Gewinne an der Wall Street
Auch die Wall Street stand ganz im Zeichen der Lage im Nahen Osten. Nach wechselvollem Handel schlossen die großen Indizes letztlich allesamt im Plus. Auch der DAX zeigte sich robust.
An der Wall Street sind die Kurse angesichts der Entwicklung im Nahen Osten heute auf Achterbahnfahrt gegangen. Im Fokus stand dabei stets der Ölmarkt. Nachdem der Ölpreis angesichts des US-Angriffs auf iranische Atomanlagen zunächst auf ein Fünf-Monats-Hoch gesprungen war, sackte er im Verlauf wieder deutlich ab um bis zu 6,5 Prozent. Zuletzt wurden noch knapp 71 Dollar für ein Fass der Nordseesorte Brent gezahlt, rund zehn Dollar weniger als nach dem US-Militärschlag.
Investoren atmeten auf, nachdem der Iran als Vergeltung für die US-Angriffe zwar den US-Militärstützpunkt in Katar angriff, es aber zunächst keine Hinweise darauf gab, dass der Öl- und Gastankerverkehr durch die Straße von Hormus gestört werden könnte.
In der Spitze drückte die Furcht vor einem eskalierenden Konflikt im Nahen Osten den Dow-Jones-Index der Standardwerte auf 41.981 Punkte ins Minus, den breiter gefassten S&P 500 auf 5.943 Zähler und den Index der Technologiebörse Nasdaq auf 19.335 Punkte.
Dann aber drehten die Indizes ins Plus, als klar wurde, dass der iranische Angriff wirkungslos geblieben war. Am Ende stand der Dow-Jones-Index über 500 Punkte höher bei 42.581, ein Plus von 0,89 Prozent. Der S&P 500 schloss bei 6.025 Zählern um 0,96 Prozent höher. Die Nasdaq legte 0,94 Prozent zu auf 19.630 Zähler und auch der Auswahlindex Nasdaq 100 gewann 1,06 Prozent.
"Ich denke, der Markt befindet sich in einer Warteschleife und wartet ab, wie der Iran auf die US-Angriffe vom Wochenende reagieren wird", sagte Ross Mayfield, Anlagestratege bei Baird. "Es besteht das Gefühl, dass die Anleger darauf konditioniert sind, nicht zu glauben, dass die geopolitischen Konflikte im Nahen Osten langfristige Auswirkungen auf den Markt haben werden."
Keine Schäden in Katar
Bei dem iranischen Angriff auf einen US-Militärstützpunkt in Katar sind nach Angaben des Verteidigungsministeriums ersten Erkenntnissen zufolge keine US-Bürger verletzt worden. Katar hatte zuvor erklärt, dass seine Luftabwehr die iranischen Raketen abgefangen habe.
Wie schon zuvor in Europa trieb die Investoren dennoch die Frage um, ob die für den Öltransport äußerst wichtige Straße von Hormus offen bleibt. Etwa ein Fünftel der weltweiten Öllieferungen fließt durch die Meerenge. "Bislang gab es keine Versorgungsunterbrechung. Aber der Markt weiß nur zu gut, wie schnell sich das ändern könnte", sagte Fawad Razaqzada, Analyst bei City Index.
Tesla startet "Robotaxis" in den USA - Kurssprung der Aktie
Der Elektroauto-Hersteller Tesla hat derweil mit dem Start fahrerloser Taxis auf den Straßen der Stadt Austin im US-Bundesstaat Texas begonnen. Tesla-Chef Elon Musk schrieb auf der Plattform X, der "Robotaxi-Start" beginne mit Fahrten für eine Pauschalgebühr von 4,20 Dollar. Tesla plant, etwa zehn Fahrzeuge mit Beifahrern einzusetzen, die als "Sicherheitsüberwacher" mitfahren.
Der Erfolg des Versuchs ist für Analysten zufolge von entscheidender Bedeutung. Tesla-Chef Elon Musk hat seine Pläne für eine Dominanz auf dem Massenmarkt für Elektroautos angesichts der chinesischen Konkurrenz ad acta gelegt und den Fokus auf selbstfahrende Autos und Roboter verlagert. An der Börse kam das gut an, Tesla-Papiere legten in New York deutlich um 8,23 Prozent auf 348,68 Dollar zu.
IBM auf Rekordhoch
Unter den Einzelwerten rückten im Dow die Papiere von IBM in den Blick, die zu den größten Index-Gewinnern gehörten. Das Papier schloss bei 289,18 Dollar um 2,92 Prozent höher und markierte im Handelsverlauf bei 219,58 Dollar ein neues Rekordhoch.
Das Computer-Urgestein gilt als ein Profiteur in Sachen Künstliche Intelligenz (KI). Am Freitag hatte das Investmenthaus Wedbush das Kursziel der Aktie von 300 auf 325 Dollar angehoben und damit auf das derzeit höchste Ziel am Markt. Analyst Daniel Ives sieht das Papier weiter als "Top-Pick" im Software-Bereich und betonte das KI-Potenzial.
DAX-Anleger zeigen sich besonnen
Am heimischen Aktienmarkt reagierten die Anleger zum Wochenstart erstaunlich unaufgeregt auf die Luftschläge der Amerikaner gegen den Iran am Wochenende. Bleibt es aber bei dem einmaligen US-Angriff, oder droht sich die Krise noch zu verschärfen, diese Frage beschäftigte auch hierzulande die Marktteilnehmer?
Risiken bleiben zwar, trotzdem war von einem Ausverkauf heute keine Rede. Denn solange es noch Hoffnung auf eine Einigung gibt, ist Panik bekanntlich ein schlechter Ratgeber. Zudem profitierte der Markt von einer stabilen Wall Street.
Konkret notierte der DAX am Ende bei 23.269 Punkten, ein moderater Tagesverlust von 0,35 Prozent. Zudem blieb der deutsche Leitindex deutlich über seinem Tagestief bei 23.080 Punkten - und damit auch über seinem Vorwochentief bei 23.051Zählern, was die technischen Analysten positiv herausstellen. Der MDAX der mittelgroßen Werte verlor 0,28 Prozent.
Droht eine Hängepartie?
Die Gelassenheit der Anleger hängt auch damit zusammen, dass der US-Angriff so völlig überraschend nicht kam. Schließlich konnte das übergeordnete militärische Ziel Israels und der Vereinigten Staaten - die Zerstörung iranischer Nuklearzentren - ohnehin nur mit Hilfe von spezieller US-Waffentechnologie erreicht werden.
US-Präsident Trump hatte zudem bereits in der Vorwoche erklärt, innerhalb von 14 Tagen entscheiden zu wollen - überraschend war eher, dass er diese selbst gesteckte Frist bei weitem nicht ausgenutzt hat.
Euro steigt deutlich an
Am Devisenmarkt hat der Euro heute anfängliche Verluste aufgeholt und zog im Gefolge deutlich an. Zuletzt wurden im US-Handel 1,1580 Dollar bezahlt, über ein Dollar-Cent mehr als im europäischen Handel. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs am Nachmittag noch auf 1,1472 (Freitag: 1,1515) Dollar fest.
Der Dollar hatte zunächst von den gestiegenen Rohölpreisen profitiert. Schließlich sind die USA auch ein bedeutendes Rohölförderland im Gegensatz zur Eurozone. Am Nachmittag gerieten die Ölpreise dann unter Druck. Dies belastete den Dollar. US-Präsident Donald Trump forderte, dass die Ölpreise unten bleiben sollen. Er werde alles beobachten.
Zinsfantasie drückt zusätzlich
Belastet wurde der Dollar auch durch Aussagen aus der US-Notenbank Federal Reserve (Fed). Direktorin Michelle Bowman erklärte, dass sie eine Leitzinssenkung im Juli unterstützen könnte.
"Sollte sich der Inflationsdruck in Grenzen halten, würde ich eine Senkung des Leitzinses schon bei unserer nächsten Sitzung unterstützen, um ihn näher an seine neutrale Einstellung heranzuführen und einen gesunden Arbeitsmarkt zu unterstützen", sagte Bowman. An den Finanzmärkten wird derzeit noch nicht mit einer Leitzinssenkung im Juli gerechnet.
Deutsche Wirtschaft im Juni überraschend gewachsen
Positive fundamentale Impulse für den Euro kamen am Morgen von frischen Konjunkturdaten: So ist die deutsche Wirtschaft im Juni überraschend gewachsen. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für die Privatwirtschaft mit Industrie und Dienstleistern stieg unerwartet deutlich auf 50,4 Punkte und kletterte damit wieder über die Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Der entsprechende Index für die Eurozone lag bei 50,2 Zählern.
Münchener Rück nach Herunterstufung unter Druck
Nach einer Herunterstufung standen die Aktien der Münchener Rück am DAX-Ende. Die Analysten von Morgan Stanley haben die Titel auf "Underweight" von "Equal-Weight" herabgestuft. Die Rückversicherer hätten in den vergangenen Jahren eine "goldene Ära" erlebt, schreiben die Experten, verweisen nun aber auf die bevorstehende Hurrikansaison als Risikofaktor.
Ionos steigt in MDAX auf
Der Internetdienstleister Ionos aus dem United-Internet-Konzern steigt heute in den Börsenindex MDAX der mittelgroßen Werte auf. Dort ersetzt das Unternehmen den Technologiekonzern Jenoptik, der im Gegenzug den Abstieg in den Kleinwerteindex SDAX antreten muss.
Änderungen im SDAX
Im SDAX ersetzen zudem als Neulinge die Beteiligungsgesellschaft Mutares und der IT-Dienstleister Nagarro den Biokraftstoffhersteller Verbio und das Spezialpharmaunternehmen Medios, die aus dem Index herausfallen. Änderungen im DAX gibt es keine.
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