Die USA wollen die Wirtschaftsbeziehungen zu Afrika grundlegend ändern - für die dortigen Länder steht einiges auf dem Spiel. Auf einem Wirtschaftsgipfel in Angola versuchten sie, das Schlimmste abzuwenden.

Etwa 1.500 Delegierte haben laut örtlichen Medien diese Woche am Wirtschaftsgipfel zwischen den USA und Afrika in Angolas Hauptstadt Luanda teilgenommen. Sie wollten Beziehungen pflegen und gegebenenfalls Deals abschließen. Nicht erst seit US-Präsident Donald Trump haben die Wirtschaftsbeziehungen an Kraft verloren, sagt T.K. Pooe, Wirtschaftsexperte an der WITS-Universität in Johannesburg.

"Amerika hat insbesondere in den letzten fünf oder zehn Jahren kaum noch in Afrika investiert", sagt er. "Das war unabhängig von Republikanern oder Demokraten so. Die amerikanischen Präsidenten und ihre Parteien haben Afrika schlicht nicht als wertvolles Ziel gesehen", lautet seine Analyse.

US-Botschafter sollen Handelsverträge einfädeln

So sei US-Präsident Joe Biden zum Beispiel in seiner gesamten Amtszeit nur einmal auf dem afrikanischen Kontinent zu Besuch gewesen. T.K. Pooe sagt: Die USA seien noch immer einer der wichtigsten Handels- und Investitionspartner. Wenn es nach Troy Fitrell geht, soll das so bleiben. Er vertrat die US-Regierung auf dem Gipfel in Luanda und will das wirtschaftliche Engagement der USA ausbauen.

Neben ihm hat die US-Regierung weitere Delegierte zum Gipfel geschickt. Richtig ranghohe Vertreter waren allerdings nicht dabei. Künftig sollen die US-Botschafter der Wirtschaft helfen, beschrieb Troy Fitrell in seiner Rede. An die Privatwirtschaft gerichtet, sagte er: "Unsere Botschaften arbeiten für Sie. Wir haben die Anreize geändert. Es ist nun ihr Hauptziel und es ist das, woran wir Botschafter bewerten, wie sie Sie unterstützen."

Fitrell nennt das "Commercial diplomacy" - also Wirtschaftsdiplomatie. In den Ohren der in Angola vertretenen Staats- und Regierungschefs aus Afrika dürfte das gut geklungen haben. Der Gipfel sei gerade wichtig, um Kontakte zu knüpfen, Klarheit zu gewinnen und die Möglichkeiten des afrikanischen Markts aufzuzeigen - etwa große Rohstoffvorkommen, sagt der Wirtschaftsbeobachter T.K. Pooe aus Johannesburg.

Ein wichtiges US-Gesetz steht vor dem Aus

Keine Klarheit gab es aber bei zwei zentralen Baustellen in den Wirtschaftsbeziehungen: dem US-Gesetz AGOA und den angekündigten Zöllen von US-Präsident Trump. Mit dem Gesetz AGOA, dem African Growth and Opportunity Act, hat der US-Kongress vor 25 Jahren den Weg für bessere Wirtschaftsbeziehungen freigemacht. So können ausgewählte Länder aus der Subsahara-Region dann etwa bestimmte Waren zollfrei in die USA exportieren.

Nur: AGOA läuft in diesem Jahr aus. Das schrecke Investoren ab, etwa im armen Lesotho, im Süden Afrikas, sagt T.K. Pooe. "Chinesische Staatsangehörige sind gekommen, um eine Fabrik in Lesotho zu errichten. Sie wussten, dass AGOA ihnen erlaubt, in die USA zu exportieren", erklärt er. "Jetzt wollen sie keine Investitionen mehr tätigen, sie wollen ihre Fabriken nicht erweitern", beschreibt Pooe die Auswirkungen über die unklare Zukunft von AGOA.

Laut regionalen Medien forderte der Wirtschaftsminister Mosambiks, Basilio Muhate, eine Verlängerung von AGOA um zehn Jahre. Ähnliche Forderungen kamen beim Gipfel in Angola von Vertretern aus Namibia.

Viele Arbeitsplätze könnten wegfallen

Ebenso große Sorgen bereiten vielen Ländern die von Trump angekündigten Importzölle. Sie sind größtenteils noch bis Anfang Juli ausgesetzt, würden dann aber manche afrikanische Länder besonders hart treffen. Dann soll etwa Madagaskar mit Zöllen in Höhe von 47 Prozent belegt werden. Es trifft auch andere Länder: Mauritius drohen 40 Prozent, Botswana 37 Prozent und dem kleinen Lesotho sogar 50 Prozent Zölle. Größere Staaten wie Südafrika oder Algerien im Norden des Kontinents sollen je 30 Prozent bekommen.

Wichtige Arbeitsplätze könnten wegfallen. In Lesotho könnte es die für das Land essenzielle Jeans-Industrie treffen. Die Regierungen dürften daher mit Sorge auf die kommenden Tage schauen. Bis zum 9. Juli gelten die meisten US-Zölle als ausgesetzt. Ob sie dann wirklich in Kraft treten, ist bislang unklar.

Die Afrikaner setzen derweil auf Beziehungspflege und hoffen, dass die Amerikaner Afrika weiter als günstiges Produktionsland und Investitionsziel für begehrte Rohstoffe sehen. Denn davon gibt es in Afrika viele. China hat das ebenfalls seit einigen Jahren erkannt, sagt T.K. Pooe. Die Wirtschaftsmacht investiert stark in die afrikanische Infrastruktur.

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