In der ZDFneo-Serie "Chabos" reist Johannes Kienast als Peppi zurück in die 2000er. Im Interview erinnert er sich an diese Zeit zurück.

Schauspieler Johannes Kienast (39) ist in diesem Jahr schon in seiner zweiten Serienhauptrolle zu sehen. In der ARD-Serie "A Better Place", die im Januar ausgestrahlt wurde, spielte er einen Häftling. Am 22. August startet die Serie "Chabos" in der ZDF-Mediathek, in der Kienast die Zuschauerinnen und Zuschauer als Peppi zurück ins Jahr 2006 entführt. Die TV-Ausstrahlung folgt ab dem 24. August um 20:15 Uhr bei ZDFneo.

"Chabos" ist ein wilder Trip ins Jahr 2006. Doch die verklärte Nostalgiebrille schlägt die Serie ihren Zuschauern schnell von der Nase. Auch bei Kienast haben die Dreharbeiten einige Erinnerungen wieder wachgerufen, wie er im Interview mit spot on news verrät: "Vor allem dachte ich, ich wäre klüger als meine Rolle - was nicht der Fall war." Er spricht offen darüber, wie er das Erwachsenwerden in den 2000ern erlebt hat.

Was verbinden Sie persönlich mit den 2000er Jahren?

Johannes Kienast: Ich verbinde mit dieser Zeit vage, diffuse Erinnerungen, wie Blitzlichter: Freundschaft, Verlust, Aufwachsen, Verwirrung, Überforderung, Musik und Selbstfindung. Das sind die 2000er für mich persönlich. Und viele furchtbare Klamotten und Tattoos. (lacht)

Wie viel Nostalgie ist da dabei?

Kienast: Ich habe mal den Satz gehört: "Jeder hat das Recht, seine Erinnerung zu verklären." Den finde ich ganz schön, denn nichts anderes passiert ja, wenn man sich erinnert. Ich glaube auch, dass man die Dinge in einem anderen, vielleicht positiveren Licht dastehen lässt. Verwirrung ist ja auch nicht per se etwas Negatives. Eine Sinnsuche kann auch etwas sehr Schönes sein. Es ist zwar anstrengend und manchmal auch brutal, aber das gehört dazu. Aber die 2000er sind keine Zeit, an die ich mit wahnsinnig glücklichen Gefühlen zurückdenke.

Haben die Dreharbeiten zu "Chabos" bei Ihnen auch Erinnerungen hervorgerufen?

Kienast: Ja. Angefangen bei so einfachen Dingen, wie der typischen Einrichtung mit diesen wahnsinnig hässlichen CD-Regalen über die riesigen Röhrenbildschirme bis hin zu ICQ. Erinnerungen daran, wie aufgeregt man war, wenn man ICQ geöffnet hat in der Hoffnung, vielleicht schon eine Nachricht von diesem Mädchen zu haben, mit dem man sich ein Date erhofft. Aber auch die Sprache, die damals natürlich eine andere war - eine härtere, unreflektiert und ungefiltert.

Die Rolle hat auch viel mehr mit mir zu tun gehabt, als ich dachte. Dass es mich so packen würde, hätte ich nicht erwartet. Ich wusste zwar, ich kann der Rolle echt viel geben. Aber es hat mich dann beim Drehen echt überwältigt, was Peppi für ein komplexer Typ, und wie lost der eigentlich ist.

Haben Sie auch Parallelen zu sich selbst und Ihrem Aufwachsen entdeckt?

Kienast: Ja, das auf jeden Fall. Vor allem dachte ich, ich wäre klüger als meine Rolle - was nicht der Fall war. Denn ich mache und denke immer noch Dinge, die man als toxisch bezeichnen könnte. Aber die habe ich dann zum Glück hinterfragt. Ich dachte immer, ich bin schon so ein wahnsinnig progressiver und aufgeklärter Mann. Ich habe auch gesehen, dass die Jungs - also die Darsteller der jungen Chabos - einer Generation angehören, von der ich mir noch eine Scheibe abschneiden kann.

Die Fußball-WM in Deutschland hat in der Serie auch eine besondere Rolle. Was verbinden Sie mit dem Sommermärchen 2006?

Kienast: Das war eine irre Zeit. Plötzlich gab es dieses komische "Wir-Gefühl", das ich einerseits beängstigend und andererseits aber auch total schön fand. Es haben plötzlich Leute zusammen gefeiert, die ich nie zusammen verortet hätte. Und überall die Flaggen! Ich bin mit vielen Nichtdeutschen aufgewachsen und die haben auf einmal die Deutschland-Flagge geschwenkt. Diese große Freude über diese Mannschaft, die auch wirklich tollen Fußball gespielt hat. Es lag so eine Euphorie in der Luft, die ich so in diesem Land bis dato noch nicht erlebt hatte.

Peppi ist total erschüttert darüber, dass er nicht zum Klassentreffen eingeladen wurde. Waren Sie denn mal auf einem Klassentreffen?

Kienast: Nein, ich war tatsächlich noch nie auf einem Klassentreffen. Ich habe jetzt aber öfter darüber nachgedacht und ich glaube, zum nächsten Treffen würde ich gehen. Zu 20 Jahre Abitur! Früher hätte ich mich das nicht getraut - aus Angst, nicht so erfolgreich zu sein wie die anderen und nichts vorweisen zu können. Jetzt kann ich sagen, mir machen mein Beruf und mein Leben Spaß und ich würde den anderen entspannter begegnen.

Haben Sie noch Kontakt zu Ihren Schulkameraden?

Kienast: Ja, zu meinem besten Freund. Wir sind seit 27 Jahren befreundet, seitdem wir zwölf sind. Aber er ist auch der einzige aus der Zeit, den ich habe. Ich gehe mit dem Begriff "Freund" auch sehr sparsam um. Ich habe Freunde oder Kumpels, ja, aber dann gibt es eben diesen einen Menschen, dem ich mein Leben anvertrauen würde - ohne mit der Wimper zu zucken. Und andersherum ist es genauso.

Gibt es etwas, was Sie Ihrem jüngeren Ich heute gern sagen würden?

Kienast: Ich würde ihm nichts sagen. Ich würde ihn höchstens in den Arm nehmen, einmal drücken und wieder gehen. Aber ich würde nichts sagen, denn mittlerweile bin ich sehr glücklich mit dem, der ich bin. Es gibt immer noch Sachen, die nicht ganz funktionieren, aber ich habe auch noch Zeit. Würde ich meinem jüngeren Ich etwas sagen, dann würde er Dinge vielleicht anders machen. Aber ich musste einfach durch ein paar Sachen durch, um der zu werden, der ich jetzt bin.

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