Diese junge Musikerin lernte ein neues Instrument – in Windeseile
Alle zwei Jahre stellt die European Broadcasting Union (EBU), die übrigens auch den Eurovision Song Contest organisiert, ein Jazzorchester zusammen, in dem junge, talentierte Musikerinnen und Musiker aus ganz Europa zusammenspielen. Die diesjährige Ausgabe des «Euroradio Jazz Orchestra» fand anfangs Mai im slowenischen Ljubljana statt. Innerhalb einer Woche studierten die Teilnehmenden ein etwa 90-minütiges Programm ein. Der Auftritt wurde live im Radio und Fernsehen Sloweniens und Kroatiens übertragen.
Im Vorfeld stockte es jedoch bei der Besetzung: Lange fand sich niemand für die Position der Bassposaune – ein Instrument, das weniger verbreitet ist als die Tenorposaune. Mehrere Anfragen gingen europaweit heraus, erfolglos. Schliesslich konnte SRF Kultur die Jungposaunistin Gloria Ryter finden, die sofort zusagte.

Es gab aber ein Problem: Die Bassposaune war für Gloria Ryter noch ein sehr neues Instrument, erst im Januar 2025 hatte sie es zum ersten Mal in die Hand genommen. Der Lippenansatz und die Intonation waren noch wenige Wochen vor ihrer Abreise «work in progress» und ihre Töne hatten oft noch nicht die Kraft, um in einer lauten Bigband zur Geltung zu kommen. Die Herausforderung, auf internationalem Niveau mitzuspielen, war riesig. Doch diese unüberwindbar erscheinende Aufgabe meisterte sie, mental und musikalisch, mit Bravour.
«Ich mache häufig einen Sprung ins kalte Wasser. Ich glaube, sonst würde ich auch nicht Musik studieren», sagt sie. Solch eine Aussage ist insbesondere für Jazzerinnen und Jazzer typisch, denn sie begeben sich gerne aufs musikalische Glatteis. Sie üben jahrelang ihr Instrument, trainieren ihr Gehör und setzen sich mit Musiktheorie auseinander, um dann aus dem Moment heraus musizieren zu können. Diese Bereitschaft, sich aus der Komfortzone zu begeben, prägt den Charakter, meint Gloria Ryter. Doch was sie sich diesen Frühling vorgenommen hat, war selbst für sie speziell.
Same same, but very different
Normalerweise spielt Ryter die Tenorposaune. Diese und die Bassposaune sind sich ähnlich, unterscheiden sich aber in der Tonerzeugung, etwa durch Lippenansatz und Atemstütze. Die Bassposaune klingt tiefer und hat eine andere Funktion: Sie gehört zum Fundament des Orchesters. Ihr Klang muss satt sein – sonst geht er unter.
Die Challenge: Gloria hat nur wenige Wochen zur Vorbereitung. Sie verbringt also jede freie Minute mit der Bassposaune. Zusätzlich nimmt sie Unterricht bei einem Bassposaunisten.
Ziel erreicht
Der Druck auf Gloria war gross. Doch sie weiss: Sie hat alles gegeben. Diese Gewissheit half ihr, das Lampenfieber zu zähmen, das oft zu Verspannung oder Blackouts führt. Im Konzert konnte sie alles abrufen, was sie gelernt hat. Nach dem Auftritt war sie überglücklich – und erschöpft. Denn Bassposaune zu spielen, ist auch körperlich fordernd.
Am Tag nach dem Konzert sagt Gloria: «Ohne dieses Projekt hätte ich nie so viel Zeit und Kraft in das Erlernen der Bassposaune investiert. Ich bin froh, dass ich es gemacht habe – es ist ein cooles Instrument. Es wird oft gebraucht, aber es gibt zu wenige, die es spielen. Vielleicht habe ich jetzt einen Weg zu diesen Jobs gefunden.»
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