Wieso sind so viele in Bulgarien gegen den Euro?
Vor einigen Wochen hat die EU Bulgarien grünes Licht gegeben: Das Land erfülle alle Kriterien und könne am 1. Januar 2026 der Eurozone beitreten. Doch laut Umfragen ist eine Mehrheit skeptisch gegenüber der geplanten Einführung des Euro. Sie fürchtet sich vor steigenden Preisen. Eine Volksabstimmung wird gefordert. Angeführt werden die Proteste von prorussischen Kräften. Drei Fragen dazu, beantwortet von Auslandredaktor Janis Fahrländer.
Wieso sind so viele Menschen in Bulgarien gegen die Einführung des Euro?
Es gibt mehrere Gründe. Viele haben nostalgische Gefühle gegenüber der aktuellen Währung Lev. Seit 1881 wird in Bulgarien mit dem Lev bezahlt, er ist damit Teil der nationalen Identität. Viele befürchten zudem einen Verlust der Souveränität. Allerdings ist der Lev bereits jetzt gesetzlich an den Euro gekoppelt. Das Land kann also nicht selbst über die Währung entscheiden.
Das Hauptargument der Gegnerinnen und Gegner ist jedoch die Angst vor steigenden Preisen. Dies ist nachvollziehbar. Bulgarien hatte in den letzten Jahren bereits mit hohen Inflationsraten zu kämpfen. Zudem ist es ein verhältnismässig armes Land. Bereits kleine Preissteigerungen haben eine grosse Wirkung bei vielen Menschen.

Wieso wird die Debatte so hitzig geführt?
Weil es politische Kreise gibt, die das Thema für sich nutzen. Bulgariens politisches System ist sehr instabil. Es herrscht quasi Dauerwahlkampf. Da bietet sich das Thema an, um zu mobilisieren, weil es die Menschen bewegt.
Treibende Kraft hinter den Protesten ist die rechtsextreme und prorussische Partei «Wiedergeburt». Sie erhielt bei den letzten Wahlen knapp 14 Prozent der Stimmen und repräsentiert damit einen nicht zu unterschätzenden Teil der Bevölkerung. Auch der Präsident Rumen Radew ist gegen den Euro. Er vertritt auch immer wieder prorussische Ansichten und positioniert sich so gegen die Regierung. Er hat der Debatte um eine Volksbefragung neuen Aufschub verliehen, indem er das Parlament aufgefordert hat, ein Referendum auszuarbeiten.
Wer wird sich am Ende durchsetzen?
Ich denke die Regierung, die den Euro nächstes Jahr einführen will. Sie wird dabei von einer Mehrheit im Parlament unterstützt. Parlament wie Regierung sind von den langfristigen positiven Auswirkungen des Euro überzeugt und lehnen ein Referendum ab. Sie stützen sich dabei auch auf ein Urteil des Verfassungsgerichts, das bereits letztes Jahr ein mögliches Referendum ausgeschlossen hat.
Bulgarien hat sich schon mit dem EU-Beitritt 2007 vertraglich verpflichtet, der Eurozone beizutreten, sobald das Land die Kriterien erfüllt. Nachträglich nochmals darüber abzustimmen, sei daher nicht gesetzeskonform, urteilte das Gericht. Doch die politischen Debatten dürften damit noch nicht vorbei sein. Das weiss auch die Regierung: So hat sie angekündigt, bei ungerechtfertigten Preissteigerungen einschreiten zu wollen. Mit einer Informationskampagne will sie zudem die Bevölkerung vom Euro überzeugen.
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