Gib Gummi, Brad!
Was kommt raus, wenn sich Brad Pitt, "Top Gun: Maverick"-Regisseur Joseph Kosinski und Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton zusammentun? Na klar, ein Blockbuster-Action-Streifen im Rennfahrer-Milieu. Doch schafft es "F1" auch in die Pole Position?
Crash und Crush liegen oftmals dicht beieinander. Und so befindet sich Brad Pitt nach seiner gescheiterten Ehe mit Angelina Jolie längst wieder im Turtelmodus mit der 29 Jahre jüngeren Ines de Ramon. Einen ihrer ersten offiziellen Pärchenauftritte absolvierten die beiden vor rund einem Jahr an der Formel-1-Rennstrecke im britischen Silverstone. Die Dreharbeiten zu seinem Film "F1" führten Pitt hierher.
Dass der eine oder andere Crash in dem nun in den Kinos startenden Action-Streifen im Formel-1-Milieu ebenfalls dazugehört, liegt auf der Hand. Doch daneben soll "F1" natürlich auch Boom und Bang machen, ist doch alles darauf getuned, ihn als Blockbuster auf die Überholspur zu schicken: Neben Pitt gehört mit Javier Bardem noch ein weiterer Superstar zum Ensemble. Hinter der Kamera hat "Top Gun: Maverick"-Erfolgsregisseur Joseph Kosinski das Sagen. Starproduzent Jerry Bruckheimer ist ebenso mit an Bord wie die deutsche Filmkomponisten-Legende Hans Zimmer.
Und Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton, der nicht nur als Produzent und Berater fungiert, sondern der Crew auch eine Art Freifahrtschein zu den Rennstrecken dieser Welt verschaffte. So wurde der Film tatsächlich während der laufenden Saison an den originalen Formel-1-Schauplätzen gedreht.
Authentizität im Fokus
"Wir konnten an den Renn-Wochenenden, auf den Podien, während der Nationalhymnen drehen. Wir hatten unsere eigene Garage. Wir drehten sogar in unserer Boxengasse, während die Rennen stattfanden", jubiliert Pitt. Und beim Großen Preis von Großbritannien in Silverstone 2023 durften die Filmemacher die Wagen ihres fiktiven APXGP-Teams sogar in die Startaufstellung schmuggeln, ehe sie scheinbar gegen die echte Formel-1-Konkurrenz ins Rennen gingen.
"F1" verspricht Authentizität - von Feinheiten wie den täuschend echten Rennanzügen, die Pitt und Co tragen, über gewichtigere Details wie die APXGP-Boliden, bei denen es sich nicht nur um Attrappen, sondern echte PS-Monster handelt, bis hin zum Einsatz der Schauspieler selbst. So absolvierten Pitt und sein Counterpart in dem Film, der britische Nachwuchsstar Damson Idris, Fahrtrainings, um selbst mit rund 300 km/h auf der Piste Gummi zu geben. Echte Renn-Größen von Fahrern wie Max Verstappen, Charles Leclerc oder Fernando Alonso bis hin zum Formel-1-CEO Stefano Domenicali geben sich für Cameo-Auftritte in dem Film die Klinke in die Hand.
Nachdem er das Publikum in "Top Gun: Maverick" mit in das Cockpit eines Kampfjets genommen hatte, will Regisseur Kosinski den Zuschauerinnen und Zuschauern nun das Gefühl geben, im Formel-1-Zirkus selbst inmitten der Manege zu stehen. "F1" sei "das intensivste Fahrerlebnis, das je in einem Film festgehalten wurde", schwärmt Pitt.
Der Typ "aus den 90ern"
Der 61-Jährige schlüpft in dem Film in die Rolle des gealterten Rennfahrers Sonny Hayes, dem der Ruf anhaftet, er sei "Der Beste, der es niemals geschafft hat". Seiner Leidenschaft für Autorennen frönt er bei zweit- und drittklassigen Events zwar noch immer, aber seinen Traum von einem Platz in der Weltspitze hat er längst begraben. Doch dann begegnet ihm auf einmal sein einstiger Teamkollege Ruben Cervantes (Javier Bardem), der mittlerweile Besitzer des angeschlagenen APXGP-Rennstalls ist, der in der Formel 1 allen anderen chancenlos hinterherfährt.
In der Hoffnung, mit Hayes an Bord das Ruder doch noch einmal herumreißen zu können, gelingt es Cervantes letztendlich, den störrischen und von der Idee zunächst wenig begeisterten Lonesome Cowboy zu einem Comeback zu überreden. Der Typ "aus den 90ern" wird bei seiner Ankunft aber natürlich erst einmal von niemandem für voll genommen - nicht von Teamboss Kaspar Smolinski (Kim Bodnia), nicht von Technik-Chefin Kate McKenna (Kerry Condon) und schon gar nicht von Joshua Pearce (Damson Idris), dem bisherigen Hauptfahrer bei APXGP, der allerdings noch ziemlich grün hinter den Ohren ist.
Die ersten Erfahrungen mit Hayes im Boliden sind dann erwartungsgemäß auch eher ernüchternd. Der Draufgänger fällt allenfalls mit seiner erfahrenen Schlitzohrigkeit an der äußersten Grenze zu Unfairness und Gemeingefährlichkeit auf. Dem Team bringt das jedoch nach wie vor keine Punkte, während die Saison Rennen für Rennen vorüberzieht und ein Verkauf des verlustreichen Rennstalls immer näher rückt. Wird es Hayes doch noch gelingen, sich in das große Ganze zu integrieren? Wird er zu seiner alten Stärke zurückfinden? Werden er und Pearce ihre interne Rivalität überwinden und APXGP somit am Ende doch noch retten?
Gelungener Spagat
Es ist wohl nicht zu viel gespoilert, wenn man sagt, dass die Antworten auf diese Fragen ziemlich banal ausfallen. "F1" schildert die Geschichte einer Heldenreise, wie sie gefühlt schon Abermillionen Mal auf der Leinwand erzählt wurde - nicht zuletzt im Sujet des Sports. 2011 etwa im Film "Moneyball", als Brad Pitt in die Rolle des Teammanagers Billy Bean schlüpfte. Damals ging es halt nur um Baseball statt um die Formel 1.
Wegen seiner Handlung gerät "F1" somit auf keinen Fall in Oscar-Verdacht. Auch deshalb nicht, weil sich der Film an dieser Stelle mit einem anderen Formel-1-Streifen messen lassen muss, der bereits vor zwölf Jahren erschienen ist: "Rush - Alles für den Sieg", in dem sich Daniel Brühl als Niki Lauda und Chris Hemsworth als James Hunt gegenseitig an die Wand spielten. Das hatte dann doch deutlich mehr Tiefe - und wenn es nur am realen Hintergrund im Gegensatz zu Pitts fiktivem Aufstieg als Phönix aus der Asche liegt.
Das bedeutet jedoch nicht, dass sich der Kinobesuch bei "F1" nicht lohnen würde. In seiner Laufzeit von über zweieinhalb Stunden wartet der Film durchaus mit vielen Schauwerten auf, die klotzen statt kleckern und es einem nicht langweilig werden lassen. Da ist etwa das bestens aufgelegte Ensemble von Pitt über Bardem und Condon bis hin zu Newcomer Idris und Dänemarks "In China essen sie Hunde"-Kultschauspieler Bodnia, dem man zwischen all dem Adrenalin, Benzin und Motorenlärm einfach nur gerne zuguckt. Die Aufnahmen von den Rennstrecken, egal, ob aus der Vogel- oder der Fahrer-Perspektive, sind nicht nur spektakulär, sondern tatsächlich so immersiv wie von Pitt beschrieben. Um davon in den Bann gezogen zu werden, muss man kein Faible für die Formel 1 haben. Man kann das ständige Fahren im Kreis eigentlich sogar doof finden.
Das ist somit vielleicht sogar die größte Leistung des Films. "F1" gelingt gekonnt der Spagat, sowohl Motorsport-Fans nicht mit zu vielen Plattitüden zu verprellen als auch Menschen mit ansonsten wenig Enthusiasmus für den Rennzirkus zu fesseln. So kann Pitt sein neuestes Werk auch getrost und mit Stolz Ines de Ramon präsentieren. Einem gemeinsamen Kinoabend der beiden steht nichts im Wege.
"F1" läuft ab sofort in den deutschen Kinos.
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