Der Druck auf Prinz Andrew nimmt zu
Es bleibt unangenehm für Prinz Andrew: Heute erscheinen die brisanten Memoiren von Epstein-Opfer Virginia Giuffre. Die "Times" buddelt derweil Einzelheiten aus dessen Mietvertrag für sein Anwesen bei Schloss Windsor aus. Drohen Andrew nun weitere Konsequenzen?
Der Druck auf Prinz Andrew ist vor der Veröffentlichung der Biografie von Epstein-Opfer Virginia Giuffre weiter gestiegen. An diesem Dienstag ist Verkaufsstart in Großbritannien für das Buch mit dem Titel "Nobody's Girl". Die darin ausgeführten Details dürften den Forderungen nach weiteren Konsequenzen für den Bruder von König Charles III. neues Gewicht verleihen. Schon jetzt gibt es Rufe, ihm auch den Prinzentitel zu entziehen und ihn von seinem luxuriösen Anwesen nahe Schloss Windsor zu verbannen. Die US-Amerikanerin Giuffre warf dem 65-jährigen Royal vor, sie mehrfach sexuell missbraucht zu haben, unter anderem als sie noch minderjährig war. Andrew bestreitet die Vorwürfe vehement.
Eine Zivilklage in den USA endete im Februar 2022 mit einem angeblich millionenschweren Vergleich. Trotzdem verlor Andrew seine militärischen Ränge, seine Rolle als aktives Mitglied der Royal Family und seine Anrede als Königliche Hoheit. Zuletzt musste er auch seinen Titel als Herzog von York und weitere Ehrungen niederlegen - wohl auf Druck des Monarchen Charles und von Thronfolger Prinz William.
Angestoßen durch die Veröffentlichung der Memoiren könnten nun weitere unangenehme Einzelheiten ans Licht kommen. Die "Mail on Sunday" und andere britische Medien berichteten etwa, Prinz Andrew habe einen seiner polizeilichen Personenschützer damit beauftragt, Informationen über Giuffre auszugraben, um diese zu diskreditieren. Die Londoner Metropolitan Police bestätigte, die Vorwürfe zu prüfen. Wie der "Guardian" berichtet, soll Prinz Andrews Team laut Giuffre sogar versucht haben, "Internet-Trolle anzuheuern", um sie zu schikanieren.
Zusätzlicher Druck dürfte durch eine Enthüllung der britischen "Times" entstehen. Wie diese berichtet, hat Prinz Andrew seit zwei Jahrzehnten keine Miete für seine Villa auf dem Windsor Estate gezahlt. Die Zeitung beruft sich auf eine ihr vorliegende Kopie des Pachtvertrags für die Royal Lodge, aus dem die Bedingungen hervorgehen, unter denen der Prinz auf dem 30-Zimmer-Anwesen lebt. Darin heißt es demnach, dass der Prinz zwar eine Million Pfund für die Pacht sowie mindestens 7,5 Millionen Pfund für die 2005 abgeschlossenen Renovierungsarbeiten gezahlt hat, seit 2003 jedoch nur "ein Pfefferkorn (falls verlangt)" als Jahresmiete gezahlt hat.
Prinz Andrew und seine Familie haben danach das Recht, bis 2078 in dem Anwesen zu wohnen. Die Villa mit sieben Schlafzimmern wird als sein "letztes Statussymbol" bezeichnet.
Angst, als "Sexsklavin" zu sterben
Giuffre, die als prominentestes Opfer des US-Multimillionärs und verurteilten Pädophilen Jeffrey Epstein gilt, nahm sich im April dieses Jahres das Leben. Ihre Memoiren mit dem Titel "Nobody's Girl" erschienen nun posthum. Der US-Geschäftsmann Epstein, der in höchsten Kreisen verkehrte, betrieb einen Missbrauchsring, dem Dutzende junge Frauen und Mädchen zum Opfer fielen. Andrew war eng mit Epstein und dessen Gehilfin Ghislaine Maxwell befreundet, die wegen ihrer Rolle in dem Skandal in den USA zu 20 Jahren Haft verurteilt wurde.
In dem Buch beschreibt Giuffre, die auf dem Buchcover zusätzlich mit ihrem Geburtsnamen Roberts firmiert, wie sie von Maxwell auf dem Gelände des Luxus-Resorts Mar-a-Lago des späteren US-Präsidenten Donald Trump angeworben wurde - angeblich um eine Ausbildung als Masseurin zu machen. Doch der Missbrauch begann demnach schon bei der ersten Begegnung mit dem Multimillionär Epstein, der sie später regelmäßig zur Prostitution mit anderen Männern - unter anderem Prinz Andrew - genötigt haben soll.
Die Details sind erschütternd. So schreibt Giuffre sie sei regelmäßig "benutzt und erniedrigt" worden und habe Angst gehabt, als "Sexsklavin" zu sterben. Dreimal sei sie zum Sex mit Andrew genötigt worden, als 17-Jährige in London, ein weiteres Mal in Epsteins Anwesen in New York und auf dessen privater Karibikinsel bei einer Gruppensex-Orgie mit Epstein und acht weiteren Mädchen, die kaum oder kein Englisch sprachen.
Interview endet in PR-Desaster
Prinz Andrew hatte die Vorwürfe stets allesamt bestritten. Nur Monate nachdem Epstein in einer New Yorker Gefängniszelle 2019 tot aufgefunden wurde, ließ sich Andrew zu einem Interview mit der BBC hinreißen. Doch was als Befreiungsschlag gedacht war, wurde zum PR-Desaster. Andrew ließ kaum Mitleid mit den Opfern Epsteins erkennen. Er bereute nicht einmal, mit ihm befreundet gewesen zu sein.
Als er mit Giuffres Vorwürfen konfrontiert wurde, stritt er ab, sie jemals getroffen zu haben. Dabei gibt es ein Foto, das die beiden Arm in Arm zeigt, Andrews Hand ruht dabei auf der Hüfte von Giuffre. Auch im Bild zu sehen ist Maxwell. Laut Giuffre stand Epstein hinter der Kamera.
In dem Interview tischte Andrew zudem krude Alibis auf, wie den Besuch im Restaurant einer Pizza-Kette, an den er sich deswegen so gut erinnern könne, weil das normalerweise nicht sein Niveau sei. Dann behauptet er, nicht schwitzen zu können, weil er im Falkland-Krieg einen übermäßigen Adrenalinschub erlitten habe. Giuffre hatte sich an seine Schweißausbrüche erinnert. Das Interview führte zum Ende seiner offiziellen Rolle als Repräsentant für das Königshaus. Andrew musste seine Aufgaben niederlegen. Später erkannte ihm die Queen seine militärischen Ehrenränge ab.
Wird Andrew der Prinzentitel entzogen?
Die 2022 gestorbene Königin tat sich dennoch schwer damit, ihren angeblichen Lieblingssohn zu verstoßen. Für Aufsehen sorgte, dass sie ihn dennoch auswählte, um sie zu einer wegen der Corona-Pandemie erst mit Verspätung abgehaltenen Trauerfeier für ihren Mann Prinz Philip in die Westminster Abbey zu begleiten. Das wurde als Signal gedeutet, dass die Königin weiterhin zu ihrem zweitältesten Sohn hält.
Trotz der jüngsten Demütigungen genießt Andrew als Mitglied der Royal-Family weiterhin erhebliche Privilegien. Das palastartige Gebäude, in dem er wohnt, diente als Wohnsitz von Queen Mum, der Mutter Königin Elizabeths II., die 2002 im Alter von 101 Jahren starb. Seit gut 20 Jahren lebt Prinz Andrew dort, der sich das Anwesen mit seiner Ex-Frau Sarah Ferguson teilt. Berichten zufolge versucht König Charles seit Längerem, die beiden loszuwerden.
Giuffres Bruder forderte, Andrew solle auch der Prinzentitel entzogen werden. Dem schlossen sich mehrere Abgeordnete im Unterhaus an. Für die Aberkennung des Prinzentitels, den Andrew seit seiner Geburt trägt, bedürfte es allerdings eines Parlamentsbeschlusses.
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