Poppig, bunt und lyrisch ausgereift: Nach dem erfolgreichen Business-Einstieg vor zwei Jahren ("Glas") legt Nina Chuba nun mit ihrem zweiten Studioalbum "Ich lieb mich, ich lieb mich nicht" nach.

Wer im Showgeschäft polarisiert, der macht schon mal vieles richtig. Künstler, die nicht anecken, kommen selten aus dem eigenen Wohnzimmer raus - es sei denn sie heißen Ed Sheeran, Taylor Swift oder Chris Martin. Nina Chuba hat vor zwei Monaten mal eben so im Vorbeigehen die Berliner Wuhlheide ausverkauft - und das nicht, weil sie mit der Akustikgitarre im Arm traurige Liebeslieder auf Reisen schickt. Nein, Nina Chuba ist eine Pop-Sängerin mit Hip Hop-Affinität und einer Stimme, die man entweder liebt oder hasst.

Musikalisch bewegt sich die aus Schleswig-Holstein stammende Sängerin auf sicherem Charts-Pop-Terrain. Die Gen-Z reißt die Arme in die Luft und schwingt die Hüften, wenn sich allerlei Elektronisches mit der einen oder anderen Zuarbeit aus dem organischen und analogen Bereich zusammentut. So entsteht ein großes Sound-Feuerwerk, dass sich nur schwer einfangen und noch schwerer kategorisieren lässt.

Ängste, Zweifel und verbale Ohrfeigen

Auf ihrem neuen Album "Ich lieb mich, ich lieb mich nicht" präsentiert sich Nina Chuba gewohnt facettenreich. Lyrisch, vielen ihrer häufig vulgär und plump übers Ziel hinausschießenden Branchen-Kolleginnen um mindestens eine Nasenlänge voraus, wandelt sie wahlweise durchs Licht oder durchs innere Dunkel, dort wo Ängste und Zweifel das Zepter schwingen.

Manchmal ist Nina Chuba einfach nur ganz "Unsicher", meist immer dann, wenn ihr das Leben die ungeschminkte Wahrheit vor den Latz knallt. Manchmal strotzt der kleine Wirbelwind aus Wedel aber nur so vor Selbstvertrauen und verteilt im Club der Unterdrücker verbale Ohrfeigen ("Wenn das Liebe ist").

Der bereits überall rotierende Pumper "3 Uhr nachts" thematisiert das leidvolle Ende einer Freundschaft. Als "Rage Girl" gibt's dann wieder "direkt auf die Fresse". Der Bass drückt und Nina Chuba reimt sich in einen klischeebehafteten Aggro-Rausch: "Rage-Girl, Rage-Girl, komm mir nicht dumm - Rage-Girl, Rage-Girl, mach Stress ohne Grund", schallt es durch die Boxen.

Nina Chuba kann auch Stadion

Die bewusstseinserweiternden Nebelschwaden im Club werden flankiert von handzahmen Pop-Sounds ("Überdosis"). Wenn Nina Chuba das schlechte Gewissen packt, fährt sie auf dem Highway to Hell in Richtung Abgrund ("Fahr zur Hölle"). Und dann serviert die Sängerin plötzlich massentaugliche Melodien mit Schleifchen auf dem Silbertablett.

Der melancholische Rausschmeißer "So lange her" will nicht mehr aus den Ohren. Vor dem geistigen Auge sieht man zigtausende Hände hin- und herschwingen. Nina Chuba kann auch Stadion. All die Fans, die im Juli in der Wuhlheide mitgefeiert haben, wissen das schon lange.

Im Spätsommer 2025 nimmt Nina Chuba den Fahrtwind der jüngeren Vergangenheit einfach mit und lässt sich auf der Erfolgswelle treiben. "Ich lieb mich, ich lieb mich nicht" schießt nur ganz selten übers Ziel hinaus. Die Verantwortlichen wissen mittlerweile ganz genau, wie man den kritischen Musikpolizisten und den Hobbyhörer aufs gleiche Pferd bekommt. Gemeinsam reitet man dann auf der Pop-Olymp-Avenue in Richtung Sonnenuntergang. Oder aber man landet irgendwo am Strand auf den "Malediven" und gönnt sich einen kunterbunten Cocktail und ein paar pumpende Soundgrüße aus dem schleswig-holsteinischen Wedel.

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