Kolumbien wird von Gewalt erschüttert. Im Südwesten des Landes gab es über zwanzig Attentate mit Sprengkörpern und Autobomben sowie Schiessereien. Die Bilanz: mindestens sieben Tote, dazu kommen Dutzende Verletzte. Als Drahtzieherin wird eine Splittergruppe der linken Farc, der einst grössten Guerillaorganisation Lateinamerikas, vermutet.

Legende: In mehreren Fällen wurden nach lokalen Medienberichten Polizeistationen und Militärposten attackiert, teils mit Drohnen oder selbst gebauten Sprengsätzen. Keystone / AP / Santia Saldarriaga

Die Gewaltserie begann mit der Detonation eines mit Sprengstoff präparierten Fahrzeugs in der Gemeinde Corinto im Departamento Cauca und setzte sich über zahlreiche weitere Orte fort – darunter auch die Grossstadt Cali.

Die neuste Gewalteskalation weckt Erinnerungen an die blutigen Guerillakämpfe der 80er-Jahre.
Autor: Teresa Delgado Südamerika-Korrespondentin von SRF

Allein in der bei Touristen beliebten Millionenmetropole habe es bei drei Detonationen zwei Tote und 34 Verletzte gegeben, teilte der Stadtpräsident von Cali, Alejandro Eder, über die Plattform X mit. Er erklärte weiter: «Sie wollen zurück ins Jahr 1989, wir werden es nicht zulassen.»

Die Sicherheitslage in dem südamerikanischen Land hat sich in den vergangenen Monaten verschlechtert. «Die neuste Gewalteskalation weckt Erinnerungen an die blutigen Guerillakämpfe der 80er-Jahre», berichtet SRF-Korrespondentin Teresa Delgado. «Zumal es erst vor wenigen Tagen ein Attentat auf den Senator Miguel Uribe in Bogotá gegeben hat.»

Zunehmend instabile Region

Der mögliche Präsidentschaftskandidat wurde am Wochenende in der Hauptstadt angeschossen und lebensgefährlich verletzt. Nach einer Notoperation befindet er sich in einem «kritischen Zustand», teilte das behandelnde Spital mit. Der nach Behördenangaben erst 15-jährige mutmassliche Attentäter wurde verhaftet. Die Staatsanwaltschaft vermutet, der Angriff könnte einen Guerilla-Hintergrund haben.

Kolumbien, ja die ganze Region, ist laut der SRF-Korrespondentin so instabil wie lange nicht. Im Land selbst gibt so viele Vertriebene wie seit dreissig Jahren nicht mehr. Sie flüchten aus der Region Catatumbo im Nordosten. Dort bekämpfen sich seit Anfang Jahr zwei Rebellengruppen.

Die Anschlagsserie in Cali und das Attentat auf Uribe belegen, wie sich die Gewalt ausbreitet. Zudem fliehen viele Menschen vor dem autoritären Regime in Venezuela nach Kolumbien. «Es gibt also regionale Zusammenhänge und Entwicklungen, die diese fragilen Staaten weiter destabilisieren.»

Legende: Die Gewalt greift um sich: Vor bald zwei Jahren wurde der Präsidentschaftskandidat Fernando Villavicencio im benachbarten Ecuador ermordet – die Täter waren kolumbianische Auftragsmörder. Keystone / EPA / Jose Jacome

Gleichzeitig arbeiten einzelne Regierungen mit Drogenkartellen zusammen, statt sie zu bekämpfen. Im Fall von Venezuela ist das ein offenes Geheimnis: So hat die unabhängige Plattform Insight Crime nachgewiesen, dass der Kokainhandel in Venezuela direkt von der Regierung gemanagt wird. «Das Drogengeschäft ist eine wichtige Einkommensquelle für Präsident Nicolás Maduro», sagt Delgado.

In Ecuador bekämpft die Regierung von Daniel Noboa die Kartelle zwar mit aller Härte. Doch auch dort hätten sie den Staat in den letzten Jahren unterwandert, schliesst Delgado. «In Kolumbien kommt hinzu, dass der Staat nach Jahrzehnten des internen bewaffneten Konflikts mit verschiedenen Guerillas ohnehin geschwächt ist – und durch die jüngsten Attentate jetzt noch weiter geschwächt wird.»

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke