Trump stoppt Suche nach entführten ukrainischen Kindern
Nathaniel Raymond leitet das Forscherteam der Universität Yale in den USA. Er weiss, wovon er spricht, wenn er sagt: «Dies ist der grösste Fall von Entführungen seit dem Zweiten Weltkrieg. Wir denken, dass 35'000 ukrainische Kinder an 116 verschiedenen Orten festgehalten werden.» Und das in einem System, das vom Kreml und dessen Geheimdiensten organisiert worden sei.
Gezielte Suche nach entführten Kindern
Raymonds Humanitarian Research Lab erhielt im Frühling 2022 von der Regierung Biden den Auftrag, Beweise für mutmassliche russische Kriegsverbrechen in der Ukraine zu sammeln. Die Forscher begannen, öffentlich zugängliche Informationen sowie Satellitendaten auszuwerten. Im Sommer 2022 erhielten sie den Auftrag, sich auf die Suche nach den entführten Kindern zu machen.

Wie sie das bewerkstelligen sollten, wussten die Forscher zunächst nicht. Doch dann stiessen sie auf Fotos russischer Lokalpolitiker, die ukrainische Kinder abholten und in Lager brachten. Die Bürgermeister machten Selfies von sich und den Kindern und stellten diese ins Netz.
Links zum Thema:
- Bericht der Yale-Forscher zu den Verschleppungen von 2023
- Bericht der Yale-Forscher über das systematische Vorgehen Russlands
- Bericht des «Institute for the Study of War» von 2025: Noch immer gibt es Verschleppungen
Sie dachten aber nicht daran, den Ortungsdienst an ihren Mobiltelefonen auszuschalten. Diese Metadaten halfen den Forschern, die Standorte der Lager zu lokalisieren. Ihre Erkenntnisse flossen in einen ersten Bericht; einen Monat später erliess der Internationale Strafgerichtshof ICC einen Haftbefehl gegen Kremlchef Wladimir Putin und dessen Kinderrechtsbeauftragte.
Manche wurden schon von Russen adoptiert
Dann gelang ein grosser Durchbruch: Das Team fand heraus, dass einige der entführten Kinder als angebliche russische Waisen in Datenbanken versteckt waren und zwangsweise zur Adoption oder zur Pflege in russische Familien gegeben wurden.

Die Erkenntnisse gab das Team von Yale den ukrainischen Behörden und Freiwilligen weiter, die es immer wieder schaffen, verschleppte Kinder zurückzuholen. Kinder aber, die bereits adoptiert wurden, können nur vom russischen Staat zurückgebracht werden. Bis jetzt zeigt Russland keinerlei Bereitschaft dazu.
Trump spricht von «Geldverschwendung»
Doch jetzt mussten Raymond und sein Team ihre Suche nach den Kindern einstellen. US-Präsident Trump stoppte das Programm nach seinem Amtsantritt – mit der Begründung, es sei Geldverschwendung. Auf Druck des Kongresses gelang es immerhin, dass die Yale-Forscher Zeit bekamen, ihre wertvollen Daten den ukrainischen Behörden und Europol, der europäischen Polizeibehörde, zu übergeben.

Dass es die von den Forschern mühsam gesammelten Daten überhaupt noch gibt, ist nur einem Zufall zu verdanken. Raymond sagt: «Sie haben alle Systeme abgestellt, ohne sich überhaupt die Mühe zu machen, herausfinden, was der Inhalt ist. Sie haben schlicht und einfach den Stecker gezogen.»
Daten bloss durch Zufall gesichert
Glücklicherweise hatte ein Subunternehmer des US-State-Department eine Kopie der Daten gemacht. Und so verbrachten Raymond und sein Team die letzten Wochen nur noch damit, die Informationen weiterzugeben. Dabei liegen gemäss Raymond acht Millionen Dollar bereit, die gemäss Weisung des Kongresses für ihr Programm eingesetzt werden müssten. Aber die Trump-Regierung weigert sich, das zu tun.
So muss Raymond am 1. Juli das Programm beenden und sein Ukraine-Team entlassen – falls er bis dann nicht mindestens 200'000 Dollar auftreiben kann.
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