Der Epstein-Skandal um Prinz Andrew hat das britische Königshaus weiter fest im Griff. Der Bruder von König Charles gibt Titel und Ehren auf - offenbar nicht ganz freiwillig. Der Familie eines Opfers reicht das allerdings nicht - und Prinz William wohl auch nicht.

Es gab Zeiten im Vereinigten Königreich, da galt Prinz Andrew als das Lieblingskind der Queen. Heute, nach seinem beispiellosen Fall im Zuge des Skandals um Sexualstraftäter Jeffrey Epstein, ist der 65-Jährige zur größten Belastung für die britische Monarchie geworden. Unter neuem Druck ließ der jüngere Bruder von König Charles III. nun vom Buckingham-Palast verkünden, seine Titel und Ehrungen nicht länger zu verwenden, darunter auch der Titel als Herzog von York (Duke of York).

Ob das die Störgeräusche bei den britischen Royals letztendlich verhallen lässt? Wohl kaum: Bereits am Wochenende wurden Rufe laut, dem Königsbruder auch seinen Prinzentitel abzuerkennen - und gerade Thronfolger Prinz William soll zunehmend die Geduld mit seinem in Ungnade gefallenen Onkel verlieren. Noch dazu werden am Dienstag die Memoiren des bekanntesten Opfers des Skandals veröffentlicht, was neuen Sprengstoff bieten dürfte.

"Genug ist genug"

Nach neuen mutmaßlichen Beweisen für die wohl tiefe Freundschaft zwischen Andrew und Epstein und kurz vor der Veröffentlichung der Memoiren von Virginia Roberts Giuffre hatte der Prinz am Freitagabend seine verbliebenen Titel und Ehrungen aufgegeben. "Nach Diskussionen" mit dem König und seiner Familie, steht in der offiziellen Mitteilung zwar.

Der Tenor diverser britischer Medien ist aber klar: Andrew musste verzichten und wurde zu dem Entschluss gedrängt - alternativ hätte der König den Schritt möglicherweise von oberster Stelle aus angeordnet. "Das war eindeutig nicht allein Prinz Andrews Entscheidung", analysierte der Sender Sky News. Vom ersten Satz der Mitteilung an werde kein Zweifel daran gelassen, dass Charles gesagt haben müsse: "Genug ist genug."

Charles soll mit dem Entschluss seines Bruders zufrieden sein - William dagegen ganz und gar nicht, wie die "Sunday Times" berichtete. Der Thronfolger ist sich demnach gewiss, dass das "Andrew-Problem" eines Tages auf seinem Tisch landen wird.

William plant dem Bericht zufolge einen rabiaten Umgang mit Andrew, will ihn unter anderem von seiner künftigen Krönung und anderen öffentlichen wie privaten Anlässen ausschließen - und vom gänzlichen royalen Leben an sich. Der Kensington-Palast äußerte sich zu den Angaben nicht.

Andrew weist alle Vorwürfe von sich

Die gebürtige US-Amerikanerin Giuffre hatte Andrew vorgeworfen, sie als Minderjährige mehrmals sexuell missbraucht zu haben. Ihre Klage gegen den Prinzen endete 2022 in einem wohl millionenschweren Vergleich. Sie nahm sich im April im Alter von 41 Jahren das Leben.

Andrew bestreitet - auch in der jüngsten Mitteilung - alle Vorwürfe. Seine früheren Einlassungen zu dem Skandal wirkten nicht glaubwürdig. Nur Monate nach Epsteins Tod im Jahr 2019 hatte Andrew sich zu einem BBC-Interview hinreißen lassen, das zum Desaster wurde. Er ließ kaum Mitleid mit den Opfern Epsteins erkennen, bereute nicht einmal, mit ihm befreundet gewesen zu sein. Zudem stritt er ab, Giuffre jemals getroffen zu haben. Dabei gibt es ein Foto, das die beiden Arm in Arm zeigt, Andrews Hand ruht dabei auf der Hüfte von Giuffre. Nach dem BBC-Interview zog sich der Prinz weitgehend aus dem öffentlichen Leben zurück.

Nach Andrews Bekanntgabe vom Freitag forderte Giuffres Familie Charles dazu auf, noch einen Schritt weiterzugehen und Andrew die Prinzenwürde zu entziehen. Giuffres Bruder Sky Roberts lobte den König beim Sender ITV News zwar für sein Vorgehen, sagte aber auch, dass es mehr gebe, was der Monarch tun könne.

Als drittältestes Kind von Queen Elizabeth II. (1926-2022) ist Andrew per Geburt 1960 automatisch zum Prinzen geworden. Ändern ließe sich dieser Status nach Angaben der Nachrichtenagentur PA nur durch die Ausstellung eines besonderen rechtlichen Dokuments, eines Letters Patent, durch den König.

Memoiren und neue unliebsame Berichte

Zunächst steht nun die Veröffentlichung von Giuffres Memoiren "Nobody's Girl" an. Auszügen zufolge werden die Vorwürfe gegen Andrew darin teils mit drastischen Worten erneuert. Und auch in den USA ist der Epstein-Skandal noch lange nicht aufgeklärt: Dort wird Präsident Donald Trump mit Vorwürfen zu dessen Beziehung zu Epstein konfrontiert. Trump tut dies als Lügengeschichten ab.

In Großbritannien gilt der Fokus in der Causa jedoch weitgehend Andrew: In den vergangenen Tagen wurde über Schreiben von ihm an Epstein berichtet, laut derer er auch nach dem angeblichen Bruch mit dem Unternehmer ihm gegenüber loyal gewesen sein soll.

Am Wochenende folgten nun weitere Berichte, die Andrew unter Druck setzen. Die "Mail on Sunday" berichtete, der Prinz habe seinen von der Polizei abgestellten Leibwächter gebeten, Ermittlungen gegen Giuffre vorzunehmen - und zwar kurz vor der Veröffentlichung des besagten gemeinsamen Fotos im Jahr 2011.

Auch der "Sunday Telegraph" berichtete, dass Andrew versucht habe, belastendes Material über Giuffre auszugraben. Die Londoner Polizei gehe diesen Behauptungen aktiv nach, heißt es in den Berichten.

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