Angesichts der Ereignisse im Nahen Osten wächst die Angst vor einem neuen Benzinpreisschock. Eine Datenauswertung von ntv.de zeigt, wie sich die Preise an den Tankstellen entwickeln - und sie legen offen, wo sich sparen lässt.

Zu Pfingsten konnten sich Reisende noch über sinkende Benzin- und Dieselpreise freuen. Doch mit dem eskalierenden Konflikt zwischen Israel und dem Iran hat eine Trendwende eingesetzt. Innerhalb von nur einer Woche sind die Preise an den deutschen Tankstellen im Schnitt um 4,5 Prozent für Diesel und bis zu 2,4 Prozent für Benzin (E10) gestiegen. Das zeigen Echtzeitdaten des Bundeskartellamts zu den bundesweiten Tankstellenpreisen, die ntv.de fortlaufend auswertet und in verschiedenen Grafiken visualisiert.

Demnach kostete ein Liter Superbenzin (E10) am 12. Juni im Schnitt noch 1,66 Euro, Super E5 war für durchschnittlich 1,72 Euro zu haben. Für Diesel zahlte man an den Tankstellen im Mittel 1,54 Euro. Damit markierte das Datum einen vorläufigen Tiefststand in diesem Jahr. Denn am darauf folgenden Tag begannen die Angriffe des israelischen Militärs auf Ziele im Iran. Das Mullah-Regime reagierte prompt und nahm Israel unter Beschuss. Eine Entspannung zeichnet sich bislang nicht ab.

Dass sich der Konflikt unter anderem auch auf den weltweiten Ölpreis auswirken würde, war sofort klar. Am größten ist die Sorge, dass die Straße von Hormus geschlossen werden könnte, eine der wichtigsten Handelsrouten zwischen dem Westen und den erdölfördernden Nationen.

Auch an den Tankstellen macht sich die Krise im Nahen Osten quasi ohne Zeitverzug bemerkbar, obwohl die Kraftstoffversorgung noch nicht unmittelbar betroffen ist. Die oben stehende Tabelle zeigt in einer Momentaufnahme, wo der Literpreis für Superbenzin oder Diesel derzeit steht. Die Angaben spiegeln jeweils den aktuellen Durchschnittswert von mehr als 14.000 Tankstellen aus dem gesamten Bundesgebiet wider.

Dieselpreis steigt am stärksten - warum?

Das Tempo, mit dem sich die Ereignisse im Nahen Osten auf die Preistafeln entlang der deutschen Straßen ausgewirkt haben, lässt erahnen: Teilweise greifen Händler den zu erwartenden Entwicklungen schon voraus. Allein die Sorge vor Turbulenzen auf dem Weltmarkt lässt die Nachfrage und die Preise steigen. Die Kundschafft kann sich nur schwer dagegen wappnen.

Vor allem Besitzerinnen und Besitzer von Fahrzeugen mit Dieselmotor müssen sich in Krisenzeiten auf stark schwankende Preise einstellen. "Wir haben auch schon in der Vergangenheit beobachtet, dass Diesel immer etwas empfindlicher und stärker auf geopolitische Spannungen und Marktverwerfungen reagiert hat, da es – global betrachtet und auch die Industrie mit einbezogen – ein stärker gehandeltes Produkt ist als Benzin", teilt ein Experte des ADAC auf Nachfrage von ntv.de mit. "Außerdem spielt für den deutschen Markt eine Rolle, dass ein größerer Anteil von Diesel importiert oder aus spezifischen Raffinerien bezogen wird, das macht es anfälliger für potenzielle Lieferengpässe." Eine Blockade der Meerenge von Hormus würde die Dieselimporte nach Europa daher "empfindlich treffen".

Diese Grafiken enthüllen Sparpotenziale

Doch auch in Zeiten steigender Benzinpreise bleibt ein Sparpotenzial erhalten, heißt es beim ADAC. Mithilfe von Preisvergleichs-Apps können Autofahrer die jeweils günstigste Tankstelle in der Nähe ansteuern. Diese Apps greifen in der Regel auf die gleichen Daten zurück, die auch ntv.de für die hier dargestellten Grafiken verwendet. Sie stammen von der Markttransparenzstelle des Bundeskartellamts und bilden das Geschehen an den deutschen Zapfsäulen nahezu in Echtzeit ab.

Eine regionale Auswertung der Daten etwa enthüllt die zum Teil deutlichen Preisunterschiede in den Landkreisen und Bundesländern. So kosten Benzin und Diesel in den neuen Bundesländern oft mehr als im Rest der Republik. Aber auch in Teilen Bayerns sind die Menschen mit überdurchschnittlich hohen Kraftstoffkosten konfrontiert. Oft handelt es sich um ländliche Regionen mit einer schlechten Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, wo die Bevölkerung stärker auf das eigene Auto angewiesen ist und größere Strecken zurückgelegt werden müssen.

Weiteres Sparpotenzial wird mit einem genaueren Blick auf die Preisentwicklungen im Tagesverlauf deutlich. In der stündlichen Darstellung zeigt sich, dass die Kraftstoffpreise stets am Morgen eine Spitze erreichen und gegen Abend tendenziell absinken. Dieses Muster wiederholt sich täglich, unabhängig vom Wochentag. Die Grafik oben zeigt beispielhaft den Verlauf vom 19. Juni 2025. Die Ansicht lässt sich über die Menü-Auswahl links oben ändern, um den heutigen Verlauf anzusehen.

Am günstigsten ist das Tanken immer in den Abendstunden, vor allem zwischen 19 und 20 Uhr. Wer die Fahrt zur Tankstelle entsprechend einplant, kann allein innerhalb eines Tages laut ADAC im Schnitt rund 13 Cent pro Liter sparen.

Ein weiterer Trost: Gemessen an den Ausschlägen beim Ölpreis bezeichnet der ADAC die derzeitigen Preissteigerungen an der Zapfsäule als "moderat". Auch im Vergleich zur Energiekrise von 2022, die vom Angriff Russlands auf die Ukraine ausgelöst wurde, erscheinen die Benzinkosten im laufenden Jahr günstig.

Dennoch wird einmal mehr deutlich: Die große Abhängigkeit von fossilen Energieträgern, insbesondere beim Kraftstoff, stellt auch für die Privathaushalte in Deutschland eine große Belastung und ein Risiko dar. Denn innerhalb kürzester Zeit können die Kosten für Energie und Mobilität geradezu explodieren - und es gibt für Verbraucher kaum Ausweichmöglichkeiten. Selbst ein steuerfinanzierter "Tankrabatt" - wie im Sommer 2022 - kann im Fall von Krieg und Krisen wenig ausrichten.

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