Trauer machte sie zur Rapperin
Sie gilt als Krawallmacherin, ihre Texte sind explizit: Doch der Weg von Rapperin Ikkimel (30) war kein kalkulierter Business-Plan, sondern eine Flucht nach vorn, ausgelöst durch eine tiefe persönliche Tragödie. Im Interview mit "ZEIT Campus" offenbart die 30-Jährige, dass nicht der Ruhm, sondern die Konfrontation mit der Endlichkeit sie auf die Bühne trieb.
Pflege statt Stipendium
Eigentlich hatte Melina Gaby Strauß, so Ikkimels bürgerlicher Name, ihr Leben fest durchgeplant. Sie arbeitete in einem Labor für Gehirn- und Sprachforschung, liebte das ruhige Schreiben von Essays bei einer Tasse Kaffee. Der nächste Schritt stand fest: Ein Master in Neurowissenschaften in Norwegen, das Stipendium hatte sie bereits in der Tasche.
Doch dann kam die Diagnose: Ihr Vater erkrankte an Blutkrebs. Statt in den Norden zu ziehen, verbrachte die Studentin ihre Tage am Krankenbett. "Ich bin nicht mehr ins Labor gegangen und habe nur noch meine Bachelorarbeit geschrieben. Ich war fast jeden Tag bei meinem Vater und habe ihn gepflegt", erzählt sie.
Tragödie trieb Ikkimel an
Diese Zeit am Sterbebett wurde zum Katalysator für eine radikale Lebensentscheidung. "Wenn man mit dem Tod konfrontiert wird, ändert das alles", sagt Ikkimel rückblickend. Die Sicherheit einer akademischen Karriere erschien plötzlich bedeutungslos im Angesicht der kurzen Zeit, die einem bleibt.
Nach dem Tod ihres Vaters und mitten im Corona-Lockdown stellte sie sich die entscheidende Frage: Was will ich wirklich? "Es hätte sich falsch angefühlt, zu gehen", erklärt sie ihre Absage an die Wissenschaft und Norwegen. Stattdessen blieb sie in Berlin bei ihrer Mutter und ihrem Bruder - und fasste einen Entschluss, der für Außenstehende wie Wahnsinn wirkte: "Ich musste es einmal laut aussprechen, dass ich Musik machen will."
Wut wurde ihr Schutzschild
Dass Ikkimel eine Kunstfigur ist, die nichts mit der Realität zu tun hat, streitet sie ab. Die Wut, die sie in Songs wie "Fotze" kanalisiert, ist echt - und sie dient einem Zweck. Die Musik, die in den freien Momenten während der Pflegezeit entstand, soll anderen Frauen jene Stärke geben, die sie selbst aufbringen musste.
"Meine Musik holt Hörerinnen aus einer gebenden Position in eine machende", analysiert die studierte Philologin ihren eigenen Impact. Wenn Frauen ihr schreiben, dass sie sich nachts auf dem Heimweg sicherer fühlen, weil sie Ikkimel im Ohr haben, hat sie ihr Ziel erreicht: "Statt sich auszumalen, was einem Schlimmes angetan werden könnte, hilft meine Musik zu denken: Ich fick sie alle! Das ist ein anderes Mindset."
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