Experten besorgt: Impfquote bei Kindern stagniert
Kinderimpfungen gehen weltweit zurück: Der Fortschritt bei den Kinderimpfungen ist ins Stocken geraten. Jahrzehntelang stieg die Zahl der gegen Masern, Polio und Co. geimpften Kinder. Seit 2010 stagniert die Impfquote laut einer neuen Studie aber in vielen Ländern – in einigen ist sie sogar zurückgegangen. Millionen von Kindern seien daher durch tödliche Krankheiten gefährdet, warnen internationale Expertinnen und Experten in einer in der Nacht auf Mittwoch erschienen Studie in der Fachzeitschrift «Lancet». So waren im Jahr 2021 über 18.5 Millionen Kinder unter einem Jahr ohne jegliche Impfung. «Das ist eine sehr, sehr grosse Zahl», konstatiert Julia Bielicki, Spezialistin für Impfmedizin am Universitäts-Kinderspital beider Basel.
Link zur Studie
- Die komplette Studie auf «The Lancet»
Globale Ungleichheit: Bis 2023 sank die Zahl dieser «Null-Dosis-Kinder» – also jener Kinder, die keine einzige Dosis des Diphtherie-, Tetanus und Keuchhusten-Impfstoffs erhalten haben – wieder auf 15.7 Millionen. Mehr als die Hälfte dieser ungeimpften Kinder lebt in nur acht Ländern, vor allem in Afrika südlich der Sahara und in Südasien. Man sehe deutlich, dass auch bei der Gesundheit der globalen Bevölkerung die Schere weiter auseinandergehe, sagt Julia Bielicki, die auch Spezialistin für Migrationsmedizin ist.
Es ging lange aufwärts: Für die Untersuchung analysierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Daten aus 204 Staaten und Regionen zur Entwicklung der sogenannten Routine-Kinderimpfungen. Insgesamt hat sich der weltweite Impfschutz zwischen 1980 und 2023 deutlich verbessert: Die Impfquote gegen Krankheiten wie Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten, Masern, Polio und Tuberkulose hat sich in diesem Zeitraum verdoppelt. Gleichzeitig sank die Zahl der «Null-Dosis-Kinder» weltweit um rund 75 Prozent.

Impfskepsis auch in wohlhabenderen Ländern: Seit 2010 ist der Fortschritt jedoch ins Stocken geraten oder wurde in vielen Ländern sogar rückgängig gemacht: So ging etwa die Masernimpfquote zwischen 2010 und 2019 in 100 von 204 Ländern zurück. In 21 von 36 Ländern mit hohem Einkommen sank in diesem Zeitraum die Durchimpfungsrate bei mindestens einer der zentralen Kinderimpfungen. Man merke das daran, dass man lokal vermehrt Ausbrüche von Kinderkrankheiten feststelle, die man mit Impfungen verhindern könne, sagt Medizinerin Bielicki. «Wir sehen, dass es typischerweise zu Masernausbrüchen kommt oder wir Keuchhusten beobachten.» In der Schweiz sei dies relativ limitiert, in den betroffenen Gebieten im globalen Süden seien die Konsequenzen für Kinder viel gravierender.
Covid als Treiber: Die Covid-19-Pandemie verschärfte gemäss der Studie die Situation zusätzlich. «Viele Familien oder Eltern in den ressourcenstärkeren Regionen haben sich nicht abgeholt gefühlt», sagt Julia Bielicki. Dies könne dazu führen, dass Familien, die vielleicht mehr Fragen zu Impfungen hätten und sich unsicher fühlten, dazu entschieden, diesen Schritt nicht zu machen. «Da ist es notwendig, dass wir in einen transparenten und offenen Dialog einsteigen», so die Impf-Expertin.
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