Aus der Hölle in den Himmel
Anfang Juli feiern Ozzy Osbourne und Black Sabbath in Birmingham ein beeindruckendes Abschiedsfest. Knapp drei Wochen später verstirbt der "Madman" im Kreise seiner Familie. Ein Nachruf.
"Er hat sich gerade die ganzen Ameisen in die Nase gezogen!", johlt Mötley Crüe-Drummer Tommy Lee, während es dem Rest seiner Combo die Sprache verschlägt. Wir schreiben das Jahr 1984, und irgendwo in Florida hängt eine Handvoll zugedröhnter Rockstars an einem Pool rum und genießt den "Sex, Drugs & Rock and Roll"-Lifestyle in vollen Zügen. Im Mittelpunkt steht, sitzt und liegt John Michael Osbourne alias "Ozzy", Gründungsmitglied der britischen Hardrock- und Metal-Ikonen Black Sabbath.
In einer Zeit, in der viele Rockmusiker mehr Schminke im Gesicht tragen als ihre Freundinnen, grüßte Ozzy Osbourne vom Eskapadengipfel. "Ich habe Dinge getan, die selbst der Wahnsinn nicht erklären kann", gesteht der Mann mit dem durchdringenden Blick später in seiner Biografie. Egal ob "Koks-Ameisen", Wodka oder andere Rauschmittel: Wenn es um hemmungslosen Konsum ging, war Ozzy Osbourne immer ganz weit vorne mit dabei.
Urväter des Heavy Metal
Der in einem zerbombten Arbeiterviertel von Birmingham aufgewachsene Sänger war aber viel mehr als nur ein überzogener und unkontrollierbarer Lebemann. Ozzy Osbourne war ein unglaublich talentierter Musiker und Poet, ein Mann, der sein bewegendes Innerstes nach außen trug, so dass eine ganze Generation nicht anders konnte, als an seinen Lippen zu kleben. Mit Black Sabbath schuf er ein Genre, das später Bands wie Metallica, Iron Maiden, Slayer und Judas Priest in die Welt entsandte. Markante Songs wie "War Pigs", "Paranoid" und "Iron Man" sicherten der Band ein eigenes Kapitel in den Musikgeschichtsbüchern.
Auch auf Solopfaden hinterließ Ozzy Osbourne überall dort, wo er auftrat große Spuren. Der selbst ernannte Fürst der Finsternis begeisterte seine Fans wahlweise als Gruftrocker ("Blizzard Of Ozz") tagebuchschreibender Irrer ("Diary Of A Madman") oder Richtung Mond jaulender Werwolf ("Bark At The Moon"). Ozzy Osbourne zählte jahrzehntelang zu den Speerspitzen der Hartholz-Branche. Ähnlich wie Kumpel Lemmy von Motörhead und Schlabberzunge Gene Simmons von Kiss fungierte der hibbelige Brite mit dem außergewöhnlichen Organ als Botschafter des harten Rock and Roll.
Schockrocker und TV-Daddy
Spätestens in der Rolle des verpeilten, aber stets liebevollen TV-Familienoberhauptes ("The Osbournes"), eroberte Ozzy Osbourne auch den Rest der Welt. Gemeinsam mit seiner Managerin und Gattin Sharon und seinen Kindern Jack und Kelly eroberte der Sänger zu Beginn der Nullerjahre die MTV-Welt. In den letzten Jahren wurde es dann immer ruhiger um den einstigen Bad Boy und Schockrocker. Mit den letzten beiden Studioalben ("Ordinary Man", "Patient Number 9") zeigte es Ozzy noch einmal allen Kritikern. Nur live ging dem Prince of Darkness mehr und mehr die Luft aus.
Die Nachricht, dass Ozzy Osbourne an Parkinson erkrankt war, schockte nicht nur die Rock-Welt. Im Februar2023 gab der Sänger bekannt, aufgrund anhaltender gesundheitlicher Probleme nicht mehr auf Tournee gehen zu können. Am 05. Juli 2025 reckte die weltweite Fan-Gemeinde noch einmal alle verfügbaren Fäuste in die Luft. In seiner Geburtsstadt Birmingham luden Ozzy Osbourne und seine alten Sabbath-Weggefährten Tony Iommi, Bill Ward und Geezer Butler zur finalen Abschiedssause.
Der Fürst der Finsternis ist nun im Himmel
Metallica, Slayer, Guns N' Roses, Pantera und zahlreiche andere Bands und Musiker gaben sich die Ehre. Ozzy selbst gab noch ein letztes Mal den charismatischen "Iron Man". Das vielleicht größte und wichtigste Kapitel der Metal-Geschichte wurde mit einem lauten Knall geschlossen. Alle waren happy und beseelt. Knapp drei Wochen später legt sich nun ein großer Schatten über die Musikbranche.
Die Metal-Welt ist in tiefer Trauer. Ozzy Osbourne ist im Kreise seiner Familie verstorben. Der Fürst der Finsternis ist nun im Himmel. Begrüßt wird er dort von Buddy Lemmy, Nirvana-Legende Kurt und all den anderen bereits von uns gegangenen Ikonen, die den "Madman" sicherlich mit offenen Armen und einem Gläschen Hochprozentigem empfangen.
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