Gerade mal 2963 Meter über Meer liegt der Gipfel der Zugspitze. Als Schweizer, Franzose und erst recht als Himalaya-Bewohner könnte man ja schmunzeln über dieses niedrige Berglein. Das wäre ein bisschen gemein. Niemand kann etwas dafür, wie hoch sein Gebirge ist.

Mit Turnschuhen und Flipflops

Doch das bayerische Berglein, das höchste in Deutschland, hat es in sich: Auf dem Weg zwischen der Bergstation der Zugspitzbahn und dem Gipfel drängen sich die Menschenmassen. Manche nehmen den ausgesetzten Klettersteig in Turnschuhen oder gar Flipflops in Angriff.

Dieser letzte Aufstieg ist mit Eisenklammern und Drahtseilen gesichert und führt mit einer Leiter an senkrechtem Fels nach oben – und über einen kurzen Grat zum tatsächlichen Gipfelkreuz, wo sich die Menschen mit ihren Handykameras drängeln.

Legende: Gekommen um zu fotografieren: Das Gipfelkreuz (im Hintergrund) ist ein beliebtes Sujet für Zugspitze-Selfies. Getty Images / Alexander Hassenstein

Immer wieder kommt es dabei zu Unfällen, weil viele Touristinnen und Touristen sich der Gefahr des Berges nicht bewusst sind. Und beim Selfie-Schiessen vor dem Kreuz im engen Gipfelbereich riskieren sie den Absturz.

Deshalb hat nun der ortsansässige Künstler Bernhard Rieger aus Baumarkt-Materialien ein zweites Gipfelkreuz erstellt. Es steht tiefer, in Sicherheit: in den Räumen der Bergstation der Zugspitz-Bahn – vor einer Fotowand.

Diese Gipfelkreuz-Attrappe schaltet einerseits das Schlechtwetter-Risiko aus: Kein Gipfelfoto wird durch Wolken und Niederschläge getrübt. Ein Selfie ist immer möglich, als Beweis dafür, dass man tatsächlich da war – wie die jährlich 600'000 anderen Gäste.

Anderseits erspart das tiefer gelegte zweite Gipfelkreuz dem Selfie-Model die letzte Anstrengung. Es minimiert also das Unfallrisiko – und, praktisch noch dazu, steht nur wenige Schritte von der Bergstations-Gastronomie entfernt. Was will man mehr?

Keine Emissionen, keinen Sonnenstich

Nun, stünde das Gipfelkreuz bei der Talstation, könnte man sich sogar die 75 Euro für die Berg- und Talfahrt auf die Zugspitze sparen. Man wäre dann nach dem Selfie schneller wieder zuhause. Oder die Tourismusbehörde könnte einen Gipfelkreuz-Foto-Hintergrund zum Download anbieten, in den man sich zuhause am Computer einpassen würde.

Die Fahrt zum Alpen-Disneyland inklusive der dadurch entstehenden Emissionen fiele weg. Die Gefahr eines Sonnenstichs läge bei null. Und vielleicht hätte man dann, ganz ohne den Bergbahn-Halligalli-Tourismus-Trubel, die Musse, sich zu überlegen, warum auf Berggipfeln ein Kreuz steht.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke