Jane Austens Frauenfiguren zeigen, wie man mit Angebern umgeht
Das Dörfchen Chawton in Südwestengland: Silja Aðalsteinsdóttir ist zusammen mit ihrer Enkelin aus Island angereist, um einmal im Leben Haus und Garten der britischen Schriftstellerin Jane Austen zu besuchen.
Die beiden strahlen übers ganze Gesicht. Sie posieren in historischen Röcken, Strohhüten und einem mit Spitzen besetzten Sonnenschirmchen für die Fotografin, die ihre Reisegruppe begleitet.

«Jane Austen ist eine ausgezeichnete Autorin», schwärmt Silja Aðalsteinsdóttir, «Ihre Bücher sind sehr witzig und unterhaltsam zu lesen – haben aber auch Tiefgang: Man kann viel lernen von Jane Austen.»
Aðalsteinsdóttir kennt Austens Texte bis ins kleinste Detail. Sie hat zwei ihrer Bücher ins Isländische übersetzt. Ihr gefällt, wie unangepasst, ja emanzipatorisch Austen die Figuren in ihren Büchern leben lässt: «Lass dich nicht zu etwas drängen, lautet ihre Botschaft. Denk selbst. Und mach, was dir richtig erscheint. Ist das nicht eine weise Botschaft?»

Ein Landhaus in England
Jane Austen entdeckt das Schreiben schon als Mädchen, schreibt Briefe, Gedichte und Geschichten. Mit letzteren unterhält sie ihre sechs Brüder und ihre Schwester. Ihre Texte sind voller Ironie, Witz und bringen ihr schriftstellerisches Talent an den Tag.
Nach dem frühen Tod ihres Vaters zieht sie mit Mutter und Schwester 1809 nach Chawton, einem kleinen Dorf im südwestenglischen Hampshire.
In Chawton bringt Jane Austen sechs Romane zu Papier. 1811 findet sie einen Verleger für ihr erstes Buch «Sense and Sensibility». Kurz zuvor hatte Austen einen Heiratsantrag abgelehnt.
«Sie wollte ihren eigenen Weg gehen», sagt Literaturprofessorin Kathryn Sutherland von der Universität Oxford. Sutherland ist Stiftungsrätin des Jane-Austen-Hauses von Chawton und weiss: «Vieles rund um Jane Austen bleibt bis heute geheimnisvoll».
«Austen will eine andere Zukunft»
Mit dem Zurückweisen des Heiratsantrages sei Austen ein erhebliches, ökonomisches Risiko eingegangen: «Frauen waren in jener Zeit stark von Männern abhängig. Nach dem Tod ihres Vaters war Austen auf finanzielle Zuwendungen ihrer Brüder und anderer männlicher Verwandten angewiesen.»

Trotzdem entschied sich Austen gegen die Heirat – und damit gegen den vorgezeichneten Weg von Familie und Mutterschaft. Sutherland: «Austen will eine andere Zukunft, will als Autorin leben.»
Ihre Bücher erscheinen zuerst anonym, gezeichnet mit «By a Lady» – weil Autorinnen zu Beginn des 19. Jahrhunderts ausgegrenzt werden. Bis zu ihrem frühen Tod, nach kurzer Krankheit, im Sommer 1817 erscheinen vier Romane. Gutes Geld verdient ihre Familie mit den Büchern erst nach ihrem Tod.
Unangepasste Frauenfiguren
Jane Austens Haus in Chawton wird jährlich von rund 40'000 Menschen besucht, die ihre Roman-Figuren lieben. «Sie gibt uns wertvolle Gedankenanstösse – durch ihre starken Frauenfiguren», sagt Lindsay Burley. Die Rentnerin gehört einem Lesezirkel an, der gerade Austens «Emma» bespricht.
«Ihre Frauenfiguren sind alles andere als angepasst. Sie stehen mitten im Leben, sind clever. Wir können von ihnen lernen. Dafür bin ich Austen dankbar», so Burley. Ihre Zwillingsschwester Anita Winn bestätigt: «Austen zeigt auf, wie mit Exzentrikern umzugehen ist. Auch heute gibt es Angeber oder eitle Menschen. Wie zu Jane Austens Zeiten.»
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