu Auseinandersetzungen einiger Demonstrierenden mit der Polizei.
Die Protestierenden werfen der Regierung unter anderem vor, die Pressefreiheit einzuschränken. Auch steht der Vorwurf der Korruption im Raum. Auslöser der anhaltenden Proteste ist der Einsturz eines Bahnhof-Vordachs in Novi Sad im November, bei dem 16 Menschen ums Leben kamen. Für viele ist der Unfall Symbol staatlicher Korruption und Schlamperei bei Infrastrukturprojekten.

Zu der Demonstration gegen die Regierung hatte eine Studentenbewegung aufgerufen. Die Studierenden stellten Präsident Vučić ein Ultimatum, bis Samstagabend um 21 Uhr Neuwahlen auszurufen. Vučić hatte die Forderung bereits vorab zurückgewiesen.
Wie jeden Tag um die Mittagszeit legten die Demonstranten erneut 16 Schweigeminuten zum Gedenken an die 16 Opfer des Einsturzes des Bahnhofs Novi Sad am 1. November 2024 ein. Nach Angaben des Innenministeriums nahmen 36'000 Menschen an der Kundgebung teil. Die Demonstranten kamen auch aus anderen Städten des Landes und zogen in mehreren Zügen auf den Slavija-Platz.
Gegendemonstration der Vučić-Anhänger
Nachdem der Protest gegen 22 Uhr beendet war, warfen einige Demonstranten, die sich den Anhängern von Präsident Vučić entgegenstellen wollten, Leuchtraketen auf die Polizei. Diese reagierte wiederum mit Tränengas. Die Polizei setzte zahlreiche Beamte rund um die Regierungsgebäude, das Parlament und den nahe gelegenen Pionirski-Park ein, wo sich Vučić-Anhänger aus dem ganzen Land zu einem Gegenprotest versammelten.
Ein Tag mit Symbolkraft
Der Protest fiel auf den Vidovdan – ein religiöser Gedenktag für die Schlacht auf dem Amselfeld 1389, Symbol serbischer Identität und Widerstandskraft. Im Vorfeld der Kundgebung wurden mehrere Personen wegen angeblicher Umsturzpläne festgenommen. Auch Reisende aus Kroatien erhielten Einreiseverbote.
Zugverbindungen nach Belgrad wurden wegen einer angeblichen Bombendrohung gestrichen. Kritiker vermuten dahinter eine Strategie, die Mobilisierung der Demonstrierenden zu behindern. Ähnliche Vorfälle gab es bereits vor der Grossdemonstration im März, an der hunderttausende Menschen teilnahmen.

Präsident Vučić ist seit acht Jahren im Amt. Die nächsten regulären Wahlen sind erst 2027 geplant. Doch die anhaltenden Proteste zeigen: Viele Serbinnen und Serben wollen nicht mehr so lange warten.
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