Eine Messe im Zeichen der Militarisierung
Wenn es ums Fliegen geht, dann richten sich alle Blicke nach Le Bourget. Die Luftfahrtmesse bei Paris steht aber voll im Zeichen der Zeitenwende. Neben zivilen Flugzeugen geht es vor allem um Aufrüstung und Drohnen.
Eine französische "Rafale" jagt in spektakulären Flugkurven über das Ausstellungsgelände von Le Bourget im Norden von Paris. Vom Erdboden schauen Tausende Besucherinnen und Besucher - darunter viele Uniformierte - dem Kampfflugzeug in den französischen Nationalfarben zu. Es ist einer der Momente, in denen fühlbar wird, welche Bedeutung die militärische Luft- und Raumfahrt dieses Jahr in Le Bourget hat.
Das spürt auch Jens Franzeck. Er ist Chief Industrial Officer des Raketenbauers Ariane Group: "Europaweit aber auch speziell in Deutschland ist Raumfahrt jetzt viel mehr auch mit dem Thema Sicherheit, Verteidigung, Raum der Macht verbunden im Vergleich zu dem, wie wir das früher eher gesehen haben." Früher sei es mehr um den Raum der Forschung gegangen. "Also wir erkunden die Erde mehr und wir erkunden vielleicht auch das Weltall. Aber wir haben jetzt festgestellt, wie wichtig das ist für unsere tägliche Sicherheit."
Drohnen werden immer wichtiger
Neben Raketen, Kampfflugzeugen, Militärtransportern und Satelliten spielen Drohnen eine große Rolle. Auf dem Balkon des Airbus-Pavillons steht Michael Schöllhorn, Chef der Verteidigungssparte des europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns. Er zeigt auf das Rollfeld unten vor ihm mit der Airbus-Produktfamilie: "Dort sehen Sie unsere Drohen. Manche Menschen wissen ja gar nicht, dass Airbus auch Drohnen baut, weil das immer in Verbindung mit Start-ups gebracht wird. Wir haben eine ganze Palette von Drohnen, kleine Drohnen, wie Sie sie hier im Vordergrund sehen, bis hinten zur großen 'Eurodrone'."
Militärische Operationen im Verbund, in Luft, See, Raum, Boden - Combat-Cloud ist das Zauberwort der modernen Kriegsführung. Europa ist dabei, viel Geld für seine Verteidigungsbereitschaft zu mobilisieren. Ein großer Teil dieser Milliardensummen geht auch in die Luft- und Raumfahrt.
Ein Zeitenwechsel, der Zeit braucht
Airbus-Defence-Chef Schöllhorn bestätigt den Zeitenwechsel in seiner Sparte: "Wenn wir mal gucken, wo wir herkommen, vor dem Ukraine-Krieg, dann ist das jetzt natürlich ein ganz anderer Schnack. Wenn die EU sagt, wir machen das jetzt mal ganz anders und wir machen große Milliarden-Beträge frei, damit Europa sich wieder bewaffnen kann. Natürlich hilft das der Industrie, allein schon, weil das eine andere Tonalität gibt."
Aber, so der Airbus-Manager, darüber sprechen heiße noch nicht, dass das Geld tatsächlich freigemacht würde. Zwischen Ankündigungen und Umsetzung vergehe in Europa leider immer noch zu viel Zeit.
Das gilt zum Beispiel für das größte gemeinsame Projekt, das französisch-deutsch-spanische Future Air Combat System, kurz FCAS, mit Kampfflugzeugen der neusten Generation. Französische und deutsche Regierung haben angekündigt, hier im laufenden Jahr entscheidend vorankommen zu wollen.
Die Zeit drängt
Der französische Präsident Emmanuel Macron und Bundeskanzler Friedrich Merz werden keine zwei Jahre mehr zusammen in ihren Ämtern sein. In Frankreich sind für 2027 die nächsten Präsidentenwahlen geplant.
Dieses zeitlich begrenzte Fenster der Möglichkeiten müsse jetzt genutzt werden, meint auch Airbus-Defence-Chef Michael Schöllhorn: "Ich erwarte jetzt wirklich, ich sag's mal auf Englisch: ‚Walk the talk!‘ - sprich, wir müssen jetzt wirklich ins Handeln kommen und die Zeiten der Ankündigungen müssen vorbei sein."
Am Ende gehe es um die Verteidigungsbereitschaft Europas, um die Fähigkeit, schon in einigen Jahren einen möglichen Angriff Russlands abwehren zu können.
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