Und, wie viele Ferarris in der Garage? 70 nervige Fragen an Heiner Kamps
Es gibt Biografien, die sind wie frisch gebackenes Brot. Heiß, knusprig, viel Stoff und viel Luft. Man muss nachschmecken. Die von Heiner Kamps gehört definitiv dazu. Der Bäckermeister, der Brötchenmillionär wurde. 1982 die erste Filiale, 20 Jahre später ein Filialnetz mit mehr als 1000 Standorten. Kamps hat sich zur Marke gemacht. Und die Marke zum Reizwort.
Denn die Geschichte dieses Mannes war eben immer auch eine vom industriellen Durchmarsch, von eingefrorenem Teig, ausgelagerter Produktion, Aufbackstationen im EKZ, von Fünferpacks, Rollregalen und der Inszenierung im Schaufenster. Vom Verschwinden der Krume, der Umstellung von Mensch auf Prozess. Die einen ätzten, er habe das Handwerk verkauft. Er sagt, er habe es modernisiert.
Kamps triumphierte und verhob sich an der Börse, er feierte mit den Reichen und Schönen, zu denen er selbst längst gehörte, er war Low Budget und High Society. Später kamen andere Investments und andere Firmen, nicht mehr unter seinem Namen, die Namen aber trotzdem noch klingend – Referenzen im deutschen Supermarktregal. Nordsee, Müller, Homann.
Und nun, im Jahr 2025? Wird der schillernde Unternehmer 70. Und will, welch Überraschung, noch lange nicht aufhören. Weshalb man ihn hart befragen muss, dreist auch, naiv, im Grunde so richtig nervig. Damit er redet, über Aufstiege und Abstürze. Über die Jungen, die zu faul sind, und Alte, die nicht loslassen können. Über Joints gegen den Druck, Brötchen, die Nonnenfötzchen heißen, über das beste Mehl der Welt und schlechte Entscheidungen seiner Kinder. Über den deutschen Neid, Düsseldorfer Diskotheken und darüber, wie viele Millionen denn jetzt eigentlich noch übrig sind. 70 Fragen an Heiner Kamps. Er nimmt, per Video zugeschaltet, vor einer Bücherwand Platz. Ein Macherschreibtisch, klar. Dann machen wir mal.
1. Herr Kamps, wenn ein Kind Sie fragt, was Sie beruflich machen – was antworten Sie da eigentlich?
Brötchen und Kuchen backen.
2. Erinnern Sie sich an das erste Brötchen, das Sie verkauft haben?
Das war in der Landbäckerei meines Vaters bei Bocholt. Ich war fünf Jahre alt und bin mit ihm durch die Straßen gefahren. Die Leute gaben ihre Bestellung auf, ich habe die Ware ausgehändigt und die Groschen kassiert.
3. Diese Touren fanden schon auch mal um fünf Uhr statt. Konnten Sie es Ihrem Vater je recht machen?
Mein Vater war gnädig. Meine Mutter war die Strenge. Aber klar, ich hatte null Bock, auch Bäcker zu werden.
4. Es gibt mehr als 3200 Brotsorten in Deutschland. Welches davon wäre Heiner Kamps?
Ein reines Vollkornbrot, mit wenig Mehl gebacken. Oder ein Pumpernickel, das 24 Stunden im Ofen gestanden hat.
Ich kaufe keine Brötchen. Ich backe auf
5. Sind wir noch eine Brotnation?
Der Brotkonsum ist auf stabilem Niveau hoch. Wir verzehren pro Jahr etwa 75 Kilo Brot pro Kopf. Damit stehen wir neben Österreich und der Schweiz in Europa an der Spitze.
6. Sind Sie jetzt eigentlich Bäcker oder Banker?
Im Herzen bin ich immer noch Bäcker. Aber in den vergangenen 45 Jahren habe ich vor allem Unternehmen aufgebaut und sie auf den Kapitalmarkt gebracht.
7. Wo kauft Heiner Kamps seine Sonntagsbrötchen?
Ich kaufe keine Brötchen. Ich backe auf. Ich bin Aktionär eines großen Tiefkühlbackwarenunternehmens, da habe ich die Kühltruhe voll mit Produkten und suche mir aus, was ich aufbacken will.

8. Wer ist dafür verantwortlich, dass Brötchensorten heute "Vollpfosten", "Sachsenrammler", "Ofenschlüpfer" oder "Nonnenfötzchen" heißen?
Wahrscheinlich die jüngere Generation, in Zusammenhang mit TikTok oder Instagram, und dann kommen da solche Namenskreationen raus.
9. Auf Tiktok gibt es Brotfluencer. Das wär' doch was für Sie.
Bitte nicht. Ich bin auch nicht auf Instagram. Natürlich bin ich manchmal im Internet, aber das Handy benutze ich im Wesentlichen zum Telefonieren.
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