Auf einen Schlag schuldenfrei und zehn Millionen auf dem Konto? Maggie McCabe muss dafür nur eine Schönheits-OP durchführen. An einem steinreichen russischen Oligarchen. Sie schießt alle Warnungen in den Wind. Ein Fehler - und die Grundlage des Coben-Witherspoon-Thrillers.

Maggie McCabe wird ein Angebot unterbreitet. Eines, das sie nicht ablehnen kann, denn auf einen Schlag wäre sie all ihre Probleme los: Es wären nicht nur ihre Schulden getilgt, sondern auch die ihrer Schwester. Eine anhängige Klage wäre komplett aus der Welt und sie könnte endlich wieder ihren Beruf ausüben. Maggie ist Chirurgin, eine der besten der Welt dazu. Und als i-Tüpfelchen gibt es noch zehn Millionen Dollar obendrauf.

Das klingt alles zu schön, um wahr zu sein. Aber Maggie vertraut auf ihren Ziehvater und Mentor, der den Kontakt zu demjenigen hergestellt hat, zu dem sie nun via Privatjet geflogen wird. Sie hat zugesagt. Es geht um ein paar simple Schönheitsoperationen. An einem russischen Oligarchen, wie sich schnell herausstellt. Irgendwo in Oleg Ragorawitschs Palast soll Maggie ihm eine neue Nase und ein kantigeres Kinn verpassen sowie dessen junger Freundin einen voluminöseren Hintern und einen üppigeren Vorbau.

Gesagt, getan - und schon gehen die Probleme los: Ragorawitsch verschwindet nach der OP spurlos, bei dessen Freundin entdeckt Maggie ein Tattoo am Oberschenkel, das ihr sehr bekannt vorkommt: Ihr Mann hatte das gleiche. Eine albern grinsende Schlange mit einem Heiligenschein. Es leuchtet in den Farben Grellorange und Violett, ähnelt einem Cartoon. Maggies Mann hat es aus New Orleans, eine Sauftour unter Freunden sei ausgeartet, hatte er ihr gesagt.

Das Kuriose dabei: Maggies Mann ist tot. Abgeschlachtet von einer Schar Kindersoldaten bei einem humanitären Einsatz in Afrika. Wie also kann Ragorawitschs Frau das absolut identische Tattoo an der exakt gleichen Stelle tragen? Ihrer Erklärung zufolge hat sie es, seitdem sie eine Niere "gespendet" hat - um ihrer Mutter und ihrem Bruder ein besseres Leben in den USA zu ermöglichen.

Traue niemandem!

Doch kann Maggie ihr glauben? Ragorawitsch spricht seiner Freundin zumindest jede Glaubwürdigkeit ab. Aber wer sagt Maggie, dass sie dem Oligarchen trauen kann? In ihrem tiefsten Inneren weiß sie: Sie kann und darf keinem vertrauen - mit Ausnahme ihres Schwiegervaters Pockchop, einem äußerst gut vernetzten Biker. Und so nimmt eine abenteuerliche und lebensgefährliche Reise ihren Anfang, die Maggie in den Mittelpunkt einer Verschwörung bringt und sie nach Dubai, London und nach Frankreich führt. Und in eine Vergangenheit, die sie nun mit anderen Augen sieht.

Maggie ist die tragende Figur von Harlan Cobens neuem Thriller-Bestseller "Ohne ein letztes Wort", den er gemeinsam mit der Oscar-Preisträgerin Reese Witherspoon zu Papier gebracht hat und der bei Goldmann und im Hörverlag erschienen ist. Das Werk entführt in eine Welt, die Otto Normalverbraucher nur aus dem Netz kennt, von Influencern gepusht - und vom Hörensagen. Es geht los beim märchenhaften Winterpalast Ragorawitschs irgendwo vor den Toren Moskaus, dann eine Zwischenstation im abartigen Protz und Glamour Dubais, ehe das Ganze auf einem abgeschirmten Luxus-Weingut in Frankreich kulminiert.

Bis ins kleinste Detail

Als Hörer des Buchs, gelesen von Tanja Geke und Simon Jäger, erfährt man Dinge, die manch einer vielleicht gar nicht wissen will: Hast du Geld, ist alles möglich. Menschenleben? Moral? Zählen nichts, wenn Geld dir absolute Macht verschafft. Dieses Superreiche-Getue bildet den oberflächlichen Rahmen des Plots, der dann aber mit sehr viel Tiefe und Detailreichtum aufwartet. Vielleicht ist das sogar schon Detailversessenheit, in der sich die Autorin und der Autor verlieren.

Ein Beispiel: Ragorawitsch sammelt Luxuskarossen, präsentiert sie Maggie: "'Ein 1962er Ferrari 250 GTO. Der beste Ferrari aller Zeiten. Ein Grandtourer mit V12-Motor und 300 PS. Davon wurden nur 36 innerhalb von 2 Jahren produziert.' Maggie hört ihm nicht mehr zu."

Dem ein oder anderen Hörer könnte es genauso gehen. Vielleicht wäre ein bisschen weniger am Ende ein bisschen mehr gewesen. Das gilt für die Figuren, deren Beweggründe bis ins kleinste Detail erklärt werden. Das gilt aber auch für die Handlungsorte. Andererseits sind es besonders die Städte und Regionen, die zum Träumen verführen und das fast zwölfstündige Hörbuch doch kurzweilig machen. Dass das Werk als Hollywood-Blockbuster oder als Streamingserie verfilmt werden muss und das dann wiederum nicht ganz billig werden dürfte, ist selbsterklärend.

"Ohne ein letztes Wort" hat James-Bond-Vibes. Zweifellos. Anstrengend? Durchaus. Unvorhersehbar? Absolut. Ein unmögliches Angebot eben.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke