RTL+ veröffentlicht ein deutsches Remake der HBO-Erfolgsserie "Euphoria", das sich daran zwar orientiert, aber dennoch etwas Originäres schafft. "Euphorie" ist ein Konglomerat aus verschiedenen Coming-Of-Age-Geschichten zwischen Weltschmerz und Absturz.

Die Idee zu "Euphoria" oder nun eben auch "Euphorie" ist schon einige Jahre alt. Bereits 2012 lief die israelische Original-Miniserie, auf die neben dem amerikanischen Remake mit Zendaya in der Hauptrolle nun ein deutscher Ableger folgt. Und spätestens mit der US-Version, die als erfolgreichste HBO-Serie nach "Game of Thrones" gefeiert wurde und inzwischen in die dritte Staffel geht, liegt die Latte hoch.

Während der Zuschauende in Sam Levinsons "Euphoria" einer Gruppe äußerlich attraktiver, innerlich aber völlig kaputter Highschool-Schülerinnen und -Schüler der Gen Z in der fiktiven Stadt East Highland nahe Los Angeles folgte, befinden wir uns jetzt im schnöden Gelsenkirchen. Statt Alkohol- und Drogenexzessen in Trailerparks feiert man hier eben Sauf-Partys im Schrebergarten, doch die emotionalen Probleme der Teenies -inzwischen der Generation Alpha angehörend - sind ähnlich. Bekannt ist das Schauspiel-Dreigestirn, das im Mittelpunkt von "Euphorie" steht, übrigens bereits aus seiner Zusammenarbeit für die Serie "Druck": Derya Akyol, Sira-Anna Faal und Eren M. Güvercin.

Mit Keta gegen den Weltschmerz

In acht Folgen von jeweils etwa einer Stunde Spielzeit begleiten wir in erster Linie Mila (Akyol), die aus diversen Gründen mit psychischen Problemen zu kämpfen hat - wie eigentlich alle Leute in ihrer Schule. In der Psychiatrie lernt sie die beziehungsgestörte Ali (Faal) kennen und verliebt sich in sie. Eine Liaison, die nach der Entlassung beider Mädchen nicht gerade durch viele Höhepunkten ausgezeichnet ist. Und dann ist da noch der so hübsche wie zurückhaltende Jannis (Güvercin), der sich neben dem Unterricht als Nachwuchsschauspieler verdingt, wozu er von seinem erfolgsgeilen Vater (Ken Duken) gedrängt wird. Jannis betäubt den frühen Verlust seiner Mutter und seinen Weltschmerz vorzugsweise mit Ketamin, während Mila eigentlich alle Drogen und Medikamente recht sind.

Begleitet von der allwissenden und einordnenden Erzählstimme der 16-jährigen Hauptfigur erfahren wir außerdem mehr über weitere Mitschülerinnen und Mitschüler, die sich in allerlei Schwierigkeiten verstricken, immer wieder aneinander geraten und allesamt beinahe ständig mit Liebeskummer oder Beziehungsstreits zu kämpfen haben. So wird der Cast nach und nach erweitert und die Bandbreite der Probleme nimmt alsbald epische Ausmaße an.

Sex, Drugs und Reality-TV

100 Drehtage standen den Verantwortlichen dieser von Zeitsprung Pictures für RTL+ produzierten Serie, geschrieben von Headautor Jonas Lindt und seinem Team, zur Verfügung. Dabei hat man sich in einigen Punkten zwar an der US-Version orientiert, doch liegt der Fokus weit mehr auf den psychischen Problemen der Protagonistinnen und Protagonisten als auf deren ausuferndem Sexleben. Und so sind auch die Pillen und Pulver mehr Mittel zum Zweck, um Ängste in den Griff zu bekommen. Der Sex- und Drogenkonsum in "Euphoria" wurde vielfach als "übertrieben explizit" und verherrlichend kritisiert. Ein Vorwurf, den man "Euphorie" eher in Bezug auf die Darstellung Gelsenkirchens machen könnte, denn so schön und romantisch, wie diese Stadt in der Serie oft dargestellt wird, ist sie in Wirklichkeit gar nicht.

Weitere Dinge, mit deren Hilfe die Teenager versuchen, sich der Realität zu entziehen, sind Social Media und Reality-TV, was für Gastauftritte von Gigi Birofio und Filip Pavolvic sorgt. Neben rauschhaften Kamerafahrten und Schnitten spielt außerdem Musik eine große Rolle bei der Emotionalisierung des Erzählten, ist doch beinahe jede Szene mit entsprechendem Sound unterlegt. Mal aus dem Heute, oft aber auch aus den 80ern und 90ern - von Alphaville bis Elton John ist alles dabei.

Und so ist "Euphorie" ein bunter Coming-of-Age-Trip, der dem Zuschauenden den Weltschmerz jener Teenie-Generation näherbringt, die dank der Pandemie einige wichtige Jahre ihres jungen Lebens irgendwie verpasst hat. Zielgruppe sind also nicht nur Gen Alphas, sondern auch deren Eltern. Die lernen dabei im besten Falle etwas über ihre Kids. Im schlechtesten aber geraten sie einfach nur in Panik ob deren Umgang miteinander, ihrer Weltsicht und der sie permanent begleitenden Ausweglosigkeit.

"Euphorie" ist ab dem 2. Oktober auf RTL+ abrufbar.

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