Erst Stephen Colbert, jetzt Jimmy Kimmel. In den USA beugen sich immer mehr TV-Sender dem Druck von Präsident Trump, indem sie kritische Stimmen wortwörtlich von der Bildfläche verschwinden lassen. Prominente aus Hollywood und der Politik reagieren empört.

Die Suspendierung von Jimmy Kimmel hat in den USA eine Welle an Reaktionen ausgelöst - von Politikern, über Journalisten und Schauspieler bis hin zu Moderationskollegen. Der Moderator war am Mittwoch vom Sender ABC "auf unbestimmte Zeit" aus dem Programm genommen worden, nachdem er in seiner Show "Jimmy Kimmel Live!" den Mord an dem rechten Aktivisten Charlie Kirk kommentiert hatte.

Hollywood-Star Michael Keaton etwa forderte in einem - mittlerweile gelöschten - handgeschriebenen Instagram-Post die großen US-Sender auf: "ABC, NBC, CBS, STEHT AUF! STEHT VERDAMMT NOCHMAL AUF!" Der Schauspieler war in der vergangenen Woche in die Kritik der US-Rechten geraten, als er auf Instagram von der "Ironie" sprach, dass Kirk ausgerechnet mit einer Waffe getötet worden sei. Kirk hatte sich zu Lebzeiten vehement für den Zweiten Verfassungszusatz ausgesprochen, der das Recht des Volkes auf den Besitz und das Tragen von Waffen sichert.

Auch zahlreiche Politiker sahen in der Entscheidung eine gefährliche Entwicklung. Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom schrieb auf X: "Medienplattformen kaufen und kontrollieren. Kommentatoren feuern. Shows absetzen. Das sind keine Zufälle. Es ist koordiniert. Und es ist gefährlich. Die GOP (die republikanische Partei, Anm.d.Red.) glaubt nicht an Meinungsfreiheit. Sie zensieren euch in Echtzeit."

Der kalifornische Senator Adam Schiff warnte auf X: "Kimmel. Colbert. Klagen gegen die 'New York Times', das 'Wall Street Journal' und '60 Minutes'. Erpressung von CBS, ABC und anderen. Blockieren des Zugangs der (Nachrichtenagentur) AP zum Weißen Haus. Diese Regierung ist verantwortlich für die offensichtlichsten Angriffe auf die freie Presse in der Geschichte Amerikas."

Auch die texanische Kongressabgeordnete Jasmine Crockett zeigte sich empört: "Kimmel verletzt MAGAs Gefühle, indem er ihnen den Spiegel vorhält - und schon ist der Erste Verfassungszusatz außer Kraft und seine Show wird gestrichen. Das ist die Definition von 'Snowflake'-Verhalten - und absolut anti-demokratisch." Als "Snowflake", zu Deutsch Schneeflocke, werden Menschen bezeichnet, die so extrem sensibel sind, dass sie bei der leisesten Kritik wie Schneeflocken zu schmelzen beginnen.

Von Prominenten kamen ähnliche Töne. "Das ist nicht richtig", fasste Hollywood-Star Ben Stiller auf X kurz zusammen.

MSNBC-Moderator Chris Hayes sprach vom "direktesten Angriff auf freie Meinungsäußerung durch staatliche Akteure, den ich in meinem Leben gesehen habe".

"One Tree Hill"-Star Sophia Bush schrieb auf X: "Der Erste Verfassungszusatz existiert in Amerika nicht mehr. Punkt. Faschismus ist da - und das ist erschreckend."

In den Kommentarspalten eines Instagram-Posts des US-Magazins "Variety" fanden sich auch sarkastische Kommentare. So meinte "Bachelor"-Star Colton Underwood: "Das kann unmöglich von der Partei kommen, die ihre gesamte Identität auf Meinungsfreiheit und 'keine Cancel Culture mehr' aufgebaut hat." Komikerin Margaret Cho schrieb fassungslos: "What the actual fuck."

Als einer der ersten hatte sich US-Präsident Donald Trump auf seiner Plattform Truth Social zu Wort gemeldet: "Großartige Neuigkeiten für Amerika: Die quotenschwache Jimmy-Kimmel-Show ist ABGESETZT. Gratulation an ABC, endlich den Mut gehabt zu haben, das Richtige zu tun. Kimmel hat NULL Talent und schlechtere Quoten als sogar Colbert, wenn das überhaupt möglich ist." Im Juli hatte der US-Sender CBS bekannt gegeben, die "Late Show with Stephen Colbert" ab dem nächsten Jahr einzustellen. Colbert gehört zu den politisch schärfsten Stimmen im US-Fernsehen. Trump sind die meist liberalen Late-Night-Hosts schon lange ein Dorn im Auge, da sie ihn und seine zunehmend autokratische Politik auf dem Kieker haben.

Von ABC selbst hieß es, man habe sich zu der Maßnahme entschlossen, nachdem Nexstar Media - einer der größten Betreiber von TV-Sendern in den USA - angekündigt hatte, "Jimmy Kimmel Live!" auf all seinen ABC-affiliierten Sendern durch andere Programme zu ersetzen. Nexstar erklärte: "Wir lehnen die jüngsten Kommentare von Herrn Kimmel in Bezug auf die Tötung von Charlie Kirk entschieden ab."

Kimmel schweigt bislang

Auch der Vorsitzende der Bundeskommunikationskommission FCC Brendan Carr begrüßte die Entscheidung: "Ich möchte Nexstar für das Richtige danken. Lokale Sender haben die Verpflichtung, dem öffentlichen Interesse zu dienen." Die FCC sollte eigentlich unabhängig sein, jedoch wurden ihre Mitglieder wie Carr, der als loyaler Trump-Anhänger bekannt ist, teils vom Präsidenten persönlich eingesetzt.

Kimmel selbst hat sich bislang nicht öffentlich zu seiner Suspendierung geäußert. Es ist auch nicht bekannt, welche seiner Aussagen zu seiner Suspendierung geführt haben. In seiner Show am Montag hatte der 57-Jährige unter anderem gesagt: "Wir haben am Wochenende neue Tiefpunkte erlebt, als die MAGA-Gang verzweifelt versucht hat, diesen Jungen, der Charlie Kirk ermordet hat, als etwas anderes darzustellen als einen von ihnen - und alles zu tun, um daraus politische Punkte zu schlagen."

Daraufhin wurde ein Ausschnitt aus einem TV-Interview eingeblendet, der laut Kimmel zeige, wie hart das Attentat auf Kirk für Trump persönlich sei. In dem Clip wird der US-Präsident im Garten seines Amtssitzes von einem Journalisten gefragt, wie es ihm nach dem Mord an Charlie Kirk gehe. Trumps Antwort: "Sehr gut, und übrigens, genau dort sehen Sie all die Lastwagen. Sie haben gerade mit dem Bau des neuen Ballsaals des Weißen Hauses begonnen. Das ist etwas, was sie seit 150 Jahren versuchen zu bekommen, und er wird wunderschön werden."

Charlie Kirk war vergangene Woche während einer Fragerunde an der Utah Valley University erschossen worden. Der 22-jährige Tyler Robinson wurde als mutmaßlicher Schütze festgenommen und wegen Mordes sowie mehrerer weiterer Delikte angeklagt. Der Person, mit der er zusammenlebte, soll er vor der Tat geschrieben haben, dass er "genug von diesem Hass" habe, der von Kirk verbreitet werde.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke