Vom Pommesbuden-Rebell zum Bundeskanzler
Auf der leidigen Suche nach Ecken und Kanten im eigenen Leben wurde Friedrich Merz (70) in der Vergangenheit schon mal fündig. "Ich habe relativ früh Probleme mit meinen Eltern bekommen, hatte schulterlange Haare, bin mit dem Motorrad durch die Stadt gerast, mein Stammplatz mit zwei Freunden war die Pommesbude auf dem Marktplatz bei uns um die Ecke, ich habe angefangen zu rauchen und Bier zu trinken", sagte er in einem Interview mit dem "Tagesspiegel".
Unkonventionell, aufsässig und immer schön gegen den Strich bürsten - das passte vor 25 Jahren ins Anforderungsprofil eines erfolgreichen Politikers, Merz war gerade zum Chef der Unionsfraktion im Bundestag aufgestiegen. Es folgten holprige Jahre, und viele Beobachter gaben nicht viel auf eine weitere politische Karriere des Sauerländers. Doch es kam anders.
Zweitältester Bundeskanzler der Geschichte
Friedrich Merz ist jetzt seit einem halben Jahr Bundeskanzler, der zehnte in der Geschichte des Bundesrepublik Deutschland, und nach Konrad Adenauer (1872-1967) der zweitälteste, denn am 11. November - an dem in seinem Heimatland Nordrhein-Westfalen auch der Karneval beginnt - feiert Friedrich Merz seinen 70. Geburtstag.
Das Meinungsforschungsinstitut Forsa meldete in einer aktuellen Umfrage, dass 17 Prozent der Deutschen der Union unter Merz zutrauen, die Probleme des Landes zu lösen - ein Wert, der in der Partei für Diskussionen sorgt. Die CDU/CSU-Fraktion will den Kanzler im Protokollsaal des Berliner Reichtagsgebäudes dennoch würdig feiern. Altkanzlerin Angela Merkel (71), eine traditionelle Merz-Rivalin, hat ihre Teilnahme bereits abgesagt. Sie befindet sich derzeit in Israel, wo sie die Ehrendoktorwürde des Weizmann-Instituts für Wissenschaften erhält.
Das politische Alpha-Tier und die unterschätzte Frau
Natürlich ist Merz kein Kanzler, den der Zufall reingeschneit hat, sondern ein politisches Alpha-Tier. Das merkte man deutlich bei den Treffen von Regierungschefs in jüngster Zeit. Er ragte nicht nur als bestgekleideter Staatsmann heraus, sondern machte selbst bei seinen bisherigen Begegnungen mit Donald Trump (79) bella figura, ohne auf die Schleimspur zu geraten.
Seine politische Laufbahn begann früh: Nach dem Jurastudium, gefördert durch die Konrad-Adenauer-Stiftung, wurde Merz 1989 Mitglied des Europäischen Parlaments, 1994 zog er in den Bundestag ein. Im Jahr 2000 wurde er Nachfolger von Wolfgang Schäuble (1942-2023) als Vorsitzender der Unionsfraktion und damit mit 45 Oppositionsführer. Viele sahen in ihm den kommenden Kanzler.
Dann kam Angela Merkel. Sie war CDU-Chefin geworden und beanspruchte nach der Bundestagswahl 2002 den Fraktionsvorsitz für sich. Merz trat schmollend zurück in die zweite Reihe als stellvertretender Fraktionschef und gab zwei Jahre später auch dieses Amt auf. Der Journalist und Politikberater Michael Spreng, der als bestens informierter, messerscharfer Analytiker der deutschen Politik galt, schrieb 2007 über die Rivalität zwischen Merz und Merkel: Es sei die "exemplarische Geschichte eines talentierten, aber überheblichen und eitlen Mannes, der eine listige, zielstrebige und uneitle Frau unterschätzte".
Bereits ab 2004 verabschiedete sich Merz weitgehend von der aktiven Politik, wandte sich als Anwalt der Wirtschaft zu, wurde Partner in der Rechtsanwaltskanzlei Mayer Brown, beriet zahlreiche Unternehmen. Zeitweise war er Aufsichts-, Verwaltungs- und Beiräten von 13 Unternehmen, unter anderem bei Commerzbank, HSBC Trinkhaus & Burkhardt, BASF, AXA Konzern, Deutsche Börse oder Flughafen Köln/Bonn.
Schließlich schied er 2009 ganz aus dem Bundestag aus. Danach arbeitete er als Rechtsanwalt und Unternehmensberater, unter anderem als Aufsichtsratsvorsitzender der deutschen Tochtergesellschaft des weltgrößten Vermögensverwalters BlackRock. Der Rückzug in die Wirtschaft machte ihn zu einem wohlhabenden Mann; sein Vermögen wird auf einen zweistelligen Millionenbetrag geschätzt.
Erfolgreiche Rückkehr in die Politik
Merz blieb jedoch politisch vernetzt. Seit 2005 gehört er dem Anden-Pakt an, einer "Polit-Loge" (Spiegel) von einflussreichen prominenter CDU-Leuten - Christian Wulff, Roland Koch, Friedbert Pflüger, Wulf Schönbohm etc. -, die 1979 bei Bildungsreise der Konrad-Adenauer-Stiftung nach Südamerika während eines Nachtflugs über die Anden bei einer Flasche Whisky gegründet wurde. Wie der "Spiegel" weiter berichtete, kritisierte dieser sagenumwobene "pacto andino" vor allem die Politik der CDU-Kanzlerin Merkel.
2021 hat er sich entschlossen, wieder aktiv in die Politik zurückzukehren und für den Bundesvorsitz der CDU zu kandidieren. Doch das klappte nicht auf Anhieb, erst beim dritten Anlauf wurde er 2022 zum Bundesvorsitzenden der Union gewählt und somit zum Kanzlerkandidaten. Auch der Weg zu diesem Amt war holprig, bei der Wahl im Bundestag bekam er zunächst nicht die dafür nötigen Stimmen, erst der zweite Wahlgang machte ihn zum Regierungschef.
Im Sauerland verwurzelt
Seine Familie kommt aus dem Sauerland, sein Vater war Gerichtsdirektor am Landgericht Arnsberg, sein Großvater Bürgermeister in Merz' Heimatstadt Brilon, seine Frau Charlotte ist Richterin des Amtsgerichts Arnsberg, wo Merz im Ortsteil Neheim wohnt.
Er hat drei erwachsene Kinder und sieben Enkel, fährt gern mit dem Mountainbike durch das Sauerland. Hin und wieder geht er ins Lokal "Spitze Warte" in Rüthen, dem er seit seiner Jugend die Treue hält.
SpotOnNews- Friedrich Merz
- CDU
- Bundestag
- Angela Merkel
- Frau
- Unionsfraktion
- Konrad-Adenauer-Stiftung
- Bier
- Tagesspiegel
- Chef
- Bundesrepublik Deutschland
- Konrad Adenauer
- Nordrhein-Westfalen
- Meinungsforschungsinstitut Forsa
- CSU
- Israel
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke