Wall Street reagiert ernüchtert auf Rahmenabkommen mit China
Die USA und China einigen sich auf eine Rahmenvereinbarung im festgefahrenen Handelskonflikt. Doch die kommt an der Wall Street nicht besonders gut an. Auch erfreuliche Inflationsdaten können die Stimmung nicht nachhaltig aufhellen.
Weder günstige Inflationsdaten noch eine Einigung im Handelsstreit zwischen den USA und China haben die Wall Street am Mittwoch nachhaltig gestützt. Händler sprachen stattdessen von Ernüchterung über das Handelsabkommen der beiden größten Volkswirtschaften der Welt. Der Dow-Jones-Index stagnierte bei 42.866 Punkten, S&P-500 und Nasdaq-Indizes gaben um 0,3 bzw. 0,5 Prozent ab.
Ergebnis der zweitägigen Verhandlungen in London war ein Rahmenabkommen, um die im Mai erzielte Einigung in Genf wieder in die Spur zu bringen. Marktbeobachter befürchteten aber ein wachsweiches Rahmenwerk, das kaum über das Genfer Abkommen hinausgehen dürfte. Und dieses hatte nicht lange gehalten. Für Enttäuschung sorgte auch, dass sich China offenbar vorbehält, die Lockerung der Exporte von Seltenen Erden wieder zu verschärfen. Peking werde die Exportlizenzen von Seltenen Erden auf sechs Monate begrenzen, sagten mit den Vorgängen vertraute Personen.
Zudem machte US-Präsident Donald Trump klar, dass das Abkommen noch von ihm und seinem chinesischen Pendant Xi Jinping unterzeichnet werden müsse. China werde "im Voraus" wichtige Seltene Erden und Magnete liefern (...), so der Präsident weiter und dann eher unverständlich: "Wir erhalten insgesamt 55 Prozent Zölle, China erhält 10 Prozent". Die Aussagen stifteten eher Verwirrung als Klarheit. "Die Politik bestimmt nun die Wirtschaft, insbesondere in den USA und zunehmend auch in der Reaktion anderer Länder", urteilte der frühere Fed-Vertreter und aktuelle Pimco-Berater Richard Clarida.
Auch das Fehlen von Details der Vereinbarung sorgte an der Wall Street eher für Skepsis. Zudem kam negativ an, dass das Berufungsgericht in den USA die Trump'schen reziproken Zölle bis zur endgültigen Klärung bestätigt hatte.
Zinsfantasien bei Renten und Dollar
Am Rentenmarkt verlor die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen 6 Basispunkte auf 4,42 Prozent. Grund waren Inflationsdaten: Die US-Verbraucherpreise waren im Mai etwas weniger gestiegen als erwartet. Das schürte Zinssenkungsfantasie. Die Renditen fielen mit einer starken Nachfrage bei einer Auktion zehnjähriger Schuldtitel im Volumen von 39 Milliarden Dollar auf die Tagestiefs. Händler sprachen von einem weiteren bestandenen Lackmustest für das Vertrauen in US-Anleihen.
Zinssenkungsfantasien und fallende Rentenrenditen drückten den Dollar, der Dollar-Index sank um 0,4 Prozent - der Euro stieg auf den höchsten Stand seit fast einer Woche. Der Goldpreis kletterte mit den Zinsaussicht um 0,8 Prozent - zusätzlich mit Rückenwind durch die Schwäche des Greenbacks.
Tesla schließt mit knappem Plus
Die Tesla-Aktie gab deutliche Aufschläge im Verlauf wieder ab und rettete einen Gewinn von 0,1 Prozent ins Ziel. Tesla-Chef Elon Musk hatte seine jüngsten Angriffe auf Präsident Trump als "zu weit gegangen" bezeichnet. Das dürfte Sorgen vor Retourkutschen durch Trump gegen die Musk-Unternehmen Tesla und SpaceX mildern. Zudem kündigte Musk an, dass Tesla voraussichtlich am 22. Juni einen lang erwarteten Robotertaxi-Service starten werde.
Meta Platforms verbilligten sich um 1,2 Prozent. Das Unternehmen befindet sich Kreisen zufolge in fortgeschrittenen Gesprächen, rund 14 Milliarden Dollar in Scale AI zu investieren und den CEO des Startups bei sich einzustellen, um die KI-Entwicklung zu leiten. Lockheed Martin sausten um 4,2 Prozent südwärts. Laut einem Bericht bestellt die US-Luftwaffe wesentlich weniger F-35-Kampfflugzeuge als 2024 geplant.
Der Videospielehändler Gamestop hatte im Quartal sinkende Umsätze verzeichnet, schrieb aber schwarze Zahlen. Der Kurs des "Meme-Urgesteins" gab um 5,4 Prozent nach. Für General Motors ging es um 1,9 Prozent nach oben. Der Autohersteller gibt 4 Milliarden Dollar aus, um mehr Fahrzeuge in den USA zu produzieren und so seine Belastung durch Zölle zu reduzieren. First Solar legten nach einer Hochstufung auf "Kaufen" durch Jefferies 2 Prozent zu. Der ehemalige und noch immer einflussreiche Starbucks-Chef Howard Schultz unterstützt den Sanierungsplan der Kaffeehauskette, der Kurs legte um 4,4 Prozent zu.
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