Siemens Energy hat in den USA seine Frauenquote abgeschafft. Diese hatte der deutsche Energietechnikkonzern erst im Jahr 2020 verbindlich weltweit für alle seine Unternehmensstandorte eingeführt – auch für Deutschland. Siemens Energy reagiert damit auf eine Verordnung von US-Präsident Donald Trump, die gegen Programme für Diversität, Gleichstellung und Inklusion (DEI) vorgeht.

Mit dem Schritt verabschiedet sich Siemens Energy in den USA von einem Ziel, das bislang global galt: Der Anteil von Frauen in der ersten und zweiten Führungsebene des Konzerns sollte in diesem Jahr auf 25 Prozent und bis 2030 auf 30 Prozent gesteigert werden. Künftig wird der Anteil in den USA nicht mehr in der globalen Frauenquote auf den entsprechenden Führungsebenen berücksichtigt.

Bislang lag der weltweite Frauenanteil bei Siemens Energy in diesen beiden obersten Führungsebenen nach Unternehmensangaben bei rund 24 Prozent – inklusive der USA, wo der Konzern rund 13.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt.

Frauen sollen weiterhin nicht benachteiligt werden

„Aufgrund der rechtlichen Vorgaben mussten wir unsere Zielvorgaben bei der Frauenquote in den USA für die erste und zweite Führungsebene streichen“, bestätigt Maria Ferraro auf Anfrage von WELT. Sie ist als Vorständin bei Siemens Energy für Finanzen sowie für Inklusion und Diversität zuständig. Ihr sei aber wichtig zu betonen: „Auch wenn wir diese Zielvorgaben geändert haben, ändert sich nichts an unseren gelebten Werten und Überzeugungen, nämlich Frauen nicht zu benachteiligen. Wir wissen, dass wir mit mehr Diversität besser performen.“

Auch auf der Webseite für die USA betont Siemens Energy trotz der Streichung der Quote weiterhin: „Wir glauben an Diversität.“ In einem Hinweis darunter stellt der Konzern klar, dass er eine inklusive Unternehmenskultur anstrebe und dabei alle geltenden Gesetze einhalte. In den USA treffe Siemens Energy keine Personalentscheidungen aufgrund von Rasse, Hautfarbe, Religion, Geschlecht, nationaler Herkunft, Alter, Behinderung oder einer anderen durch geltendes Recht geschützten Kategorie.

Parallel zur Abschaffung der Quote fährt Siemens Energy jedoch auch weitere Gleichstellungsmaßnahmen in den USA zurück: Geschlechtsspezifische Förderprogramme werden gestrichen, zudem passt das Unternehmen seine Bonuszahlungen für Führungskräfte an.

„Führungskräfte in den USA erhalten keine Boni mehr dafür, dass sie den Anteil von Frauen auf der ersten und zweiten Führungsebene bis zum Jahr 2025 auf 25 Prozent und bis 2030 auf 30 Prozent erhöhen, wie es im Rest der Welt der Fall ist“, sagt Christina Schulte-Kutsch, Personalchefin bei Siemens Energy. Ob das auch Konsequenzen für andere Länder hat, in denen das Unternehmen tätig ist, sei bislang unklar. „Da Siemens Energy in gewissen Bereichen weltweit einheitliche Maßstäbe anlegen will, prüft das Unternehmen derzeit, ob und inwiefern weitere Anpassungen nötig sind“, sagte sie WELT.

Dabei macht Schulte-Kutsch auch klar, warum der Konzern in den USA so handelt: „Siemens Energy ist nicht eingeknickt, aber wir müssen uns an geltendes Recht halten, das ist alternativlos.“

SAP hat seine Frauenquote bereits aufgegeben

Mit Siemens Energy reiht sich nach SAP ein weiterer deutscher Dax-Konzern ein, der seine Diversitätsprogramme und Zielvorgaben im Zuge von Trumps Politik anpasst. Erst Anfang Mai hatte das „Handelsblatt“ berichtet, dass SAP die Frauenquote und Diversitätsziele gestrichen hat.

Begründet hatte SAP-Chef Christian Klein den Schritt in einem „Zeit“-Interview damit, dass die Sachlage nach Einschätzung der Juristen eindeutig sei: „Wenn wir weiterhin unser Geschäft im öffentlichen Sektor der USA behalten wollen – mit sehr vielen Jobs, die bei SAP daran hängen –, können wir unsere bislang gültigen Zielvorgaben nicht behalten. Da gab es eine klare Empfehlung und deshalb auch eine klare Entscheidung“, sagte Klein.

Grundlage für die Änderungen bei Siemens Energy und SAP ist eine Executive Order (Nr. 14173), die Trump im Januar 2025 unterzeichnete. Die Verordnung trägt übersetzt den Titel: „Beendigung radikaler und verschwenderischer DEI-Programme und Bevorzugungen in der Regierung“. Sie richtet sich gegen Maßnahmen zur Stärkung von Vielfalt, Chancengleichheit und Inklusion.

Die Trump-Administration unterstellt DEI-Programmen und ihren Plänen zur Umsetzung eine „enorme Verschwendung öffentlicher Mittel und ,beschämende Diskriminierung‘“, die es zu überprüfen und zu beenden gelte. Wörtlich heißt es: „Die Amerikaner verdienen eine Regierung, die jedem Menschen mit gleicher Würde und Respekt dient und die hart erarbeiteten Steuergelder ausschließlich dafür einsetzt, Amerika groß zu machen.“

Konkret verbietet die Verordnung deshalb, sämtliche Aktivitäten und Stellen im Zusammenhang mit Diversität, Chancengleichheit, Inklusion und Umweltgerechtigkeit in der US-Bundesverwaltung. Dies gilt ebenso für Unternehmen, die Aufträge oder Fördermittel über Bundesbehörden erhalten – wie Siemens Energy und SAP.

Siemens Energy hatte seine Investitionen in den USA zuletzt ausgeweitet. Der US-Markt gehört zu den wichtigsten des Unternehmens. Vor allem der Boom beim Bau von Rechenzentren ließ den Strommarkt stark wachsen – und kam damit dem Netzgeschäft von Siemens Energy zugute.

Laut dem aktuellen Quartalsbericht stieg der Umsatzerlös des Unternehmens in den USA im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2025 auf rund 3,9 Milliarden Euro – ein Plus von 22,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Auftragseingang legte im selben Zeitraum sogar um 57,2 Prozent zu und erreichte rund 7,6 Milliarden Euro.

Joana Lehner berichtet für WELT und Business Insider über Energie-Themen.

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