"Die Hochzeit" in der Südtiroler Bergidylle kippt ins pure Drama - wieder überzeugt ein Starensemble in Jan Georg Schüttes Impro-Miniserie.

Eine Hochzeit ist immer ein Ausnahmezustand. Doch wenn Regisseur und Grimme-Preisträger Jan Georg Schütte (62, "Das Begräbnis", "Das Fest der Liebe") eine solche Feier inszeniert, darf man sicher sein: Hier geht es nicht um den perfekten Ablauf, sondern um eine Achterbahn zwischen Rührung, Abgrund und schallendem Gelächter.

Mit "Die Hochzeit" bringt Schütte nun seine neue Impro-Miniserie ins Erste und in die ARD-Mediathek - und setzt damit den Erfolgsweg seiner unvorhersehbaren Erzählweise fort: keine Drehbücher, nur Rollensteckbriefe, und ein Ensemble, das sich mutig ins Unbekannte stürzt. "Die integrieren sich ganz fix und kriegen dann auch keinerlei Sonderbehandlung", erzählt Schütte über neue Schauspieler im Cast wie diesmal etwa Tobias Moretti (66). "Am Abend vor dem Dreh gibt es ein gemeinsames Essen und da teilen alle ihre Angst vor dem Wahnsinnsdreh am nächsten Tag. Sehr schönes Ritual für alle", verrät der Regisseur und Autor im Gespräch mit spot on news weiter.

Und Wahnsinn passt: Schon die Handlung selbst ist ein Ritt auf der Rasierklinge zwischen Glossy-Instagram-Show und Familien-Meltdown.

Ein Brautpaar, das nichts dem Zufall überlässt - außer der Liebe

Im Zentrum stehen Jäcki (Luise von Finckh, 31) und Lukas (Felix Kreutzer, geb. 1993), die ihre Eheschließung live ins Netz streamen wollen - als spektakulären Launch ihres neuen Modelabels. Doch während die Braut voll auf PR-Glanz setzt, bröckelt im Hintergrund das Patchwork aus Müttern, Vätern, Ex-Liebschaften und Schwiegerfronten bedenklich.

Bräutigam-Vater Johann (Moretti), Hotelbesitzer alten Schlages, ist überrascht vom plötzlichen neuen Familienzugewinn - das Brautpaar hat sich erst rund um Silvester kennengelernt. Schütte war begeistert, den gebürtigen Tiroler Moretti im Team zu haben: "Das war schon sehr praktisch, weil er sich natürlich mit den Gepflogenheiten der Gegend und nicht zuletzt auch mit dem Dialekt auskannte."

Überraschungen garantiert

Für Schütte lebt Improvisation vom Moment - und genau darin liegt der Reiz für die Zuschauer. Auf die Frage, wie sehr er es genießt, wenn die Schauspielerinnen und Schauspieler eigene Ideen mit ans Set bringen, sagt er: "Oh ja, sehr. Ich lasse mich da gerne überraschen und oft sehe ich das ja auch erst beim Sichten des Materials."

Besonders fasziniert haben ihn bei diesem Dreh zwei unerwartete Szenen: "Der Song von Tobias Moretti am Klavier und dass das so perfekt zu der parallelen Szene der Jugend passte. Und die Idee der Jungs, das Hochglanz-Werbebanner mit grauem Panzertape gegen den Wind zu sichern."

Glanz, Wahnsinn und Tradition - in sechs explosiven Episoden

Ob eine Braut, die bei der Generalprobe plötzlich ein Geständnis ablegt, eine Schwiegermutter, deren Fassade bröckelt, oder der Tag der Trauung selbst - jede der sechs Folgen öffnet neue Abgründe und bietet ebenso komödiantische wie tragische Augenblicke.

Auch bei den Kostümen spiegelt sich dieser Mix aus Hochglanz und Absurdität wider: "Das hat sich unsere Kostümbildnerin Susann Günther ausgedacht, mit der ich seit vielen Jahren zusammenarbeite. Ich finde die Kleider großartig", schwärmt Schütte über die Brautkleider von Jäcki. Diese seien "extrem modern, das eine ist aus dem 3D-Drucker - cool, etwas absurd und damit auch komödiantisch", fügt er hinzu.

Familiendrama trifft Influencer-Realität

Die Stärke von "Die Hochzeit" liegt in seiner gnadenlosen Ehrlichkeit. Während Jäcki und Lukas mit Social-Media-Glamour die perfekte Lovestory verkaufen wollen, stellt Schütte die ehrlicheren Fragen: Was bedeutet Zusammenhalt wirklich? Welche Wahrheiten halten stand, wenn die Maskerade rutscht?

Und natürlich darf man sich auch wieder auf ein hochkarätiges und in allen Szenen überzeugendes Ensemble freuen: Neben Moretti, von Finckh und Kreutzer spielen Anja Kling (55), Martin Brambach (57), Devid Striesow (51), Lena Klenke (29), sowie Gustav Schmidt (29) und Josephine Bloéb (32). Dass letztere Morettis Nichte ist, kommentiert der Regisseur charmant: "Ich fand das schon klasse, dass die beiden sich kannten, weil sie ja auch in der Handlung eine enge Beziehung zueinander haben. Das war aber kein Casting-Kriterium."

Ein Hoch auf das Unplanbare

Mit nur zwei Drehtagen im Juni 2024 in den Südtiroler Bergen entstand ein außergewöhnliches Serienereignis. "Die Hochzeit" ist ein Fest der Improvisation - chaotisch, lustig, bitter und herzzerreißend zugleich. Wer schon "Das Begräbnis" (2022) oder "Das Fest der Liebe" (2023) mochte, wird auch diesmal nicht enttäuscht.

"Ja, es gibt sehr viele Pläne, aber noch nichts in trockenen Tüchern", verrät Schütte augenzwinkernd über seine zukünftigen TV-Projekte. Schauspielerin Lena Klenke hätte indes schon mal ein paar konkrete Vorschläge für das nächste Impro-Projekt der Familien Meurer/Hell/Streuble: "Vielleicht mal in den Sommerurlaub? Oder auf einen Roadtrip? Das stelle ich mir lustig vor", sagte sie dem Sender.

"Die Hochzeit" - ab 5. September 2025 in der ARD Mediathek und ab 22 Uhr im Ersten.

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