Ein Wesen mit großen Augen, zackigen Zähnen und einer Mischung aus Fuchs, Troll und Plüschtier, das an ein kleines Monster erinnert. Gemeint ist ein sogenanntes Labubu. Was klingt wie eine Kindheitsfigur aus einem Märchenbuch, ist aktuell für Millionen Menschen ein begehrtes Sammlerobjekt. Labubu, der Star der Figurensammlung The Monsters, ist zu einem popkulturellen Phänomen geworden. Auf Tiktok trendet der Hashtag #Labubu millionenfach. In London, Seoul und Shanghai campieren Fans vor Shops, wenn eine neue Edition erscheint. Und im Hintergrund verdient ein chinesisches Unternehmen Milliarden. Jetzt hat der erste Labubu-Laden in Berlin seine Türen geöffnet – und auch hier standen Fans stundenlang Schlange. 

Ein Kunstobjekt, das zur globalen Massenware avanciert 

Der chinesische Künstler Kasing Lung erfand die Labubu-Monster, ursprünglich als Illustration in Kinderbüchern. Der Durchbruch kam 2019, als Lung mit dem chinesischen Unternehmen Pop Mart kooperierte. Pop Mart vertreibt Designer-Spielzeug in sogenannten Blind Boxes – das bedeutet: Kundinnen und Kunden wissen beim Kauf nicht, welche Figur sie erhalten. Das Prinzip kennen wir hierzulande von den bekannten Ü-Eiern. Der Zufall ersetzt die Auswahl, und so ersetzt der Sammeltrieb den rationalen Konsum.

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Das Prinzip zahlt sich aus: Pop Mart erzielte 2024 weltweit einen Umsatz von über 1,8 Milliarden US-Dollar. Die Reihe The Monsters, zu der Labubu gehört, ist eines der umsatzstärksten Segmente des Konzerns. In China und Südkorea hat sich rund um Labubu eine florierende Zweitmarktökonomie entwickelt, in der seltene Figuren für mehrere Hundert Euro gehandelt werden.

Die Besonderheit der Labubus 

Warum gerade diese Figur so erfolgreich ist, hat mit mehr zu tun als mit cleverem Marketing. Labubu steht exemplarisch für eine Ästhetik, die sich "ugly-cute" nennt – eine Mischung aus bewusster Unperfektion, Schrulligkeit und Sentimentalität.

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Damit passt der Trend perfekt in unserer Gegenwart: Junge Erwachsene, oft belastet von Zukunftsängsten, überhöhtem Leistungsdruck und der Dauerkrise als Normalzustand, sehnen sich nach kleinen Fluchten aus der Realität.

Der Trend nennt sich Kidulting – eine Wortschöpfung aus "Kid" und "Adult". Dahinter steckt unter anderem ein neues Konsumverhalten. Immer mehr Erwachsene kaufen sich Spielzeuge, Sammelfiguren, Malbücher. "Es geht nicht um Kindlichkeit im eigentlichen Sinne", erklärt die Konsumforscherin Dr. Jing Wang von der Universität Hongkong, "sondern um emotionale Entlastung und temporäre Selbstvergewisserung."

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Labubu trifft diesen Nerv. Die Figur ist eindeutig kindlich – aber nicht kitschig. Sie ist verspielt – aber nicht harmlos. Und sie ist stylisch genug, um auch im Wohnzimmer Platz zu finden.

Der Hype als Geschäftsmodell – aber nicht ohne Kritik

Die Popularität von Labubu ist auch auf Prominente zurückzuführen: Rihanna, aber auch Lisa von der südkoreanischen Girl-Band Blackpink posieren damit. Auf Tiktok finden sich Millionen Unboxing-Videos.

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In China gelten inzwischen Altersbeschränkungen für den Kauf von Blind Boxes. Verbraucherschützer in Europa fordern Ähnliches. "Es ist ein schmaler Grat zwischen Sammelleidenschaft und Suchtverhalten", sagt der Erziehungswissenschaftler Prof. Felix Klein. "Gerade bei Jüngeren kann die Jagd nach der einen, limitierten Figur schnell in problematisches Konsumverhalten kippen."

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Labubu ist mehr als nur eine Figur

Ob man Labubu nun für einen klugen Business-Coup oder ein Stück Popkultur mit Tiefe hält – klar ist: Die Figur steht für eine neue Ära des Konsums. Eine Ära, in der Emotion, Überraschung und Stilbewusstsein sehr eng beieinander liegen. Und in der selbst ein kleines Monster mit Zahnlücke ein ganzes Lebensgefühl verkörpern kann.

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