Volvo-Chef Samuelsson warnt vor Abkehr vom Verbrenner-Aus
Ab dem Jahr 2035 sollen in der EU keine Verbrennerautos mehr zugelassen werden. Mehrere Autobauer und mindestens ein Verband laufen dagegen Sturm. Ganz anders sieht es Volvo in Schweden. Chef Samuelsson fürchtet um die europäische Autoindustrie, wenn sie den Umstieg nicht rechtzeitig schafft.
Der Widerstand gegen das in der EU geplante Verbot von Neuwagen mit Verbrennungsmotor wächst. Doch Hakan Samuelsson, Chef des schwedischen Autoherstellers Volvo Car, verteidigt den Plan: "Das Verbrennerverbot ist notwendig. Ich warne davor, davon abzurücken", sagte Samuelsson in einem Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". "Wenn die europäische Autoindustrie weiterhin vorne mit dabei sein will, dann müssen wir einen starken europäischen Heimatmarkt für E-Autos schaffen. Dafür brauchen wir ein Enddatum für den Verbrennungsmotor - und zwar ein glaubwürdiges", sagte der Volvo-Chef.
Samuelsson stellt sich damit gegen Forderungen anderer Autohersteller, das Verbrennerverbot wegen der schwächer als erwarteten Nachfrage nach Elektroautos zu überdenken. Nach den bisherigen Plänen der EU soll der Verkauf von Neuwagen mit Verbrennungsmotor nur noch bis 2035 erlaubt sein. Die EU-Kommission überprüft diesen Zeitplan jedoch.
Volvo könne ohne Schwierigkeiten bis 2035 seinen gesamten Verkauf auf vollelektrische Autos umstellen, sagte Samuelsson: "Für Volvo wird das kein Problem sein, da bin ich mir sicher." Der 74 Jahre alte Schwede ist im April überraschend an die Spitze von Volvo Car zurückgekehrt. Er hat den Autohersteller bereits von 2012 bis 2022 geleitet. Mehrheitseigentümer von Volvo Cars ist der chinesische Autokonzern Geely.
Autobauer wollen EU-Regeln aufweichen
Die deutsche Autoindustrie hat kürzlich erneut eine Abkehr vom Verbrenner-Aus in der Europäischen Union gefordert. Die Autobauer verlangen unter anderem, nach dem Stichtag 2035 weiter neue Plug-in-Hybride zuzulassen, wie aus einem Zehn-Punkte-Plan des Verbands der Automobilindustrie (VDA) hervorgeht. Das EU-Ziel für ein Ende der Neuzulassungen für Verbrenner sei "so nicht zu erfüllen", heißt es darin.
Der VDA setzt sich für eine Reihe weiterer Änderungen ein, um die europäischen Klimaziele für die Autoindustrie abzuschwächen. Die Autobauer verlangen etwa, jede geplante Verschärfung der Grenzwerte für den Kohlendioxid-Ausstoß von Neuwagen schrittweise einzuführen und damit teilweise zu verschieben.
Außerdem wollen sie erreichen, dass Bio-Benzin und synthetische Kraftstoffe - sogenannte E-Fuels - unter bestimmten Bedingungen als emissionsfrei eingestuft werden. Auf diese Weise könnten nach 2035 noch Verbrenner-Pkw neu auf den Markt kommen, die nach Vorstellung des VDA dann als klimaneutral gelten sollen. Die Produktion von E-Fuels ist bislang allerdings teuer und verbraucht viel Strom.
Die Autoindustrie begründet ihre Forderungen mit einem schleppenden Ausbau der Ladeinfrastruktur und mangelnder Begeisterung in der Bevölkerung für Elektroautos. Politiker in Brüssel und Berlin hätten "ihre Aufgabe sträflich vernachlässigt - nämlich die Rahmenbedingungen (...) zu schaffen, damit die ambitionierten Ziele auch tatsächlich erreichbar sind", erklärte VDA-Präsidentin Hildegard Müller.
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