Stürzt jetzt das Mullah-Regime?
Am vergangenen Freitag hatte Israels Militär iranische Atomanlagen angegriffen und so einen offenen Krieg zwischen den Ländern veranlasst. Beide Seiten beklagen Tote. Viele Zivilisten versuchen seitdem, aus Teheran oder anderen Städten zu fliehen.

Die Menschen in Iran selbst möchten einen Umsturz – gemäss Umfragen stützen nur etwa 15 Prozent der Bevölkerung das Mullah-Regime. Dass ein diktatorisches Regime stürzt, ist möglich – gerade im Nahen Osten gibt es Beispiele. 2003 wurde das Hussein-Regime von aussen gestürzt. In Syrien verlor Langzeitdiktator Baschar Al Assad Ende 2024 seine Position und musste nach Russland ins Exil flüchten.
Stürzt das Mullah-Regime?
«Ich habe Stimmen von Oppositionellen und Regimekritischen vernommen, welche beteuern, dass nun der Moment sei, in welchem das Land zusammenstehen müsse», sagt Andreas Böhm. Er ist Nahostexperte an der Universität St. Gallen. Andererseits gebe es Stimmen, welche die Hoffnung betonen, dass es Spaltungen geben könnte.
Auch für Andreas Reinicke, Direktor des deutschen Orient-Instituts, ist unklar, ob nun Bewegung in einen möglichen Regimewechsel kommt. «Es ist sicherlich denkbar, dass es zu einer Zerstörung des Regimes kommt. Aber ob daraus ein Wechsel entsteht, ist eine ganz andere Frage.»
Israel setze darauf, dass möglicherweise Nachfolgekämpfe und Bruchlinien entstehen würden, so Böhm. «Dies ist aber eine ziemlich riskante Wette.»

Im Iran sind die sogenannten Revolutionsgarden das Sagen, auf diese zielt Israel ab, denn sie stehen hinter dem iranischen Atomprogramm. «Die Revolutionsgarden lassen ein freies Volk nicht zu und treiben das Land auch wirtschaftlich in den Ruin, sagt die Journalistin Karin Senz.
Die Luft für das Regime wird dünner. Die Ausgangslage sei jedoch anders als in Syrien, sagt Reinicke. Dort sei die Regime-Gegnerschaft organisiert gewesen und habe einen entscheidenden Moment genutzt: «Assad war, wie wir wissen, lange Zeit an der Macht, unterstützt vor allem von Russland und Iran. Als diese Unterstützung wegfiel, gab es durch Ahmed al-Scharaa eine Alternative.»
«Demonstrationen haben nichts bewirkt»
Zudem seien die Menschen in Iran seit Jahren mit Überleben beschäftigt, sagt Senz, wirtschaftlich und buchstäblich – und viele sehen in den israelischen Bomben nicht primär eine Chance. Und die Bevölkerung hat sich vor kurzer Zeit sehr wohl gegen ihr Regime aufgelehnt.
Die Menschen haben viel riskiert: «Trotzdem haben diese Demonstrationen eigentlich nichts bewirkt», so Böhm. Der Grund liege darin, dass die Macht im Iran stark gebündelt sei.
Irak als abschreckendes Beispiel
Im Irak 2003 waren es die USA, welche Diktator Saddam Hussein zu Fall gebracht haben. Wäre so ein Szenario auch für den Iran denkbar? «Die Frage wäre, was danach kommt. Der Irak ist ein warnendes Beispiel, denn dort hat man die Führungsspitze eliminiert, man hat die Strukturen des Regimes und des Staates zerschlagen.» Anschliessend sei ein Machtvakuum entstanden, so Böhm.

«Nach der Tötung von Saddam Hussein musste von aussen ein Regime installiert werden durch die Amerikaner. Das ist aber nicht wirklich erfolgreich gewesen», so Reinicke.
Und so bleiben die beiden Experten skeptisch und rechnen für den Moment eher nicht damit, dass das Mullah-Regime zusammenbricht: «Es ist nicht auszuschliessen, aber wir haben bisher keine Anzeichen dafür», so Reinicke.
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