Wurden die iranischen Atomanlagen wirklich zerstört?
Um markige Worte war US-Präsident Donald Trump noch nie verlegen. Kaum hatten die amerikanischen Tarnkappenbomber ihre Angriffe auf die iranischen Atomanlagen geflogen, sprach er von einem «spektakulären militärischen Erfolg». Die Ziele seien «komplett zerstört» worden. Am Sonntag kehrten die B2-Bomber zurück in die USA, die Trump-Administration feierte sich selbst.
Wie erfolgreich der Einsatz tatsächlich war, ist inzwischen nicht mehr ganz so klar. Die Spannweite der Äusserungen aus dem politischen und militärischen Establishment ist gross – und mit ihr die Unklarheit über den US-Angriff.

US-Verteidigungsminister Pete Hegseth sprach zwar davon, dass Irans nukleare Ambitionen eliminiert worden seien. Mit Blick auf die Uran-Anreichungsanlage Fordo, die tief in den Berg eingegraben ist, drückte er sich aber zurückhaltender aus. «Wir gehen davon aus, dass es uns gelungen ist, die dortigen Kapazitäten zu zerstören.»
Widersprüchliches aus Washington
Generalstabschef Dan Caine erklärte, die Angriffe hätten «extrem grosse Schäden» hinterlassen. «Die Auswertung wird aber noch einige Zeit in Anspruch nehmen.» Der oberste Militär der USA widersprach damit indirekt Präsident Trump, der von einer völligen Zerstörung gesprochen hatte.
US-Vizepräsident J.D. Vance erklärte schliesslich im Interview mit dem NBC News: «Wir haben das iranische Nuklearprogramm zerstört», fügte aber im gleichen Satz an: «Wir haben es substanziell zurückgeworfen.»
Trumps Vize relativierte noch weiter: «Ich bin sehr zuversichtlich, dass Irans Pläne, eine Atombombe zu bauen, um Jahre zurückgeworfen wurden. Und das war das Ziel dieser Attacke.»
Laut Fabian Hoffmann, Sicherheits- und Militärexperte an der Universität Oslo, ist es ohne direkten Zugang zu den unterirdischen Anlagen schwierig, das Ausmass der Schäden zu bemessen. «Wir können aber davon ausgehen, dass die Zerstörung massiv war.»
Die Zentrifugen, mit denen in den Anlagen Uran angereichert wird, sind laut Hoffmann hochsensibel. Die Erschütterungen durch die über elf Tonnen schweren GBU-57-Bomben würden in einer Gebirgsanlage wie Fordo ein kleines Erdbeben auslösen. «Allein die Schockwellen reichen aus, um diese Zentrifugen auszuschalten. Irans Fähigkeiten, Uran anzureichern – und vor allem auch schnell anzureichern – wurden mit Sicherheit um Jahre zurückgeworfen.»
Angereichertes Uran evakuiert?
Offen ist allerdings, ob es der Iran geschafft hat, angereichertes Uran rechtzeitig zu evakuieren. US-Aussenminister Marco Rubio erklärte, der Iran horte dieses mutmasslich in der Anlage Isfahan. Das Material sei der «Schlüssel» im laufenden Konflikt, der Iran müsse das Uran aus dem Boden holen und übergeben.

Der Iran seinerseits behauptet, angereichertes Uran bereits in Sicherheit gebracht zu haben. Eine solche Evakuation hält Hoffmann für durchaus realistisch. Die israelischen und amerikanischen Geheimdienste seien sich der Gefahr aber bewusst und hätten sicherlich versucht, allfällige Bewegungen genau nachzuverfolgen.
Der Nuklear-Experte schliesst: Der Iran verfügt über Know-how, das wieder reaktiviert werden kann. Nicht auszuschliessen sei, dass er nun weiter versuche, sein Atomprogramm im Geheimen voranzutreiben. «Hier ist die grosse Frage, ob der Iran über weitere Untergrundanlangen verfügt, in denen er die nötige Infrastruktur installieren könnte.»
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